Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See
sammelte sich gleich einem Pfuhl um ihre Füße. Einzig in ihr Haar gekleidet, ging sie zum Bett und legte sich nieder.
Einen Augenblick zögerte Uther noch, dann ergab er sich ihrer Umarmung, und so wie Glut auflodert, wenn frischer Brennstoff in den Ofen geworfen wird, so entflammten ihre Leiber. Mit Armen und Beinen umklammerte sie ihn, als die Flammen immer höher schlugen. Dann explodierten sie in einem Funkenregen, der grell schimmernd hinter ihren geschlossenen Lidern herabprasselte, und er tat einen Schrei und bäumte sich über ihr auf, ehe er wie ein Toter in ihre Arme zurücksank.
Eine Weile verharrten sie keuchend. Dann streichelte Igraine mit den Händen über seine harten Rückenmuskeln und spürte, wie er zwischen ihren Hüften zu neuem Leben erwachte. Diesmal haftete ihrer Vereinigung eine zärtliche Bedächtigkeit an, die Igraine hilflos in seinen Armen stöhnen ließ. Bevor sie einschliefen, liebten sie sich ein drittes Mal, doch lange danach, als sie über jene Nacht nachdachte, war sie sich sicher, ihren Sohn im Zuge der ersten Vereinigung empfangen zu haben, bei der die lange unterdrückte Leidenschaft des Hochkönigs sich in jenem gewaltigen Aufschrei entlud.
Sie fühlte, wie Uthers Befriedigung der Entspannung im Schlaf wich, und hatte gerade noch Zeit, die Decke über sie beide zu ziehen, bevor der süße Schlummer auch sie umfing.
Stunden später erwachte sie und fragte sich, was ihre Ruhe gestört hatte, denn Uther lag reglos neben ihr, und kein Geräusch war zu hören. Erschrocken schlug sie die Augen auf, plötzlich überzeugt, sie wären nicht allein.
Neben den Vorhängen bewegte sich ein fahler Schemen.
Sie blinzelte und erinnerte sich daran, wie ein Spiel des Lichts auf Bettvorhängen ihr Angst einzuflößen vermocht hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Doch dieses Bild wurde immer deutlicher, bis sie die angespannte, drahtige Gestalt unter dem Umhang, den Schock schwarzen Haars und die starrenden Augen erkannte. Geisterlippen formten ihren Namen.
»Gorlosius…«, flüsterte sie zur Antwort.
Der Schemen streckte die Arme nach ihr aus. Dann ertönte aus dem Pferch neben dem Garten ein Hahnenschrei, und die Züge der Gestalt verzerrten sich und begannen zu verblassen.
War es Gorlosius’ Traumgestalt oder sein Gespenst gewesen? Zitternd verharrte Igraine, bis in der grauen Stunde kurz nach der Morgendämmerung, wenn auf dem Meer schwere Nebelschwaden hängen, ein Ruf die Stille zerriss. Sie hörte, wie die Tür zur Burg aufschwang; hastig richtete sie sich auf und zog die Decke um sich, während Uther sich neben ihr regte.
»Herrin, o Herrin! Die Männer des Hochkönigs haben die Feste gestürmt und Gorlosius niedergestreckt. Kommt rasch, wir helfen Euch zu fliehen!«
Die Vorhänge wurden aufgerissen. Sie erblickte zwei der Männer ihres Gemahls in blutverschmierten Rüstungen, die abgehetzten Gesichter vor Verblüffung wie versteinert, als das Licht der Fackeln ihnen offenbarte, wer dort saß. Einen Lidschlag lang erfüllte blankes Entsetzen Igraines Geist. Dann sanken die Krieger auf die Knie.
»Herr Gorlosius, ich sah Euch fallen!«
»Ich bin entkommen«, entgegnete Uther. Als Befehlshaber, dachte Igraine, musste er wohl die Gabe entwickelt haben, sich bereits kurz nach einem jähen Erwachen überzeugend anzuhören.
»Dann müsst Ihr wieder fliehen, denn der Pendragon wird gewiss bald hier sein, um sich auch diese Festung zu sichern!«
»Wenn er bereits Dimilioc eingenommen hat, ist meine Sache verloren, und ich muss Frieden mit ihm schließen. Geht zurück – befehlt den Männern, die Waffen niederzulegen. Der Hochkönig wird sie nicht dafür verurteilen, dass sie ihrem Fürsten Gefolgschaft geleistet haben!«
»Ja, Herr«, sagte der Krieger. Kummer wich dem Entsetzen in seinen Augen. Er mühte sich wieder auf die Beine und wich durch die Vorhänge zurück hinaus.
Igraine stieß den angehaltenen Atem in einem langen Seufzer aus.
Uther schlüpfte bereits in seine Kleider. »Was für ein Durcheinander«, murmelte er. »Aber ich vermute, bei all den Gerüchten, die kursieren werden, wird niemand erfahren, was der Wahrheit entspricht!« Er gürtete seinen Kittel und griff nach dem karierten Umhang.
Igraine verharrte nach wie vor mit der Decke um die Schultern und beobachtete ihn. »Weiß irgendjemand davon?«, fragte sie ihn leise.
Er hielt inne, und die Wärme kehrte in seine Augen zurück. Ein rascher Schritt führte ihn an ihre Seite; zärtlich küsste er
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