bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
dich so enttäusche. Es tut mir leid, aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss dich verlassen, um dein Glück nicht zu zerstören. Suche mich nicht. Du wirst mich nicht finden, aber ich werde immer in deiner Nähe sein. Ich wache über dich wie ein Engel über seinem Schützling wacht. Bitte verzeih mir, was ich gezwungen bin zu tun. Vergib mir, dass ich Dich ohne Erklärung und ohne Abschied verlassen muss. Mein Herz wird auf ewig dein sein. In ewiger Liebe, dein William.
Liebte er sie tatsächlich für immer? Bis in die Ewigkeit? Eine Ewigkeit die sehr lange andauerte, dachte ich und blickte gedankenverloren auf den Abschiedsbrief. Ich nahm die alte Taschenuhr und betrachtete nochmals das Bild von ihr. Rachel Steward. Wie sie wohl gewesen sein mochte? In ihrem Tagebuch schrieb sie sehr viel von ihren Gefühlen, weniger von Erlebtem. Sie beschrieb ihren Seelenzustand ausführlicher als die Dinge die um sie herum geschehen waren. Bedeutete dies, sie war sehr gefühlvoll? Oder selbstsüchtig? Warum fragte sie ihn nicht, ob er krank war, wenn sie sich um seinen Gesundheitszustand sorgte? War es ihr wichtiger bei ihm zu sein, egal wie er sich fühlte? Oder wollte sie ihn einfach ablenken, falls er tatsächlich an einer Krankheit litt? Sie hätte so viele Dinge aufschreiben können. So viele Details von ihm. Welche seine Lieblingsfarbe war, was er gerne aß, welche Bücher er las oder welchen Beruf er erlernen wollte. Es gab so viel zu erzählen. Warum tat sie es nicht? Es musste Egoismus sein. Sie war egoistisch und nur mit sich selbst beschäftigt. Deshalb handelte ihr Tagebuch nur von ihren eigenen Gefühlen und nicht von denen anderer. Die Eifersucht, die in meiner Magengrube tobte, schürte einen unbarmherzigen Groll gegen Rachel Steward. Als mir so richtig bewusst wurde, dass ich auf eine vermutlich tote Frau neidisch war, schämte ich mich. Wäre sie tatsächlich ein Vampyr gewesen, hätte sie mit Sicherheit etwas Derartiges erwähnt. Das doch stärker werdende schlechte Gewissen ermahnte mich abermals, Williams persönliche Sachen wieder zurück an seinen Platz zu legen, doch ich konnte mich nicht davon losreißen. Wie sehr wünschte ich mir die Zeit zurückdrehen zu können und ihn als Mensch zu sehen. Die wenigen Eindrücke, die Rachel beschrieben hatte, waren auch jetzt noch Williams beste Eigenschaften. Er war zuvorkommend, höflich, selbstbewusst, elegant, charmant, edel, wunderschön, …. Die Liste würde nie enden, wäre Platz genug, um all seine guten Eigenschaften aufzuschreiben.
Hastig riss ich den Kopf hoch, als es an der Tür klopfte.
„Sarah?“ Es war Emily’s Stimme.
„Ja … bitte?“ Antwortete ich während ich hastig die Uhr und das Tagebuch zurücklegte und die Schublade etwas zu ungestüm zuschob.
„Was machst du da?“, fragte sie mit gerunzelter Stirn, den Blick auf die Schublade und dann wieder auf mich gerichtet.
„Ahm … nichts. Ich … habe nur … ein Taschentuch gesucht“, stotterte ich beschämt und wurde rot. Ihrem skeptischen Ausdruck nach zu urteilen, glaubte sie mir nicht.
„Ich glaube, wir haben Taschentücher in der Küche. Alex und ich sehen uns einen Film zusammen an und wollten wissen, ob du Lust hast, ihn mit uns zusammen zu sehen.“
„Oh, das ist nett von euch.“
„Und? Möchtest du?“
„Ja, gerne.“
Auf dem Weg ins Wohnzimmer überlegte ich, ob Emily Rachel kannte. Als seine Schwester musste sie doch auf den gleichen Veranstaltungen und Partys eingeladen gewesen sein. Ob sie mir davon erzählen würde? Sollte ich danach fragen? Würde es ihr unangenehm sein?
„Ist was nicht in Ordnung?“, fragte Alex, als ich mich zu ihm auf die Wohnzimmercouch setzte.
„Nein, warum?“
„Etwas scheint dich zu kränken. Du fühlst dich nach verletzten Gefühlen an.“
„Ich glaube, sie hat Williams persönliche Sachen gefunden“, antwortete Emily, während sie mir ein Päckchen Taschentücher auf den Tisch legte.
„Welche?“, hackte Alex nach.
„Sarah, du kannst es zugeben. Ich war schon im Zimmer, als du die Uhr und das Tagebuch zurückgelegt hast.“
„Tut mir leid ... ich …“
Reumütig zog ich die Schultern hoch und entschuldigte mich.
„Keine Panik. Er wird nicht sauer sein. Es wäre ihm wahrscheinlich nur lieber, wenn du vorher gefragt hättest, bevor du seine Sachen durchwühlst.“
Ihre mahnende Stimme passte nicht zu den entlastenden Worten.
„Was? Du hast seine Sachen durchsucht?“ Alex sah mich überrascht und mit einem
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