bringen alle in Schwung
Zukunft immer ausgebucht sein. Aber für Ostern haben wir dich verplant ...“
Die Zwillinge hätten Anja gerne dabei gehabt, zu Weihnachten unter Mamis Christbaum mit den rotbackigen, blank polierten Äpfeln und Strohsternen. Und überhaupt. Aber sie würden die Ferien natürlich auch ohne die Freundin voll genießen. Sie wussten, dass Anja darauf angewiesen war, eingeladen zu werden. Natürlich hatte Frau Theobald ihr gesagt, sie könnte die Ferien über im Internat bleiben. Sie selbst würde einige Tage da sein, bevor sie zu ihrer Mutter fuhr, und die Hausmutter wollte überhaupt nicht verreisen. Trotzdem wäre es ein trauriges Weihnachtsfest für Anja gewesen, allein mit der Direktorin und der Hausmutter und dem Gärtnerehepaar.
Hanni und Nanni feierten Weihnachten mit viel Schnee, einer knusprigen, leider etwas zähen Gans, über die Mami sich maßlos ärgerte und die Amanda köstlich zu finden schien. Sie fraß alles, was Eltern und Töchter liegen ließen, auf und sank dann in einen seligen Schlaf. Silvester tranken die Zwillinge Punsch und bewunderten um Mitternacht das Feuerwerk, das der Bürgermeister mit ein paar Jungen aus dem Dorf in den sternenklaren Nachthimmel schoss. Es waren schöne Ferien. Aber noch nie hatten es die Mädchen so eilig gehabt, nach Lindenhof zurückzukehren.
Der große Star wird erwartet
Zwei Wochen vor dem Konzerttermin teilte Frau Theobald den Mädchen mit, dass Roy Bernhard sich für den folgenden Nachmittag zu einer Art Generalprobe angesagt hatte. Ein Sturm der Aufregung brach los. Die Direktorin hatte geahnt, dass diese Neuigkeit wie eine Bombe einschlagen würde, deshalb hatte sie sie erst nach dem Pudding verkündet. Hätte sie es vor dem Essen getan, wäre die Suppe unweigerlich kalt geworden.
„Dann also morgen um fünfzehn Uhr im Turnsaal“, erklärte sie. „Wir führen Herrn Bernhard unser ganzes Programm vor. Er wird uns sagen, was er davon hält und wie er sich seinen eigenen Beitrag vorstellt. Bitte keine Nervosität. Es wird schon klappen. Ich möchte, dass ihr euch ganz normal benehmt.“ Frau Theobald lächelte, aber ihre Stimme hatte einen mahnenden Unterton. „Denkt daran, dass Herr Bernhard nicht zu uns kommt, um unter halbwüchsigen Schulmädchen zukünftige Talente zu entdecken, sondern weil er uns und Anja helfen will.“
Natürlich nützte die Ansprache nicht viel. An diesem Nachmittag wurden in Lindenhof mehr Blusen und T-Shirts gewaschen als sonst in einer Woche. Im Bügelzimmer herrschte vor dem Abendessen Hochbetrieb. Gegen neun Uhr versagte zum ersten Mal seit langen Zeiten die Heißwasserversorgung. Nicht, weil irgendetwas an der Leitung kaputtgegangen wäre, sondern weil fast hundert Schülerinnen sich gleichzeitig die Haare waschen wollten. Die letzten taten es mit eiskaltem Wasser und zusammengebissenen Zähnen. Halb Lindenhof schlief in dieser Nacht auf Lockenwicklern. Wenn ein Mädchen einer anderen ihren Fön borgte, dann war das ein echter Freundschaftsbeweis.
Hanni und Nanni gehörten zu den Glücklichen mit Naturlocken. Sie setzten sich mit ihren nassen Haaren nur zum Trocknen vor die Heizung.
Anja war wohl die Einzige, die von der allgemeinen Aufregung unberührt blieb. Sie hatte sich weder die Haare gewaschen noch eine Bluse. Sie malte.
„Bist du gar nicht neugierig auf ihn?“, fragte Hanni.
„Doch“, nickte Anja. „Klar bin ich neugierig. Aber ... Roy Bernhard kommt schließlich nur zu uns, weil ihr ihn davon überzeugt habt, dass er mir helfen muss. Nicht wahr? Der Gedanke macht mich wahnsinnig nervös. Wenn ich jetzt noch anfange, mich von eurem Zirkus anstecken zu lassen, drehe ich durch. Deshalb rede ich mir selber ein, es wäre mir alles egal. Versteht ihr das?“
Die Zwillinge dachten nach. Es war ein gemeinsames Nachdenken. Dann nickten sie gleichzeitig.
„Ja“, sagte Nanni, „ich glaube, wir verstehen dich. Du hast recht, wenn du es locker nimmst. Außerdem sind deine Haare tadellos.“
Wie auf ein Stichwort erschien Elli in der Tür und fragte, ob jemand ihr einen Fön leihen könnte. Anja gab ihr den ihren, der nicht benötigt wurde. Elli versprach hoch und heilig, ihn in einer halben Stunde zurückzubringen. Aber natürlich brachte sie ihn nicht. Kaum waren ihre Haare halbwegs trocken, da riss ihr ein anderes Mädchen den Fön aus der Hand.
Kurz vor drei Uhr waren alle Mädchen im Turnsaal versammelt. Einige standen an der Wand, ein paar hockten auf dem Podium, die meisten saßen auf dem Boden, das
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