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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Waffen geschärft, die Riemen ihrer Rüstungen überprüft oder hatten einfach am Lagerfeuer gesessen, zu angespannt, um zu schlafen.
    Merlins Vorbereitungen waren wesentlich komplexer, wenngleich weniger handfest gewesen; er hatte sein Gedächtnis nach Zaubersprüchen durchforstet und sich überlegt, wie sie gebündelt und vereint werden mussten. Der Druide berechnete ihr Zusammenwirken so bedachtsam wie ein Küchenmeister, der auf seine Gewürztiegel zugreift. Ein Koch aber konnte schlimmstenfalls eine Speise verderben; unterlief Merlin ein Fehler, würden unter Umständen beide Armeen ausgelöscht. Sooft er zu rasten versuchte, störten Bilder seinen Schlaf, Bilder von Zerstörung, aus deren Mitte ein flammendes Schwert emporstieg.
    Uther hatte seine Anweisungen mit einem fieberhaften Überschwang erteilt, den Merlin als beunruhigend empfand. War er von Todesahnung beseelt, oder hatte ihn nur die Aussicht auf die Schlacht seine Schmerzen vergessen lassen? Es war einerlei, jedenfalls sollte er nicht dort draußen sein. Merlin hatte lediglich anregen wollen, dass Uther sich vor die Mauern tragen ließ, um die Sachsen zu reizen, nicht dass er sich mitten auf das Schlachtfeld begab. Auch wenn die Briten in dieser Schlacht keinen Sieg erringen sollten, ihre Sache würde nicht verloren sein, solange der Hochkönig lebte. Er musste lange genug überleben, bis Artor herangewachsen war.
    Dies waren die Überlegungen des Druiden in ihm gewesen, doch als er den König an sich vorüberziehen sah, entstammten die Tränen auf seinen Wangen dem Menschen in ihm.
    Er kehrte seine Aufmerksamkeit nach innen und suchte bei der unsichtbaren Gefährtin Trost, die so lange seine Inspiration und sein Rückhalt gewesen war.
    »Ich spende Leben – ich vernichte es nicht. Hierbei kann ich dir nicht helfen. Was du heute hier entfachst, tust du aus eigener Kraft – und auf eigene Verantwortung…«
    »So sei es denn«, flüsterte Merlin, doch er spürte in der Magengrube einen Knoten des Unbehagens, der nicht weichen wollte.
    »He, ihr sächsischen Hunde!«, riefen die britischen Krieger. »Warum versteckt ihr euch hinter diesen Mauern? Habt ihr etwa Angst davor, euch uns zu stellen? Sogar unsere Kranken sind euch ebenbürtig! Kommt heraus und spielt mit uns!«
    Von hinter den Mauern erhob sich Gebrüll, dann tauchte über dem Tor ein Sachse auf.
    »Wir brauchen eure Kinderspiele nicht«, ertönte die kehlige Antwort. »Wir sind Männer!«
    Ein weiterer behelmter Kopf erschien neben dem ersten. »Was birgt es für Ehre, einen Mann zu töten, der ohnehin bereits halb tot ist? Bringt euren König nach Hause und lasst ihn in Frieden sterben!«
    Merlin schaute empor und erblickte einen Bussard, der hoffnungsvolle Kreise zog. Der Druide kletterte in einen der Karren, wo niemand über ihn stolpern würde, legte sich hin und sandte seinen Geist himmelwärts, um sich des Geistes des Vogels zu bemächtigen, dann lenkte er dessen Flug auf die Stadt hinab.
    »Versteckt euch doch dort drinnen und verhungert, wenn ihr wollt«, rief der Brite, »aber wir geben euch Gelegenheit, dies hier und jetzt zu bereinigen. Frieden kann es zwischen uns nur im Grab geben. Seht, wir ziehen uns sogar zurück, um euch Platz zu lassen!«
    Die Eskorte um Uthers Sänfte begann zurückzuweichen. Der Bussard schwebte über die Mauern. Durch die Augen des Vogels sah Merlin sächsische Krieger, die auf die Mauern zudrängten, ein Gewühl von Männern, das sich mal verdichtete, mal wieder auflöste, während sie angeregt Für und Wider gegeneinander abwogen.
    »Piuu«, krächzte der Bussard. »Kämpft, tötet, siegt…« Ge tragen von der Macht seines Willens schoss die Botschaft hin ab. »Greift an, schlagt zu, zerstört! Pi-uu, pi-uu, pi-uuu…«
    Diesmal ertönte der Lärm von innerhalb der Mauern lauter. Der hellhaarige Mann, der zuerst geantwortet hatte, schien mit den anderen in ein Streitgespräch verwickelt. Es war Octha, Hengests Sohn. Merlin lenkte den Bussard dichter hinan.
    »Pi-uu, pi-uu, Blut wird fließen, und ich werde mich daran laben! Geht hinaus und erringt Ruhm!« Dreimal umkreiste er den Anführer der Sachsen gegen den Lauf der Sonne, dann flog er zum Tor hinaus, und aus Octhas Widerspruch wurde ein Schlachtruf.
    Das Tor erbebte, als Männer herbeieilten, um es zu entriegeln, dann schwang es auf. Die sächsischen Krieger begannen sich in Schlachtformation aufzustellen.
    Merlin schwebte zurück zu den Briten, sah die kampfbereiten Speerkämpfer, die

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