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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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stärker gegen meinen Brustkorb. Mein Magen verknotete sich. Sein Blick intensivierte sich. Ich wusste nicht, was mit mir geschah. In mir begann sich ein Gefühlschaos breitzumachen. Etwas wollte, dass er nur meine Finger berührte. Nein, mehr berührte. Damit ich fühlte. Aber etwas anderes blockte diese Gefühle. Meine Angst. Mein Mangel an den Glauben an mich selbst. Der Gedanke, dass die Zeit zu kurz war. All das war zu stark und rückte in den Vordergrund. Ich fing an nervös zu werden. Mit der rechten Hand griff ich zu meinem linken Arm. Die Narbe war sogar durch den langen Ärmel spürbar. Über den Stoff fing ich daran zu kratzen an. Alles in mir schrie, dass ich diese Emotionen nicht zulassen durfte. Meine Welt war nicht geregelt. Meine Welt stand kurz vor dem Abbruch. Das würde alles ins Chaos fallen lassen. Ich war langsam dabei, besser zu werden. Sehr langsam. Bis der Fall kommen würde.
    Wir durften nicht passieren.
    Schnell drehte ich mich weg und starrte auf das dezent grüne Wasser, welches sanfte Wellen gegen das Ufer schlug. Ich hörte Samuel seufzen. Doch er sagte nichts dazu. Ich zog meine Beine fest an den Körper. Die Arme schlang ich darum. Mein Kinn lehnte ich an meine Knie an.
    Wir schwiegen eine ganze Weile. Mein Blick war die meiste Zeit auf den Aesculapius-Tempel fixiert, welcher auf der anderen Seite des Teiches stand. Einige Touristen paddelten mit einem Boot vorbei. Unzählige Tauben badeten am Teichufer. Steckten ihren Kopf ins Wasser und schüttelten sich danach trocken. Die Enten quakten, schwammen einander nach. Und doch war es so ruhig, dass ich ihn atmen hörte. Seine kleinen Bewegungen hörte. Mein Körper wollte sich umdrehen. Wieder in diese Augen sehen. Die Nähe spüren. Mein Verstand riet mir ab. Dieser gewann. Ich war noch nicht so weit.
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, Mia«, brach Samuel die Stille. Ich sah ihn nicht an. »Es wird nicht wieder passieren. Der Moment ließ mich verleiten.«
    »Schon gut. Es ... ich hab es vermutlich so aussehen lassen«, stammelte ich vor mich hin. Es war eine seltsame Luft zwischen uns.
    »Nein, nein wirklich, ähm ... ich werde besser aufpassen.«
    Nun drehte ich mich doch um. Sam sah mich mit einem richtigen Dackelblick an. Er saß noch exakt in derselben Position. Beine ausgestreckt und an den Knöcheln überkreuzt. Seinen Oberkörper stützte er mit seinen Armen ab. Sein ausgeblichenes schwarzes Shirt mit Pacman darauf ließ die Konturen seiner Muskeln durchblitzen. Man benötigte nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie gut er gebaut war. Ich gaffte genau dort hin. Sah viel zu lange auf diesen wohlgeformten Oberkörper. Meine Gedanken sprangen auf der Stelle um. Ich dachte daran, wie sich diese Muskeln anfühlten. Ob er unter meiner Berührung zu zittern begann. Um diese Gedanken loszuwerden, schüttelte ich leicht den Kopf und sah wieder hoch. Samuel hatte bemerkt, dass ich ihn in meinem Kopf auszog. Dieses Grinsen sagte alles. Ich musste schmunzeln und spürte, wie meine Wangen schwach erröteten. »Lass uns weitergehen«, war alles, was ich sagte. Stand auf und ging. Nach einigen Schritten drehte ich mich um. Er war mir nicht gefolgt, sondern saß nach wie vor mit diesem breiten Lachen im Gesicht auf der Wiese. Seine Augen verfolgten mich. Mit meinem Kopf deutete ich, dass er herkommen sollte. Er sprang auf und rief zu mir: »Komm doch schon.«

Kapitel 30
    Samuel – Mehr von Rom
    Rom, Juni 2012
    Nein, ich wurde schlicht nicht schlau aus ihr. Es war unverkennbar, dass sie sich von mir angezogen fühlte. Ich spürte diesen Moment am Teich. Mia war einfach heiß. Ein Mann war praktisch dazu gezwungen, sie anzusehen. Jetzt, wo sie diesen Fetzen nicht auf dem Kopf hatte, konnte ich ihren Anblick umso mehr genießen. Sie musste auch nicht wissen, dass ich diese graue Mütze unter ihrem Bett gefunden hatte. Sie wirkte sowohl ohne als auch mit diesem Ding wunderschön. Nur sie brauchte es nicht. Nichts an ihr musste versteckt werden. Nein, ich log nicht, als ich sagte, sie sehe bezaubernd aus. Sie tat es. Und noch viel mehr. Sie strahlte etwas aus, das ich nicht verstand. Aber Mia versteckte es gut. Vielleicht war es ihr nicht bewusst. Und wenn doch, dann tat sie alles, was in ihrer Macht stand, um es so gut sie konnte zu vertuschen. Sie war verdammt gut darin. Denn ihr Gehabe sagte Lass mich in Ruhe. Doch die Fassade schien zu bröckeln.
    Ich kannte sie nur diese wenigen Tage. Jedoch wirkte sie anders auf mich als im Zug

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