Brisante Enthüllungen
die Schultern. "Sie wissen nur, dass du seine Frau bist und mehr Einfluss auf ihn hast als sie. Dorotea scheint sehr verletzt zu sein. Sie ist offenbar davon überzeugt, du seist der Meinung, sie sei zu alt, um Carlino zu betreuen, und sie wäre die Erste, der du kündigen würdest."
"Oh nein, wie konnte das geschehen?" fragte Polly verbittert.
Teresa wählte die Worte mit Bedacht. "Paola, mir ist klar, dass diese Gerüchte von einer Person in Umlauf gesetzt worden sind, die Autorität genießt. Ich befürchte, du hast einen Feind", fügte sie vorsichtig hinzu.
"Oh ja, die Contessa", erwiderte Polly hart.
"Ja, offenbar hat sie den Leuten angeboten, sich bei dir für sie einzusetzen und für ihre Belange zu kämpfen. Sie hat behauptet, du seist unnachgiebig und zu keinen Zugeständnissen bereit. Du musst dir etwas einfallen lassen, sonst gehen alle weg. Dann ist kein Personal mehr da, wenn Alessandro zurückkommt."
"Vielleicht sollte ich verschwinden", schlug Polly unglücklich vor. "Ich gehöre nicht hierher. Ich habe gedacht, sie würden mich nur deshalb verachten, weil ich mich nicht wie eine Marchesa verhalte."
"Aber du hast Antonia Barsoli gegenüber den entscheidenden Vorteil, dass du Alessandros Frau bist und dass seine Angestellten ihn lieben", wandte Teresa lächelnd ein. "Mach den Leuten klar, dass ihre Jobs nicht gefährdet sind, und sorg dafür, dass Dorotea noch mehr Kinder zu betreuen hat, dann lieben sie dich auch."
Das ist leichter gesagt als getan, dachte Polly und zauberte ein Lächeln auf die Lippen.
Einige Stunden später verabschiedeten sich ihre Gäste, und Polly war traurig, dass sie wieder weg waren. Sie hatten ihr versprochen, im Sommer für einen längeren Besuch zu kommen. Es hatte Polly gut getan, mit Teresa zu reden. Doch jetzt schienen sich die alten Probleme wieder wie ein Berg vor ihr aufzutürmen.
"Ist Ihr Großvater wieder da, Rafaella?" fragte Polly, als die junge Frau ihr am nächsten Morgen den Tee ins Schlafzimmer brachte. "Ich möchte immer noch mit ihm reden."
"Ich habe es nicht vergessen, Signora. Ich werde mit ihm sprechen. Soll ich Ihnen jetzt ein Bad einlaufen lassen?"
Sie weicht mir aus, vielleicht will ihr Großvater nicht mit mir reden, überlegte Polly. "Ja, gern", erwiderte sie und trank den Tee.
Später fand sie in ihrem Wohnzimmer zwischen der Post, die man ihr hingelegt hatte, eine Karte ihrer Eltern aus Cornwall. Ihr Vater hatte sie geschrieben, aber ihre Mutter hatte auch Grüße hinzugefügt. Und darüber freute Polly sich sehr.
Sie läutete und ließ Teodoro kommen. "Informieren Sie bitte das gesamte Personal, dass sich heute Nachmittag um drei alle im Empfangsraum versammeln sollen", forderte sie ihn ruhig auf. "Alle müssen erscheinen."
"Auch Dorotea? Sie wollte mit Carlino …"
"Dorotea auch", unterbrach Polly ihn. "Julie wird sich in der Zeit um meinen Sohn kümmern."
"Gut, Vossignoria." Er zögerte und blickte Polly besorgt an. "Gibt es ein Problem?"
Sie lächelte freundlich. "Keins, das sich nicht lösen lässt."
Polly hatte sich gut auf die kleine Rede, die sie halten wollte, vorbereitet. Als sie um drei in den Empfangsraum kam, waren alle da.
"Ich habe Sie hergebeten, um ein Missverständnis aufzuklären", begann sie nun langsam und deutlich auf Italienisch. "Es ist das Gerücht verbreitet worden, dass ich beabsichtige, Ihnen Ihre Arbeit wegzunehmen und Sie zu entlassen. Ich versichere Ihnen, dass es nicht der Wahrheit entspricht. Eine solche Behauptung aufzustellen halte ich für eine Bösartigkeit, und ich verstehe nicht, wie man so etwas tun kann.
Es ist bedauerlich, dass keiner von Ihnen mich gefragt hat, ob etwas Wahres an der Sache sei. Aber ich gebe zu, ich bin für Sie noch eine Fremde. Das wird sich ändern. Ich werde mich jetzt selbst um die Führung des Haushalts kümmern."
Um das einsetzende Flüstern zu übertönen, fuhr sie lauter fort: "Eins möchte ich vorab klarstellen. In den letzten Wochen hat sich das Leben für unseren Sohn völlig verändert. Er muss sich an die neue Umgebung und die ihm fremde Sprache gewöhnen. Julie, die mit uns aus England gekommen ist, ist nicht nur ein Kindermädchen, sondern auch eine Freundin. Sie hilft ihm, mit den Veränderungen zurechtzukommen. In absehbarer Zeit wird sich jedoch Dorotea allein um unseren Sohn kümmern. Das hat mein Mann so geplant, und es ist auch mein Wunsch." Sie blickte Dorotea an. "Mein Mann hat einen anstrengenden Beruf, und ich möchte ihm jeden Ärger
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