bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
kleinen Grinsen auf den Lippen an. Er schien amüsiert zu sein.
„Es tut mir ehrlich leid … ich wollte nicht … ich habe nur etwas. Ich wollte einfach nur mehr über ihn erfahren.“
„In der Regel fragt man die betreffende Person, wenn man etwas erfahren möchte.“
„Naja, ich …“
„Schon gut, Sarah. Er ist über sie hinweg“, sagte Emily.
„Wie bitte?“, fragte ich, weil ich nicht ganz folgen konnte.
„Deine Eifersucht prallte mir wie ein Presslufthammer entgegen als ich die Tür öffnete.“
„Oh.“
Die Tatsache, wie gut Vampyre menschliche Gefühle spürten, war mehr als unangenehm. Aber noch schlimmer war es, wenn man darauf angesprochen wurde.
„Es ist überflüssig, eifersüchtig auf Rachel zu sein.“
„Weil sie tot ist.“
„Nein, weil er über sie hinweg ist.“
„Kanntest du sie?“
„Klar kannte ich Rachel Steward.“
„Wie war sie?“, bohrte ich.
„Wie eine typische Tochter der oberen Gesellschaftsschicht. Sie trug teure Kleider und edlen Schmuck. Sie gab sich schüchtern, wie es sich für ein Mädchen der damaligen Zeit ziemte.“
„War sie hübsch?“
„Ja, das war sie tatsächlich und jeder Junge drehte sich nach ihr um, wenn sie vorbeiging. William war der Erste, bei dem sie sich ebenfalls umdrehte. Sie waren ein nettes Paar.“
„Warum hat er sie verlassen?“
„Du selbst weißt, wie schwer es ist zu begreifen, dass Vampyre existieren. Aus Angst, sie würde sich von dem Schock nicht erholen, beschloss er sie zu verlassen, um ihr ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. William litt lange nach der Trennung. Doch nachdem sie ihr erfülltes Leben hinter sich gelassen hatte und starb, war auch er von seiner schmerzenden Liebe erlöst. Sie entschlief mit einem Lächeln in den Tod. Das Lächeln zauberte er auf ihre Lippen. William war das Letzte, was sie sah, bevor sie von dieser Welt ging. Und das war es auch, was ihm half seinen Frieden zu finden. Sein Leben als Vampyr begann erst, als sie ihres als Mensch beendete hatte.“
„Woher wusste er, dass sie ein zufriedenes Leben hatte?“
„Er fühlte es. Außerdem hielt er sein Versprechen, immer in ihrer Nähe zu sein, und versicherte sich stets, dass sie glücklich war. Er behütete sie wie ein Schutzengel, so wie er jetzt über dich wacht. Seit Rachel hatte er sein Herz festgehalten. Kein Mädchen, das er kennenlernte, auch wenn sie noch so hübsch und attraktiv war, konnte sein Herz erobern. Und er hat einige getroffen. Doch als du kamst, war es um ihn geschehen. Anfangs war er am Boden zerstört. Wieder hatte er sein Herz an ein Menschenmädchen verloren. Abermals war diese Liebe zur Hoffnungslosigkeit verdammt. Auch als sich herausstellte, welches Blut in deinen Adern fließt, dachte er keinen Moment daran, dich deines menschlichen Lebens zu berauben. Er wäre weitere siebzig, achtzig oder neunzig Jahre einsam, als unsichtbarer Begleiter an der Seite einer Frau, die er nicht haben durfte, umher gewandelt.“
Aus Emily’s Mund hörte sich die Geschichte eher nach einem Märchen als nach einer wahren Begebenheit an.
„Zum Glück muss er das ja nicht. Stimmt´s, Sarah?“, warf Alex etwas genervt ein. Er hatte wohl kein Interesse an diesem Gespräch und versuchte sich auf den Film zu konzentrieren.
„Wie viele waren es?“, fragte ich Emily vorsichtig und war mir dabei nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte.
„Keine Ahnung. Ich hab‘ nicht mitgezählt.“
„Waren es … Vampyrfrauen?“
Ob ich dieses Gespräch weiter führen sollte? Könnte ich die Wahrheit verkraften? Ich war ja schon eifersüchtig auf ein totes Mädchen. Aber wenn diese Frauen auch noch lebten?
„Ja klar. Er hat sich eigentlich nie für Menschen interessiert. Bis jetzt.“
„Mann. Euer Frauengequatsche nervt mittlerweile. Können wir jetzt bitte den Film sehen?“ Genervt warf Alex seinen Kopf nach hinten und hielt sich die Ohren zu. Als ob das bei seinem übernatürlichen Gehör genützt hätte.
„Klar, Schatz. Oder möchtest du noch etwas wissen?“ Die Frage war an mich gerichtet.
„Ahm … nein, aber danke.“
Emily hatte tatsächlich ein Mädchengespräch mit mir geführt. Es lag noch immer etwas Kühles zwischen uns, aber sie unterhielt sich mit mir wie eine Freundin oder so ähnlich. Dass sie mich nicht besonders mochte, dessen war ich mir sicher. Doch sie war offen und ehrlich zu mir. Etwas zu ehrlich. Die Anspielung auf Williams Sexleben hätte sie sich sparen können. Selbstverständlich hatte
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