bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
danach.
„Guten Morgen.“
„Geht’s dir wieder gut?“, erkundigte sich Jason nach meinem Befinden.
„Ja, danke, bin wieder kerngesund. Es geht keine Gefahr von mir aus“, teilte ich sachlich mit angehobenen Mundwinkeln mit.
„Hoffentlich ist die Epidemie dann bald vorbei“, bemerkte Alex stöhnend.
„Welche Epidemie?“ fragte ich unwissend.
„Du warst nicht die einzige mit Fieber und Halsschmerzen. Die halbe Schule ist krank“, informierte mich Alex.
„Außerdem fehlt das halbe Sportteam, und sogar in der Cafeteria arbeiten fast nur Aushilfen, das gab´s noch nie“, fügte Verlisa hinzu.
„Oh“, antwortete ich überrascht.
Schleppend machten wir uns nach unserem Geplauder auf den Weg in das Schulgebäude. Es war mittlerweile einfacher für mich durch diese gigantische Eingangstüre zu gehen. Ich kannte die Lehrer, wusste wo sich die jeweiligen Klassenzimmer befanden, war geübt darin im Flur nicht angerempelt oder niedergetrampelt zu werden und fühlte mich nicht mehr als die Neue, weil nach mir bereits weitere Schüler hier her gewechselt hatten.
Die Stunden verflogen eigentlich ziemlich schnell, dank Velisa konnte ich jedem Unterricht folgen. Die Notizen von ihr waren wirklich gut und hilfreich gewesen. Nach der letzten Stunde trafen wir uns wieder draußen. Die Sonne strahlte so hell, dass sie uns blendete, und wir gezwungen wurden, mit zusammen gekniffenen Augen zu schauen. Sie war kräftig und wärmend, das tat gut nach dieser langen öden kalten Winterphase. Es war Anfang März und der Frühling kündigte sich an, leider etwas zu zaghaft. Ich konnte den Sommer kaum erwarten, weil ich den Winter hasste.
Auf dem Weg zum Bus erinnerte ich mich wieder an meine Pläne. Mein Äußeres zu verändern hatte ich schon begonnen. Nun galt es einen Job zu suchen, um für ein eigenes Auto Geld zu verdienen. Ich nahm mir fest vor in den nächsten Tagen einen Job zu finden, besorgte mir Zeitungen und studierte Stellenanzeigen unter der Rubrik Samstag-Aushilfe, da alle anderen Jobs aus zeitlichen Gründen nicht möglich waren. Die meisten Stellen waren im Verkauf oder in der Gastronomie zu finden, im Supermarkt, an der Tankstelle, im Sport- oder Bekleidungsgeschäft, in Fast-Food-Restaurants, Cafés oder Bars. Als Servierkraft zu arbeiten konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dazu war ich zu tollpatschig. Allein beim Gedanken daran hörte ich die Gläser und Teller klirren. In einem Sportladen konnte nicht allzu viel kaputt gehen und in einem Buchladen würde ich sogar gerne arbeiten. Leider fand ich keine Anzeige für eine Stelle in einem Buchhandel. Aber eine andere Anzeige fiel mir auf.
Schuhfachhandel sucht Samstag-Aushilfe, junges Team, leistungsorientierte Bezahlung!
Ich fuhr zur angegebenen Adresse und sah mir den Laden von draußen an. Es war ein großes Schuhgeschäft und viele Menschen gingen durch die gläserne Eingangstür. Ich stand davor und wusste nicht was ich machen sollte. Es kostete einiges an Überwindung durch diese Tür zu gehen, und ich versuchte es so aussehen zu lassen, als wäre ich eine Kundin. Das Geschäftslokal war riesig und die kauflustigen Leute schlenderten durch die Gänge und probierten verschiedene Schuhe. Die Mitarbeiter erkannte man an den einheitlichen blaugelben T-Shirts, die sie trugen. Ich sah den Kassenbereich, nahm all meinen Mut zusammen, atmete tief ein und aus, ging in steifer, aufrechter Haltung zum Kassa-Mitarbeiter und blieb unmittelbar vor ihm stehen. Er bediente gerade ein paar Kunden und bemerkte mich nicht sofort. Ich holte Luft, setzte an etwas zu sagen und stockte, als ich merkte, wie er mich ignorierte. Das konnte doch nicht so schwer sein. Es war doch nur ein Wort, das ich über die Lippen bringen musste.
„E-e-entschuldigung.“
Ich versuchte, ihn auf mich aufmerksam zu machen, was nicht so einfach war, aber ich sprang über meinen Schatten.
„Einen Moment, ich bin beschäftigt.“
Er sah mich kurz von oben herab an, wirkte genervt, und ich fühlte mich lästig. Hätte ich Schuhe gebraucht, wäre ich gegangen, um keine Umstände zu machen. Was natürlich völliger Schwachsinn gewesen wäre, es war schließlich sein Job Leute zu bedienen, freundlich wenn möglich. Ich stand zirka zehn Minuten geduldig da und wartete bis er fertig war und sich mir zuwandte. Ich konzentrierte mich scharf darauf nicht nervös herum zu zappeln wie ein kleines ängstliches Mädchen.
„Ja, bitte?“ Er sprach mich trocken und mit
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