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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Herz hämmerte wie wild gegen meinen Brustkorb. Sein Atem war gesteigert.
    Ich war ruhig. Mein Herz klopfe leise. Ich fühlte mich sicher in seinen Armen. Ich fühlte mich gut. Es war, als ob ich schweben würde.
    »Bleib hier, Mimi ... bleib hier.«
    Ich schwebte ...

Kapitel 3
    Mia – Angst
    Graz, Juni 2012
    »Musst du das tatsächlich durchziehen?«
    »Ja, Mama ...«, gereizt schmiss ich die restlichen Kleidungsstücke wild auf das Bett vor mir. Ich blickte zu Boden und atmete ebenmäßig zehn Mal ein und wieder aus. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich spürte, wie sich mein Puls langsam normalisierte. Die Finger streckte ich sachte auf und zu, bis ich mich erneut fühlen konnte. Mein Atem wurde ebener. Ich hatte mich wieder im Griff.
    Vorsichtig schaute ich meiner Mutter in die Augen. Ich hasste es, wenn dies geschah. Noch immer war ich nicht imstande meinen Körper zu kontrollieren. Meine Emotion zu steuern. Enorm angewidert war ich von mir, wenn es vor meinen Eltern passierte. Sie litten mehr als genug mit mir, da brauchten sie nicht auch noch meine Wutausbrüche, meinen emotionalen Verfall.
    Langsam atmete ich weitere zehn Mal ein und aus. Bis ich endgültig bereit war, erneut zu sprechen, ohne diesen Hass, ohne diese Wut in meiner Stimme und in mir. »Ich brauche Abstand. Abstand von all dem hier«, ich deutete mit beiden Armen rund um mich. »Ich weiß ... zumindest glaub ich zu wissen, dass es das Beste ist. Verstehe mich bitte«, sagte ich flehend. Mama sah mich mit ihren wunderschönen großen, grünen Augen an. Sie sagten so viel. Trauer, Angst, Mitleid, Sorge ... Alles nur wegen mir. Das wollte ich nicht.
    Seit Wochen lagen mir meine Eltern in den Ohren. Sie versuchten mir diese Idee auszureden, zumindest meine Mutter. Sie verstand nicht, wie es mir helfen sollte. Mein Vater gab es nach einem nur kurzen Versuch auf. Er wusste, dass ich es schlicht und ergreifend durchzog, egal was sie mir rieten. Schließlich hatte er denselben Sturkopf wie ich oder ich wie er. Somit wusste er, dass all das Diskutieren nur unnötig war. Eine Wand hörte womöglich noch mehr zu, als ich es tat. Wenn wir uns etwas in den Kopf setzten, dann blieb uns nichts anderes übrig, als es durchzuziehen. Verlust oder Gewinn.
    In manchen Situationen war diese Sturheit regelrecht ein Segen. Sie war eine wesentliche Hilfe, um meine gesetzten Ziele zu erreichen. Nicht umsonst schaffte ich das Studium in der Zeit mit sehr guten Noten. Und einen perfekten Job brachte sie mir somit schließlich auch ein.
    In manchen Situationen war die Sturheit jedoch kontraproduktiv.
    Ich wusste, dass es unter anderem an dem Stursein lag, welches mein Glücklichsein verhinderte. Zumindest ein kleiner Teil. Sie war ein schwerwiegendes Hindernis auf meinem Weg zum Glück, zur Lebensfreude und vor allem zur Gesundheit, körperlich und psychisch. Sie legte mir zu viele Steine in den Weg. Nein, Felsbrocken. Ich wusste nicht, wie ich diese beseitigen sollte. Ob ich dazu imstande war? Gab es eine Lösung? Wegrollen? Mitschleppen? Erklimmen?
    Vielleicht konnte ich es für diesen Weg nutzen und diese Sturheit verwenden, um mich zu finden. Wenn ich nur wusste, wo ich beginnen sollte. Vor allem war ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, für etwas zu kämpfen, das man vermutlich nicht allzu lange hat.
    Jedoch hatte ich mir diese Reise in den Kopf gesetzt. Ich musste sie einfach machen. Ich benötigte endlich wieder Zeit für mich. Zeit für mich ganz alleine, ohne all die Dinge, welche mich zu diesem Ich drängten. Ich kannte mich so nicht, wollte mich so nicht mehr. Jeder Tag war ein Kampf. Ein Kampf, den ich zu verlieren schien.
    Seufzend ging ich die paar Schritte zu meiner Mama. Lange sah ich ihr in die Augen. Sie bewegte sich nicht. Wartete geduldig auf meinen nächsten Schritt. Unbeholfen umarmte ich sie.
    Dieser Weg war für keinen hier einfach.
    Ich hatte Angst.
    Angst, wieder alleine zu sein nach diesem Jahr.
    Angst vor all dem Neuen, dem ich begegnen musste.
    Angst, nicht mehr das Ich zu finden.
    Angst, was passierte, wenn ich das Ich wiederhatte.
    Angst, dass ich nicht mehr zurückkommen würde.
    »Es tut mir leid ...«, murmelte ich an ihren Nacken.
    »Ach Mia ...« Sie drückte mich an sich. »Pass auf dich auf«, seufzte sie laut, »Und melde dich, so oft du kannst.«
    Das würde ich. Bestimmt ...
    Ich wusste, meine Eltern hatten Angst um mich, genauso viel, wie ich wohl auch hatte. Sie sorgten sich, dass ich noch nicht die Kraft für das hier

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