bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
geblieben war. Als ich mich zu ihr beugen wollte, um ihre Stirn tröstend zu streicheln, grämte ihr Gesicht. Ihr Blick wurde zornig. Hasserfüllten Blickes sah sie mich an, bevor sie laut vor Schmerzen aufschrie. Ihr Gesicht verzerrte anormal, die Nase wuchs in die Länge, hellbraune Haare sprossen aus der faltigen dünnen Haut, und ihre Zähne formten sich zu langen spitzen Reißzähnen. Reflexartig sprang ich im Bruchteil einer Sekunde ein weites Stück nach hinten, weit genug um einen angemessenen Sicherheitsabstand herzustellen, aber ich ließ sie nicht aus den Augen. Ich war wachsam auf sie konzentriert, beobachtete jede Veränderung an ihr und nahm gleichzeitig alles andere um mich herum wahr. Ihr Körper verwandelte sich in ein Raubtier. Eine Löwin. Sie war größer als ich und knurrte mich zähnefletschend an. Ihre ungeduldig zuckenden Muskeln verrieten ihren Drang auf mich zuzuspringen, auf mich loszugehen um mich umzubringen. Sie wollte ihre langen, scharfen, spitzen Zähne in meinen harten kräftigen Körper rammen um mich zur Strecke zu bringen. Meine eigene Mutter wollte meinen Tod, und als sie zum Absprung ansetzte, wollte ich sie davon abhalten mich zu töten, wollte vernünftig mit ihr darüber sprechen, doch ihre riesigen Pranken steuerten direkt auf mich zu. Ich öffnete meinen Mund um zu schreien, doch bevor ich nur einen Ton heraus brachte, wachte ich schweißgebadet auf.
Mein Herz donnerte wild gegen meinen Brustkorb, meine Haare klebten mir im Nacken. Moony saß neben mir und schaute mich mit ihren großen grünen Augen und schief geneigtem Kopf an. Draußen war es noch stockdunkel. Es war der furchtbarste und realste Alptraum, den ich je hatte, und ich konnte mich an jedes einzelne schreckliche Bild erinnern.
Niemals würde ich zulassen, dass dieser Alptraum Wirklichkeit würde. Ich spürte die Vorwarnung dieses verrückten Traumes nur allzu deutlich und musste meine Familie schützen, dazu war ich fest entschlossen, das war mein Ziel. Und das bedeutete nur eines… meinen Tod. Ich dachte nochmal sorgfältig darüber nach und fand, es wäre doch ehrenvoll, wenn man sich selbst opfert um einen geliebten Menschen zu schützen. Vor hunderten von Jahren oder heute noch in militärischen Organisationen würde für eine solche Tat eine Auszeichnung verliehen werden.
Es dauerte länger als sonst, um mich für die Schule fertig zu machen. Ständig schweiften meine Gedanken ab, zu dieser entsetzlichen Gewissheit, nicht mehr lange hier zu sein. Als ich an unserem Treffpunkt vor der Schule ankam, warteten Velisa und Jason bereits. Ich nahm mir vor, mir nichts anmerken zu lassen und spielte ihnen eine heile Welt vor. So gut ich eben konnte.
Ich war so spät dran, dass wir kaum Zeit hatten um uns zu unterhalten, was mir nur recht war. Wir hetzten sofort los in unsere Klassen. Das kam mir sehr gelegen, denn es war nicht sehr einfach, nicht an meinen bevorstehenden Tod zu denken. Ich überlegte, wie ich es am besten anstellen wollte. Schlaftabletten waren meine erste Überlegung. Aber es musste sicher sein, ohne Aussicht auf Rettung. Ich wusste, ich hatte nicht den nötigen Mut mich vor einen fahrenden Zug zu legen oder mich von einer Brücke zu stürzen. Der Gedanke daran, den Aufprall zu spüren, denn Sturz zu überleben und vielleicht mein restliches Leben mit einer Behinderung leben zu müssen, hielt mich davon ab. Im Grunde war der ganze Gedanke an Selbstmord der reinste Wahnsinn. Ich wollte mich nicht umbringen. Wollte leben. Ich wollte all die Freuden und Sorgen erleben, die auf mich warteten. Aber ich durfte in diesem Punkt nicht nur an mich denken. Ich musste meinen Egoismus ablegen und Verantwortung übernehmen, und niemand konnte mir das abnehmen. Ich musste da durch. Egal wie.
Wir hatten Biologie, und als mein Blick gedankenverloren durch die Klasse schweifte, fiel mir ein leerer Platz auf. Alex war nicht hier. Womöglich war etwas Schlimmes passiert, als Emily ihn nach Hause brachte. Ob die Vampyrjäger nochmal aufgetaucht waren?
Als Mr. Baxter den Unterricht begann, verdrängte ich die Gedanken an Alex. Ich schob all das, was mit ihm, William oder Vampyren zu tun hatte, weit weg von mir und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Er würde schon einen guten Grund haben, um nicht zur Schule zu kommen, schließlich war er mehr als alt genug. Als ich zur Englischstunde das Klassenzimmer betrat, bemerkte ich auch hier einen leeren Tisch. Emily war nicht hier, doch William und
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