Bring mich heim
nach vorne und berührte seine Lippen. Sie waren weicher als meine Hände. Ein Schmunzeln entkam mir. Ich mochte dieses Gefühl. Samuel bewegt sich etwas. Rasch zog ich meinen Arm weg.
Zufrieden lehnte ich mich zurück, nach wie vor mit einem Lächeln und schlief ein.
Kapitel 26
Mia – Nicht anfassen
Richtung Rom, Juni 2012
Ich wachte mit einem steifen Genick auf. Wie ich mich schon auf ein richtiges Bett freute. Auch wenn es wieder nur in einer Jugendherberge war. Aber es war mit großer Sicherheit bequemer, als im Sitzen angelehnt an der Seitenscheibe in einem Bus zu schlafen.
Ich streckte meinen schmerzenden Nacken und gähnte. Ich sah auf meine Uhr. Es war 17:48. In wenigen Minuten würde der Bus in Venedig ankommen und wir müssten ein letztes Mal umsteigen.
Ich blickte zu Samuel. Er schlief noch. Sein Kopf hing in einer seltsamen Position. Also, wenn er nicht mit mächtigen Schmerzen aufwachte, wusste ich auch nicht.
Ich rutschte etwas näher an sein Ohr ran. »Samuel. Aufwachen«, begann ich zu flüstern. »Wir sind gleich da. Du solltest munter werden. Samuel Winter, Zeit zum Aufstehen.«
Er öffnete ein Auge und lugte zu mir. »Wir können bald aussteigen.«
Samuel gähnte und streckte sich. »Verdammt. Ich hatte mir das Reisen nicht gar so unbequem vorgestellt.«
»Dachtest du, du würdest in Luxusbussen reisen?«
Er lachte: »Nein, eigentlich nicht. Ich hatte nur vergessen, wie schrecklich diese Bussitze sind«, und knetete sich seinen Nacken.
»Jetzt sind wir ja bald da und im Zug hat jeder wieder zwei Sitze. Dann müssen wir nicht so aufeinanderkleben.«
»Und wenn ich gerne aufeinanderklebe?«, sagte er mit verführerischer Stimme, streckte seine Arme aus und wollte mich umarmen. Blitzschnell war ich an das Fenster gepresst. Ich spürte, wie das Blut aus meiner oberen Körperhälfte floss. Herzrasen. Das war eindeutig zu viel.
Sam hob beide Arme. »Hey, Kleine, schon gut. Ich wollte dich nur umarmen.« Ich hörte ihn, brachte aber keinen Ton heraus. Meine Ohren sausten. Mein Kopf fing zu pochen an. Ich starrte nach wie vor auf diese verdammten Hände.
»Mia, sieh mir in die Augen.« Er sprach ruhig. »Ich tu dir nichts.«
Ich wusste, dass er mir nichts tat. Aber mein Körper war anderer Meinung. Für meinen Körper war er fremd. Ich spürte, wie dieser auf Abwehr ging. Wenn ich nichts dagegen unternahm, würde er wieder abschalten. »Mia, bitte sieh zu mir hoch. Bitte«, hörte ich seine beruhigende Stimme sagen.
Ich versuchte es. »Sieh mir in die Augen.«
Langsam wandte ich meinen Blick in sein Gesicht. »Danke«, flüsterte er. »Versuche ruhig zu atmen. Mach es mir nach.« Nur konnte ich nicht, mir schnürte es die Atemwege ab. Ich presste meine Lider zu. »In meine Augen sehen«, hauchte er. Ich öffnete sie und befahl mir, in seine zu sehen.
»Gut ... Und jetzt langsam ein und wieder aus. Ein ...« Er deutete mit seiner Hand nach oben. »Und aus ...« Er zeigte mit der Hand nach unten. Wir machten das gute zwanzig Mal. Bis das Ohrensausen besser wurde. Das Herz nicht mehr so schnell schlug. Bis sich mein Körper lockerte.
»Gut gemacht.« Samuel schenkte mir sein Lächeln. Vorsichtig fragte er: »Darf ich fragen, was gerade passiert ist?«
Ich setzte mich entspannter hin und deutete ein Nein.
»Wieso nicht? Ich dachte soeben, du trittst hier jede Minute weg. Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt.« Er klang wirklich besorgt. Nur sollte er mich nicht für noch verrückter halten, als er es vermutlich ohnehin schon tat. Vor allem wollte ich nichts, für mich, Schmerzhaftes hervorkramen. Erzählte ich ihm, was los war, müsste ich ihm alles erzählen, damit er es verstand.
»Nein, lieber nicht, Samuel. Glaub mir, es ist nicht so schlimm.«
Er schien zu überlegen, ob er weiter nachhaken sollte oder doch lieber nicht. Immer wieder fuhr er sich durch sein sowieso zerzaustes Haar. Fasste sich an den Nacken. Sah zu mir und blickte weg.
»Gut, ich lass es mal im Raum stehen.« Seine Stimme verriet mir, dass er sich nicht ganz so sicher war, ob er es so handhaben sollte. Mit meinen Augen flehte ich ihn an, dass er es einfach vergessen sollte. »Nur weil wir gleich aussteigen müssen, frag ich nicht weiter.«
Mit dem Blick nach unten gesenkt hauchte ich: »Danke.«
Kapitel 27
Samuel – Nie mehr loslassen
Richtung Rom, Juni 2012
Ich hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. Aber ich machte mir Sorgen. Diese Reaktionen waren nicht normal. Nur wie hätte ich Mia davon
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