bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Titel der unzähligen Bücher, die es aufbewahrte. Es war voll von Geschichtsbüchern, Lexika's, Fachbücher und den verschiedensten Romanen. Ich zog ein mir unbekanntes Buch heraus, machte es mir auf dem Sofa neben Alex gemütlich und fing an darin zu lesen. Es begann trocken und ohne jede Spannung. Es war keine Fantasiegeschichte, wie ich sie gerne mochte, doch zum Zeitvertreib gut genug. Ich versank kaum tief genug in das Buch, um nicht jeden einzelnen Atemzug von Alex, der inzwischen eingeschlafen war, wahrzunehmen. Manchmal beobachtete ich seinen Brustkorb, der sich sachte hob, wenn er einatmete und sich senkte, wenn er ausatmete. Ob er diese automatischen Atmungsbewegungen auch noch als Vampyr machen würde? Wie lange würde er noch als Mensch leben dürfen? Ich wünschte mir wieder, diese Fragen nicht stellen zu müssen. Es quälte mich ihn zu verlieren. Seine aufbrausenden Wutausbrüche, seine kindliche Ungeduld, seine aufgedrehte Freude. All seine menschlichen Züge werden verloren sein. Er wird genauso elegant, anmutig, selbstsicher, gefasst und perfekt sein wie sie. Die makellose Schönheit wird vom Strahlen seiner Augen und dem betörenden Duft unterstrichen werden. Ob ich überhaupt noch da wäre um ihn so zu sehen?
Aus dem verlorenen Gedankensumpf aufgetaucht, las ich den gleichen Absatz bereits zum dritten Mal. Und wieder riss meine Konzentration ab, als jemand fast geräuschlos das Zimmer betrat. Reflexartig sah ich auf, als Emily vor uns stand. Amanda hielt sich etwas hinter Emily auf. Ihre beiden Koffer, die mit Rollen ausgestatten waren, lehnten abholbereit neben meinem alten Rucksack.
Auch Jeremy und William stießen im nächsten Augenblick zu uns. Wo er wohl gewesen ist? In seinem Zimmer vielleicht oder wo anders? Jeremy hielt ein braunes Kuvert in seiner Hand. Die Pässe nahm ich an.
„Weck bitte Alex auf“, bat er Emily.
Alex schlief tief und fest. Emily schüttelte ihn fast schon grob um ihn zu wecken. Er schlug die Lieder langsam auf, gähnte äußerst kraftvoll und blinzelte den Schlaf aus den Augen.
„Wach?“, fragte Jeremy Alex und er nickte.
„Also, wir gehen unseren Plan nochmal sorgfältig durch, um keine Fehler zu machen. Hier sind unsere Pässe …“, er hob das Kuvert hoch, „wir sind einundzwanzig Jahre alt, und sollte jemand danach fragen, machen wir einen Europatrip, den wir schon in der Grundschule planten! Wir fliegen von Philadelphia nach Madrid, dann weiter nach Amsterdam, Paris, Athen und von dort wieder zurück. Bis nach Amsterdam fliegen wir unter unseren jetzigen Namen. Ab Amsterdam werden wir unsere gefälschten Pässe verwenden. Das sollte verhindern, dass sie uns folgen können. Sie werden unsere Spur in Amsterdam verlieren.“
„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, fragte ich kleinlaut.
„Das hängt von den Anschlussflügen ab. Der einzig gebuchte Flug ist von Philadelphia nach Madrid morgen um vier Uhr früh. Alle weiteren Flüge müssen wir vor Ort buchen. Wenn wir ohne längere Unterbrechungen weiterfliegen können, sind wir in drei bis vier Tagen zurück.“
„Und wie bringen wir sie dazu uns zu folgen?“
„Emily, Alex und ich werden sie zum Flughafen lotsen. Dort treffen wir uns kurz bevor wir einchecken. Amanda, William und du, ihr kümmert euch um unser Gepäck.“
Alle nickten zustimmend, als Jeremys Ton die Unterweisung abschloss und er fragend durch die Runde blickte.
„Ich werde mich wieder meinem Schlaf widmen“, merkte Alex an und verließ das Wohnzimmer zusammen mit Emily. Jeremy, Amanda und William setzten sich neben mich auf das Sofa.
„Sarah, du solltest dir auch etwas Schlaf gönnen, wir müssen früh raus und die Reise wird anstrengend“, riet mir William.
„Schon gut, ich schau noch etwas fern.“
Zwar war es bereits dunkel geworden, doch ich war nicht müde. Ganz im Gegenteil, die Nervosität hielt mich hellwach. Zum einen hatte ich wahnsinnige Angst, von den Jägern gefasst zu werden, zum anderen war ich aufgeregt, nach Europa zu fliegen. Es spielte kaum eine Rolle mit wem ich reisen würde, sondern alleine die Tatsache, dass ich es tat, war Grund genug für mich, um nervös zu sein. Ich hasste fliegen. Und mehrere Tage in einem Flugzeug zu verbringen war nicht gerade eine erfreuliche Aussicht.
Die Meeresdokumentation war längst vorbei. Amanda krallte sich die Fernbedienung und zappte wahllos durch die Kanäle. Da nichts Interessantes gesendet wurde, stoppte sie bei einem unspektakulären Thriller. Das
Weitere Kostenlose Bücher