Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
jenem Augenblick der Panik ergriff der Geist des Schwertpriesters, ihres Ahnen, in ihr das Wort, und sie besann sich der Worte, die sie sprechen musste.
    »Kraft bindet Zorn… Stärke bindet Wildheit… Recht bindet Gewalt… Herr des Schwertes, ich beschwöre Dich, beherrsche Deine Macht!«
    Noch einen Atemzug loderte der Hunger der Klinge; dann sank etwas Gewaltiges, Uraltes und Kaltes von hoch droben herab und umhüllte es. Igraine verharrte keuchend, den Griff fest umklammert. Mit letzter Kraft schleppte sie das Schwert zu der Truhe, denn die Macht, die darin hauste, hatte es schwer werden lassen. Hastig schloss sie den Deckel; dann gaben ihre Knie nach, und sie kauerte sich daneben auf den kalten Boden.
     
    Igraine hatte beinahe zu lange gewartet. Während sie zur Insel der Maiden reiste, um das Schwert einzufordern, stemmten sich Leudonus und seine Armee Octhas Heereszug gen Norden entgegen. Kurz nach Beltene trugen sie in der Nähe von Eboracum eine große Schlacht aus, doch obwohl sie mit einem Sieg für die Briten endete, hatte Leudonus’ Streitmacht zu schwere Verluste hingenommen, um den Vorteil nutzen zu können, und die Sachsen zogen sich ungehindert Richtung Londinium zurück.
    Nun gereichten die unzulänglichen Verteidigungsanlagen der Stadt zum Vorteil, denn der Feind suchte einen ummauerten Ort, wo er verschnaufen und in Sicherheit seine Wunden lecken konnte. Ein Stück nördlich von Londinium befand sich Verulamium, und dort suchte Octha Zuflucht.
    Als Igraine über die römische Straße zurückkehrte, begegnete sie hie und da Kundschaftern, die ihr berichteten, die Armee Südbritanniens belagere Verulamium, wo der Märtyrer Albanus seinen Schrein hatte, und der Pendragon selbst habe sich in einer Sänfte hinbringen lassen, um die Streitmacht zu befehligen.
    »Du hättest auf der Insel bleiben sollen«, meinte Uther, als er sie sah. »Dort wärst du in Sicherheit gewesen.«
    »Meine Mutter mag wohl Herrin vom See gewesen sein, aber mein Vater war ein Krieger, der in der Nacht der langen Messer starb. Ich hoffe, mein Mut steht dem seinen nicht nach.«
    Uther räusperte sich rau, doch seine Augen hatten geleuchtet, als er sie erblickte, und Igraine wusste, dass er froh war, sie an seiner Seite zu haben. Tatsächlich schien die freudige Erregung ihn von seinen Sorgen abgelenkt zu haben, und obwohl er fiebrig wirkte, schienen ihn weniger heftige Schmerzen zu plagen als zuvor.
    Man hatte für den König Gemächer in einem halb verfallenen Landhaus nahe der Stadt gefunden. An jenem Abend versammelten sich die britischen Befehlshaber im ehemaligen Speisesaal zu einem Kriegsrat.
    »Noch ein paar Tage Belagerung, dann haben wir sie!«, rief Cador aus.
    Er war noch jung genug, um begeisterungsfähig zu sein, und gelegentlich erinnerte er Igraine auf schmerzliche Weise an seinen Onkel Gorlosius, doch er schien gegen den Hochkönig keinen Groll wegen eines Todes zu hegen, der ihn letztlich an die erste Stelle der Erbfolge Dumnonias gesetzt hatte. Seine Frau hatte ihm kürzlich einen Sohn geschenkt, den sie Constantin nannten, weil die weibliche Linie von Uthers Großvater Constantinus abstammte.
    »Aber wollen wir das überhaupt«, warf Eldol ein, »wenn es auf einen Kampf zwischen engen Häuserschluchten hinausläuft, in dem wir unsere Reiterei nicht einsetzen können?«
    »Schlagt Ihr etwa vor, sie unbehelligt dort drinnen hocken zu lassen?«, gab Cador zurück.
    »Natürlich nicht«, meinte Ulfinus. »Lasst uns ihnen auf den Mauern einen ordentlichen Schreck einjagen, dann können wir sie vielleicht herauslocken!«
    Madoc von Durnovaria, der aus den alten Ländern der Durotriges ein Fürstentum geschaffen hatte, schüttelte den Kopf. »Belagert sie lange genug, und sie verhungern dort drinnen!« Leunorus von den Belgae, der ein noch vorsichtigeres Wesen besaß, nickte zustimmend.
    »So lange haben wir nicht Zeit«, rief Ulfinus aus. »Mittlerweile haben wir Hochsommer – wenn es eine Ernte geben soll, müssen unsere Männer nach Hause!«
    »Es gibt einen Ausweg.« Merlin, der sich, wie üblich, gänzlich unsichtbar im Hintergrund gehalten hatte, bis er gehört zu werden wünschte, trat vor. Einige der Befehlshaber zuckten zusammen, einer von ihnen bekreuzigte sich gar.
    »Über allem anderen sorgen die Sachsen sich um ihren Ruf als Krieger. Selbst wenn es ihnen zum Nachteil gereicht, werden sie nach Ruhm trachten. Ihr, Herr, beklagt Euch darüber, dass Eure Schwäche es Euch unmöglich macht zu

Weitere Kostenlose Bücher