Brisante Enthüllungen
ich es geschafft."
"Das hast du getan?" Sie drehte sich um und sah ihn verblüfft an.
"Natürlich. Er hat sich nicht wohl gefühlt."
"Danke." Sie schüttelte den Kopf. "Ich verstehe nicht, warum ich ihn nicht gehört habe. Normalerweise …"
"Du hast geschlafen wie ein Murmeltier." Seine Stimme klang sanft. "Du hast noch nicht einmal protestiert, als ich mich auf das Bett gelegt habe. Vielleicht hast du gespürt, dass Carlino bei mir war und du nichts zu befürchten hattest."
"Mag sein", stimmte sie steif zu. "Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast."
"Das habe ich gern getan", antwortete er leicht erschöpft.
Polly ging in die Küche. Als sie mit dem Kaffee zurückkam, war Charlie wach und ziemlich mürrisch.
"Du bist offenbar morgens schlecht gelaunt, mein Sohn", stellte Sandro fest und warf Polly einen kurzen Blick zu. "Genau wie deine Mom."
"Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich und reichte ihm eine der beiden Tassen, "aber die Situation ist wirklich nicht leicht für mich." Sie trank einige Schlucke Kaffee.
"Für mich auch nicht, meine Liebe." Nachdem er den Kaffee getrunken hatte, stand er auf und nahm Charlie auf den Arm. "Komm, mein kleiner Brummbär, du kannst mit mir baden. Vielleicht bessert sich dabei deine Laune. Du hast doch nichts dagegen, oder?" fügte er an Polly gewandt hinzu.
"Nein." Sie legte das Bettzeug zusammen und verwandelte die Schlafcouch wieder in eine Sitzgelegenheit. Später versuchte sie, Charlies fröhliches Quietschen zu ignorieren und ihre Eifersucht zu verdrängen.
Was wird als Nächstes geschehen? überlegte sie. Wahrscheinlich würde sie mit Mrs. Terence reden und ihr die Kündigung überreichen müssen. Auch mit ihren Eltern müsste sie reden.
In der kleinen Küche trank sie ein Glas Orangensaft. Ihr Leben hatte sich innerhalb weniger Stunden völlig verändert, so dass sie all ihre Pläne vergessen konnte. Schon bald würde sie neben Sandro in der Kirche oder auf dem Standesamt stehen und sich Versprechen anhören müssen, die er gar nicht halten wollte. Und sie würde sich von ihm einen Ring an den Finger stecken lassen.
Vor drei Jahren hatte sie davon geträumt, ihn zu heiraten. Jetzt erfüllte sich ihr Traum, aber unter völlig falschen Voraussetzungen. Charlie zuliebe würde sie eine Möglichkeit finden müssen, die Ehe, die keine sein würde, zu ertragen.
Sie seufzte, wusch das Glas aus und legte in Charlies Zimmer die Sachen bereit, die er anziehen sollte. Wenig später kam auch Sandro herein. Er war angezogen und hatte Charlie auf dem Arm, der in ein Badetuch gehüllt war.
"Hast du einen Putzlappen, damit ich die Überschwemmung im Badezimmer aufwischen kann?" fragte Sandro.
"Ach, das mache ich, nachdem ich gebadet habe", erklärte Polly betont munter. "Hauptsache, ihr beide hattet Spaß. Er hat vor dir gar keine Scheu."
"Hast du geglaubt, die Narbe würde ihn erschrecken?"
"Nein, natürlich nicht. Er ist nur sonst Fremden gegenüber sehr zurückhaltend."
Er zuckte die Schultern. "Das hast du schon erwähnt. Er spürt vermutlich, dass ich sein Vater bin. Aber ich will dir deinen Platz nicht streitig machen, du wirst immer seine Mutter sein. Er braucht uns beide."
Polly nickte. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Auf einmal legte Sandro ihr die Hand auf die Schulter, und diese sanfte Berührung weckte die seltsamsten Gefühle in ihr.
"Zieh dich an", forderte er sie ruhig auf. "Ich kümmere mich um unseren Sohn."
Seine Freundlichkeit und Rücksichtnahme irritierten sie. Ich will ihn hassen und zornig auf ihn sein, damit ich nicht schwach werde, sagte sie sich, während sie den Raum verließ.
Es dauerte zehn Minuten, bis sie das Badezimmer gewischt hatte. Ihr war klar, dass sich ihr Leben in jeder Hinsicht ändern würde. Würde sie mit all den Veränderungen überhaupt zurechtkommen? Sie seufzte. Was erwartete Sandro von ihr? Welche Rolle sollte sie spielen? Über seine Familie wusste Polly nicht viel. Sie kannte natürlich die Contessa, aber er hatte ja auch Cousins und Cousinen erwähnt. Was würden seine Verwandten davon halten, dass er eine Frau mit Kind heiratete, die nicht aus seinen Kreisen kam?
Wieder seufzte sie. Viele Probleme würden auf sie zukommen.
Als sie in Jeans und einem blauen T-Shirt das Wohnzimmer betrat, stand Sandro am Fenster. Er hatte Charlie auf dem Arm und unterhielt sich leise mit ihm über den Verkehr auf der Straße. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
"Hast du jemanden beauftragt, meine Wohnung zu beobachten?"
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