bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
wo ich wusste wie schnell es enden konnte, wollte ich es nicht verlieren. Ich fürchtete mich davor, das Leben, das ich nie für wertvoll hielt, zu verlieren.
Sie waren unsterblich, hatten nichts zu befürchten, Alex musste nur noch wenige Wochen oder Tage warten bis er ein mächtiger Vampyr wäre, doch mein zierlicher schwacher Körper war nicht schwer zu zerstören. Der Jäger war so nah dran mich zu töten. Zu nah. Es war reines Glück, dass ich noch da war.
Es war nicht nur mein Leben an dem ich hing, ich musste dabei auch an meine Mutter denken. Wieder war ich mit meinen Gedanken an den verschiedenen Lebenswegen angelangt, die das Leben oder das Schicksal, wie auch immer, für mich bereit hielten. Ich hatte zwei Möglichkeiten, die mehr oder weniger zu demselben Ergebnis führten. Entweder ich würde mich in einen Vampyr verwandeln oder ich sterbe bevor es so weit wäre. Also entweder, ich beende mein Leben als Mensch und führe ein anderes fort, oder ich beende das Leben als Mensch und bin einfach … nicht mehr da. Keine der beiden Möglichkeiten war ein passender Ausweg für den ich mich entscheiden würde. Andererseits gehört das Sterben doch zum Leben. Ohne den Tod gäbe es kein Leben. Könnte ich es wirklich tun? Mich selbst umbringen? Selbstmord? In meinem Kopf drehte sich alles wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell.
Aber vielleicht hätte ich die Chance und würde nicht in einen Vampyr verwandelt, dann könnte ich ein normales Leben mit normalen Menschen verbringen. Ich würde die Schule beenden, ein Studium abschließen, unter Umständen sogar eine eigene Familie gründen und Kinder haben, so wie es sein sollte. Begonnen hatte das alles mit William, also konnte ich es auch beenden, indem ich ihn aus meinem Leben streichen würde. Es dürfte nicht so schwierig sein, so lange kannte ich ihn nun auch wieder nicht. Und wenn ich mich von Vampyren fern hielte, würde sich dieses verdammte Gen in mir wieder beruhigen. Ich wünschte es wäre so einfach, aber William sagte, man kann es erst erkennen, wenn die Verwandlung bevorstünde. Und bei mir ist es schon sichtbar, was bedeutete, dass ich, egal was ich auch tun würde, mich in eine von ihnen verwandeln würde. Ich wog die Für und Wider ab. Wieder und wieder. Aber es war hoffnungslos, entmutigend, verwirrend und jagte mir eine Mordsangst ein.
Die Müdigkeit übermannte mich schließlich doch noch, und ich schlief schluchzend, mit Moony schnurrend auf meinem Bauch liegend, ein.
11
Ich fand mich an einer Bettkante sitzend wieder und hielt eine blasse, faltige Hand in meinen Händen. Ihre Haut war dünn und mit braunen Flecken, wie ich sie von meiner Großmutter kannte, übersät. Lange dürre Finger zuckten ab und zu, kaum wahrnehmbar. Am Handgelenk war ein zartes goldenes Armband mit einem Anhänger in Ankerform angelegt. Es sah genauso aus wie jenes, das Carol und Steven mir gaben. Sie schenkten es mir an dem Tag als sie mir verrieten, dass ich adoptiert worden war. Das Kettchen war als kleines Geschenk verpackt in dem Körbchen zusammen mit mir und stammte von meiner leiblichen Mutter. Ich dachte, ich hätte es verloren oder man hätte es gestohlen. Als ich es genauer betrachtete, fiel mir auf, dass es genau das gleiche war. Meine Augen folgten den Arm entlang, darunter hob sich eine weiße Decke schwach auf und ab. Der darunter liegende Körper war zu schwach um richtig zu atmen. Kein Wunder, er bestand nur aus Haut und Knochen, was man am Arm sehr deutlich erkennen konnte. Als ich das Gesicht, das zum Arm gehörte, sah, erstarrte ich vor Entsetzen. Der Schreck durchfuhr jeden Zoll meines Körpers. Es war meine Mutter. Sie hatte schütteres weißes Haar, die Nase war krumm und viel zu lang für ihr kleines Gesicht, das keine Ähnlichkeit mit ihrem früheren Aussehen hatte. Es war ein fremdes Gesicht, doch zweifellos ihres, dessen war ich mir absolut sicher. Ihre kleinen grau gewordenen Augen starrten ins Leere. Als mir klar wurde, dass sie im Sterben lag, zerriss mich die Trauer darüber innerlich in tausend Stücke, doch keine einzige Träne wollte über meine Wange laufen. Mein Kopf war gesenkt und betrachtete wieder die alten mageren Finger in meinen blassen jungen kräftigen Händen. Da wurde mir bewusst, was passiert war. Ich war ein Vampyr und saß am Sterbebett meiner Mutter. Sie starrte mir fassungslos direkt ins Gesicht, in mein wunderschönes, makelloses Gesicht, und konnte nicht begreifen wie es möglich war, dass ich so jung
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