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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Riesen ruhte.
    Als der Abend endete, hatte der Kummer sich durch eine goldene Flut von Bier in Melancholie verwandelt. Singend kehrten die Männer in die Kaserne zurück, und sogar Igraines zwei Frauen nickten ein. Sie selbst hatte genug getrunken, um eine ungewohnte Leichtigkeit zu verspüren, doch sie fühlte sich noch nicht schläfrig. Nachdem sie ihren Frauen in die Betten geholfen hatte, stahl sie sich zur Tür hinaus und erklomm vorsichtig den Aussichtsposten auf der Mauer.
    Zwischen den Wolkenfetzen schimmerte ein drei Viertel voller Mond und zauberte ein gelegentliches silbriges Funkeln auf die rastlosen Wellen. Und von Zeit zu Zeit widerspiegelte sich auf dem Wasser das Flackern der an den Mauern brennenden Fackeln, als feierte das Volk der See sein eigenes Fest. Über den Toren und am anderen Ende des gewölbten Dammes waren Lichter angebracht worden, um Geister zu geleiten, die des Weges unsicher sein mochten.
    Obschon, dachte sie, während sie auf die schattigen Klippen hinausstarrte, jeder Geist, der einen Pfad zwischen den Welten finden konnte, gewiss auch jenes letzte, kurze Stück der Reise zu bewältigen vermochte. Plötzlich blinzelte sie – einen Lidschlag lang vermeinte sie, eine Bewegung erspäht zu haben –, doch als sie abermals hinschaute, lag das Land so finster und reglos da wie zuvor.
    Zu viel Bier, dachte sie und schüttelte den Kopf. Ich sollte besser zu Bett gehen, bevor ich versuche, auf dem Pfad des Mondlichts über das Meer zu wandeln.
    Mit bewusster Umsicht auf die Schritte achtend, kletterte sie von der Mauer hinab. Nach dem frischen Wind draußen wirkte die Burg warm, und sie warf ihr Kopftuch beiseite. Der halb volle Krug stand noch auf dem Tisch. Bis zum nächsten Morgen würde das Bier schal sein, und es war eine Schande, das gute Nass verkommen zu lassen, wo es doch noch so viele Tote gab, die sie noch nicht geehrt hatte. Sie füllte ihren Becher und hob ihn empor.
    »Auf Amlodius, Schild des Nordens!«
    Sie hatte kaum mit der Aufzählung der toten Gefährten ihres Vaters begonnen, als das Licht der Lampen heftig flackerte und ihr ein Windzug das Haar zerzauste. Igraine schaute auf. Die Eingangstür war aufgeschwungen; drei Gestalten standen dort.
    »Ob Ihr seid tot oder lebend, ich grüße Euch!« Sie streckte den dreien den Becher entgegen. »Im Namen der alten Götter und der neuen, seid willkommen in dieser Halle.«
    Sie traten vor, und der Letzte der drei schloss die Tür hinter sich. Igraine blinzelte und dachte, sie musste mehr getrunken haben, als sie glaubte, denn es fiel ihr schwer, sich auf die Züge der Gestalten zu konzentrieren. Dann hielt der Anführer vor ihr inne und streckte die Hand aus, um den Becher zu ergreifen. Er trug einen ihr nur allzu gut bekannten, gesprenkelten Umhang mit einer goldenen Haltenadel.
    »Gorlosius!«, rief sie aus und ließ um ein Haar den Becher fallen. »Was tust du denn hier?«
    Einen Augenblick zögerte er. »Wo sonst sollte ich bei diesem heiligen Fest sein?« Seine Stimme klang angespannt und heiser, als wäre er erschöpft. »Ich habe mich von der Armee davongestohlen und bin hierher gekommen. Ich konnte es nicht länger ertragen, ohne dich zu sein.«
    Igraine wich einen Schritt zurück und ergriff die Lampe, dennoch verweilten seine Züge im Schatten.
    »Du kommst am Samhain-Abend hierher, gleich einem Geist aus der anderen Welt, und erwartest, dass ich dich willkommen heiße?«
    »Ist es denn so außergewöhnlich zu erwarten, dass eine Frau ihren Gemahl willkommen heißt?«
    »Wenn ich die Frau bin und du der Gemahl, dann schon«, erwiderte sie voll verbittertem Humor.
    Einer seiner Männer – sie glaubte, sein Name lautete Jordanus – stand unruhig hinter ihm. Der dritte hielt sich in den Schatten an der Tür. Vielleicht waren sie Geister, dachte sie, während ein Kribbeln über ihre Haut strich, denn dies war eindeutig nicht der Gorlosius, den sie kannte.
    »Wie auch immer«, meinte er barsch, »heute Nacht beanspruche ich den Platz eines Gemahls in deinem Bett!« Bevor sie etwas erwidern konnte, war er neben ihr und umfasste mit den schwieligen Händen eines Kriegers ihre Schultern.
    Doch es waren nicht Gorlosius’ Hände. Zwar war er ein lebendiges Wesen – aus dieser Nähe spürte sie die Wärme seines Körpers, stiegen ihr die Gerüche von Schweiß und Pferd in die Nase –, aber ihr Fleisch wusste, dass dieser Mann sie noch nie berührt hatte.
    »Ich bin die Herrin vom See«, erklärte sie mit leiser Stimme, »und

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