bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
mir dessen bewusst, dass ich den Job nicht bekam, wenn ich zu diskutieren anfing oder widersprach.
„Also gut, ich werde Mr. Garner dein Bewerbungsformular geben und du wirst telefonisch kontaktiert, wenn er dich einstellen möchte.“
Endlich kam sie zum Schluss. Ich konnte den Wunsch zu gehen kaum noch unterdrücken.
„Eine Frage hätte ich noch an dich. Ab wann könntest du anfangen?“
„Ab nächsten Samstag wäre okay.“
„Sehr schön! Dann wünsch ich dir noch einen schönen Tag! Auf Wiedersehen!“, lächelte sie vertrauenswürdig und höflich.
„Danke, auf Wiedersehen!“, verabschiedete ich mich ebenfalls mit einem Lächeln, machte kehrt und verließ den Laden. Vor der Tür atmete ich zuerst mal tief ein, versuchte meine schwitzenden Hände an der Jeans zu trocknen und hoffte, dass sich mein sprunghafter Pulsschlag bald wieder beruhigte.
Ob es sich bei diesem Gespräch um einen Bewerbungstest oder nur um small-talk gehandelt hatte, war mir immer noch nicht hundertprozentig klar. Vielleicht wollte sie doch nur nett sein. Oder sie wollte mein Können in small-talk testen um zu sehen, wie ich mich mit Kunden schlagen würde. Wie auch immer, ich hatte es geschafft mich in zwei Läden vorzustellen. Stolz und zufrieden darüber, zwei Bewerbungen zustande gebracht zu haben, machte ich mich auf den Heimweg. Zuhause erzählte ich Carol davon. Sie war sogar noch überraschter als ich erwartete. Bevor ich mich dem nächsten Bewerbungsstress aussetzte, wartete ich ab, ob sich jemand melden würde.
Tatsächlich klingelte mein Handy ein paar Tage später noch in derselben Woche. Ein unbekannter Anrufer.
„Sarah Edison!“ Sollte es ein zukünftiger Boss sein, wollte ich so höflich wie möglich klingen und versuchte mit klarer Stimme zu sprechen. Meine Hände zitterten, aber das konnte derjenige nicht sehen, was mich wiederum besänftigte.
„Teen-Line, Garner mein Name.“ Meldete sich eine tiefe raue Stimme in der Leitung.
„Guten Tag“, antwortete ich.
„Ich rufe wegen der Aushilfsstelle an. Sie können Samstag neun Uhr anfangen!“, herrschte er mich an und es stand außer Zweifel, dass letzteres keine Frage war.
„Okay …“, stimmte ich zu.
„Anna wird Ihnen alles erklären. Wir sehen uns dann am Nachmittag und klären alles Weitere!“ Er sprach so schnell, als hätte er es eilig das Gespräch zu beenden.
„In Ordnung.“ Ich hielt mich kurz, und das nicht nur weil ich nervös war oder um das Telefonat so schnell wie möglich beenden zu können. Es war Mr. Garner's militärischer Tonfall, der dazu anregte, kurze und prägnante Antworten zu geben.
„Also, bis Samstag, pünktlich.“
„Selbstverständlich.“
Es war das eigenartigste Telefonat, das ich je führte. Dieser Mr. Garner hatte in einem derart schroffen Ton befohlen pünktlich zu sein, dass ich schon jetzt Panik hatte, mich am Samstag um auch nur eine Minute zu verspäten. Es dauerte einen langen Moment, um den Schrecken des Gesprächs zu verdauen, erst dann konnte ich meiner Mutter überglücklich davon erzählen. Sie glaubte mir anfangs kein Wort, und ich musste ihr mehrmals versichern, dass ich sie nicht auf den Arm nahm. Sie konnte es sich nicht erklären wie ich das angestellt hatte, wie ihre kleine Sarah ein Vorstellungsgespräch führen könnte, ohne in der Notaufnahme wegen Herzkammerflimmern zu landen. Das eigentliche Vorstellungsgespräch hatte ich auch noch vor mir, das was ich hinter mir hatte, war nur eine Einführung, eine harmlose Konversation. Das was noch auf mich zukam würde nicht so glimpflich verlaufen, doch darüber wollte ich noch nicht nachdenken. Die Vorfreude darauf, mein eigenes Geld zu verdienen, übertraf das mulmige Gefühl in meiner Magenregion. Carol wollte unbedingt wissen wo der Laden war, in welcher Gegend, ob es an einer großen Einkaufsstraße lag und was genau verkauft wurde. Aus diesem Grund fuhr sie mit mir hin und beäugte das Schaufenster. Sie schien erleichtert zu sein, dass es ein stinknormaler Klamottenladen war. Und ich war besänftigt, weil die Gegend ausreichend beleuchtet war und ich nicht durch dunkle Gassen laufen musste. Mit dem Bus brauchte ich zwanzig Minuten, Wartezeit und Fußwege mit einberechnet, das war eine annehmbare Strecke. Carol gratulierte mir, als sie mir zu guter Letzt doch noch glaubte, dass ich den Job bekommen hatte, und lud mich als Belohnung zum Essen ein. Es gab natürlich Pizza mit viel Cola und danach Eiscreme.
Bei der nächsten Gelegenheit in der
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