Brigade Dirlewanger
Tonfall hinzu: »Wenn ihr Durst habt, dann freßt gefälligst Schnee!« Er streift mit einem Blick die Beute am anderen Flügel und lächelt zufrieden. Er sagt zu Weise: »Lassen Sie für die Burschen eine Kuh schlachten … Aumeier soll …« Im gleichen Moment erschrickt er.
Weise betrachtet ihn fragend.
»Wir haben keinen Metzger mehr …«, kommentiert der Chef dann leise, »ich mußte den Kerl gestern … auf Befehl des Reichsführers SS … wegen so einer Schweinerei in Kiew umlegen lassen …« Er lächelt dem Oscha zu. »Soll die Rasselbande sehen, wie sie zurechtkommt … wenn ich schon meinen freigebigen Tag hab' … Lassen Sie wegtreten!« schließt Dirlewanger und stapft nach rechts, um Inventur der Beute zu halten.
Oberscharführer Weise hebt nur die Hand, und seine Männer laufen müde auseinander. Die Schergen folgen automatisch dem Standartenführer. Müller-Würzbach registriert bereits das Vieh.
Dirlewanger klopft seinem Pferd die Kruppe, zieht es an der Mähne zu sich her. »Schade«, sagt er, »einen Reitgaul kann man aus dir auch nicht mehr machen … Geben Sie es zu unserem Troß«, ordnet er an.
»Jawohl, Standartenführer«, antwortet der Spieß beflissen.
»Melden Sie zehn Rinder an das SS-Verwaltungshauptamt … Der Rest bleibt hier …« Dirlewanger sieht Müller-Würzbach flink notieren und verbessert sich: »Nein, geben Sie den Kerlen fünfzehn, damit sie den Kanal vollkriegen, die Armleuchter …« Er geht zur menschlichen Beute weiter. »Die Männer ab nach Deutschland, beim nächsten Transport«, befiehlt er.
Die Russen sehen ihn mit großen Augen an, deren Pupillen wie blind wirken.
»Wir haben genug Hiwis in Lager II, und diese Iwans hier sehen mir nicht so aus, als ob man mit ihnen noch viel anfangen könnte …«
Dirlewanger hat die Gruppe der russischen Frauen erreicht. Er betrachtet die vordere, Maria, und lächelt. »Wo habt ihr denn die aufgetrieben?« fragt er zufrieden.
»Reserviert für Sie, Standartenführer!« sagt Belle beflissen.
»Guter Geschmack, mein Junge«, lobt der Standartenführer und nickt. »Die drei hier kommen ins Schloß …«, ordnet er an, »die anderen ab durch die Mitte, zum Arbeitseinsatz in die Rüstung!«
Oscha Weise verfolgt jeden Zug im Krähengesicht seines Chefs. Er hält den Zeitpunkt für richtig, die gute Laune anzuheizen. »Da ist noch die Meldung von einem >Horchgerät< …«, sagt er, »B-Soldat Gruhnke hat während der Vergeltungsaktion defätistische Reden gehalten … und gegen Sie persönlich gehetzt, Standartenführer.«
»So«, entgegnet Dirlewanger belustigt. »Stecken Sie den Kerl sofort in den Bau! … Wird Zeit, die schwebenden Fälle zu erledigen … Setzen Sie für morgen einen Gerichtstag an, Müller-Würzbach!«
»Jawohl, Standartenführer«, antwortet der Spieß und kramt in seinen Papieren.
»Noch etwas?« fragt ihn der Chef.
»Ja, Standartenführer … Sie wollten diesen Mann, der zum Untersturmführer befördert wurde …«, der Spieß liest den Namen vom Zettel ab, »… Fleischmann, aus dem Haufen herausziehen …«
»Ach ja«, entgegnet Dirlewanger, »verpassen Sie ihm 'ne anständige Uniform und laden Sie ihn zu unserem Schloßsouper ein …«
Unterscharführer Belle steht wie angenagelt.
Dirlewanger bemerkt, wie er erschrickt, und fragt: »Was ist denn mit Ihnen?«
»Muß eine … eine Meldung machen, Standartenführer«, erwidert Belle wie gewürgt.
»Und?«
»Fleischmann wurde erschossen …«
»Im Einsatz?« fragt der Chef sorglos.
»Nein … Er ist über eines der Russenmädchen hergefallen … und Zugführer Vonwegh hat gleich …«
»Mensch, das hat uns noch gefehlt!« versetzt der Standartenführer. »Wissen Sie, wer das ist?«
Müller-Würzbach gibt Belle die Antwort: »Durch Gnadenerweis wieder zum Untersturmführer befördert … der Neffe eines SS-Gruppenführers …«
»Das badet ihr aus«, schnaubt Dirlewanger, »nicht ich! … Belle«, sagt er dann, »Sie … und dieser Kerl da …«
»Vonwegh …«, ergänzt der Spieß.
»Sie melden sich in einer halben Stunde im Schloß … zum Rapport! Klar?«
»Jawohl, Standartenführer«, entgegnet der Uscha.
Der erste Zug steht in seiner Unterkunft, Baracke VIII. Die meisten Dirlewangers hauen sich sofort auf den Strohsack. Andere können vor Aufregung nicht liegen, weil sie eine Fleischration wittern. Alle wundern sich, den kleinen Kordt und den rundlichen Müller in der Bude anzutreffen. Aber nur
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