bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
fühlte, weigerte mich jedoch es anzuerkennen. Über meine Gefühle war ich mir hundertprozentig sicher. Ja, ich war hoffnungslos verliebt in ihn, doch ich hatte auch Angst. Und diese Angst drängte mich mehr und mehr weg von ihm.
Nach einiger Zeit schweigender Umarmung machten wir uns auf den Weg zurück zu den anderen. Ich entzog ihm meine Hand, aber er wich nicht von meiner Seite.
„Ist alles okay Sarah?“, fragte Alex mit besorgtem und leicht panischem Unterton.
„Ja, alles in Ordnung.“
„Warum bist du weggerannt? Was ist unten passiert?“, bohrte er rücksichtslos neugierig.
„Einer der Vampyrjäger, Ryan, er hatte sie überfallen!“, antwortete William für mich.
„Er hatte eine Pistole“, murmelte ich fassungslos.
„Was?“, schrie Alex entsetzt auf.
„William hat mich rechtzeitig gerettet“, murmelte ich weiter.
„Ist er noch immer unten?“ Seine Stimme zitterte vor Aufregung.
„Nein, er ist definitiv weg“, antwortete William.
„Wo ist er hin?“, fragte Alex weiter.
„Bestimmt ins Krankenhaus. Einige seiner Knochen sind gebrochen“, erklärte William als ob er nicht daran schuld wäre.
„Hast du ihn zusammengeschlagen?“ Die Aufregung in Alex Stimme klang nun etwas anders, nicht mehr ängstlich, sondern bewundernd.
William antwortete nicht mit Worten, warf Alex aber eindeutige Blicke mit hinterlistigem Lächeln zu, was keinen Zweifel daran ließ, dass er für die Knochenbrüche verantwortlich war.
Da es schon sehr spät geworden war und Alex und ich noch jede Menge Schlaf nötig hatten, brachten uns Emily und William nach Hause. William fuhr natürlich mich, Emily chauffierte Alex in ihrem Wagen.
Als ich zu Hause war, saß Carol noch wach im Wohnzimmer vor dem Fernseher.
„Hi Carol“, begrüßte ich sie beiläufig und nahm mir in der Küche ein Glas Wasser zu trinken.
„Hast du schon mal auf die Uhr gesehen wie spät es ist?“, sagte sie vorwurfsvoll mit zusammengekniffenen Augen, was ihrem scharfen Ton den nötigen Ausdruck verlieh, um mir ein schlechtes Gewissen einzujagen.
„Tut mir leid“, entschuldigte ich mich.
„Sieh zu, dass du ins Bett kommst, morgen ist Schule“, befahl sie kühl und wandte ihren Blick wieder auf den Fernseher gerichtet.
„Mach ich, gute Nacht“, sagte ich schuldbewusst.
„Schlaf gut.“
Sie war sauer auf mich. Klar, ich hatte jede Menge Freiraum, sie machte kaum Vorschriften, doch, dass ich während der Woche bis Mitternacht weg war, machte sogar sie wütend und streng. Ich ging ins Bad, putzte meine Zähne, wusch den Dreck von der Straße ab und schnappte mir die Fernbedienung für den Fernseher. Aber es war zu viel passiert um fernzusehen, ich konnte mich auf nichts konzentrieren, also schaltete ich ihn wieder aus. Moony war wie jede Nacht auf ihrem Platz neben mir und schnurrte mir die Ohren voll. Ich hob sie auf meinen Bauch und verwöhnte sie mit langen intensiven Streicheleinheiten, während die unterschiedlichsten Gedanken in meinem Kopf herum kreisten.
Schon verrückt, seitdem ich von diesem Geheimnis über Vampyre, Wharpyre und weiß Gott, was sonst noch existierte, wusste, passierten immer mehr verrückte Dinge. Von William ganz zu schweigen. Erst war er der beliebteste Junge an der Schule, daraufhin ein Vampyr, dann waren Emily und er Geschwister, Alex wird zum Vampyr, Vampyrjäger jagen zukünftige Vampyre sowie Wharpyre machten die Welt unsicher, und oben drein stand ich selbst davor ein Vampyr zu werden, was wiederum die Jäger in Einsatz brachte. Verrückt. Vielleicht bestand ja die Möglichkeit, dass ich mir das alles nur einbildete. Möglicherweise litten ja einige meiner Blutsverwandten an Geisteskrankheiten und soviel ich weiß, ist Geisteskrankheit vererbbar.
Ich durchlebte in meinem Zimmer nochmals diesen leidenschaftlichen Kuss, denn für mich war es ein Abschiedskuss. Das Gefühlschaos durchströmte meinen Körper, von Müdigkeit war keine Spur. Dieser Kuss verursachte eine Explosion in mir, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich konnte das Brennen in mir noch immer fühlen, und mein Herz begann zu rasen, wenn ich nur daran dachte, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlten. Etwas, das man Vernunft nannte, schlich sich immer drängender in mein Bewusstsein, vielleicht war es auch Furcht und Feigheit, aber mein Verstand schaltete um auf Panik. Weglaufen. Flucht.
Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich bereits zweimal beinahe mein Leben verloren. Ich hing nie besonders daran, doch jetzt,
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