Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See
Euch?«
»Als wäre ein… rot glühender Schürhaken… durch mich hindurchgerast.« Uther hustete qualvoll, dann hob er den Umhang, damit Merlin sehen konnte, was er darunter verbarg.
Der Druide verharrte wie erstarrt, als er bestürzt begriff und ihm plötzlich alles klar wurde. Bis jetzt hatte er noch nie die volle Länge des Schwertes gesehen, das nun tödlich schön an der Seite des Königs schimmerte, aber er kannte es wohl. Nun verstand er, wohin Igraine gereist war und weshalb sie ihn nach ihrer Rückkehr gemieden hatte.
»Ich hätte es wissen müssen!«, rief Merlin aus. »Ich habe die Anwesenheit des Schwertes gespürt…« Auch in dieser Hinsicht hatte er versagt.
»Ich hatte nicht die Kraft, es zu schwingen. Die Macht… hat mich förmlich verbrannt… jeden um mich herum getötet.«
»Und ganz gleich, was Igraine gesagt haben mag, Ihr hattet nicht das Recht darauf«, gab der Druide zurück.
Uther verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Sag es ihr nicht… sie wird sich die Schuld dafür geben. Muss es… sicher verwahren…«
»Auch ich stamme vom Blut seiner Hüter ab. Ich werde das Schwert für Euren Sohn bewachen, der sein vorherbestimmter Herr ist.« Damit zog er sich den Umhang vom Leib, kniete sich neben die Sänfte und wickelte ihn um die Klinge.
»Es tut mir leid, dass ich ihn nicht als Mann kennen lernen werde… ich hatte immer gedacht, dafür bliebe mir Zeit. Gib ihm… an meiner statt… den Segen eines Vaters…«
Merlin blickte auf das kalkweiße Antlitz hinab und nickte.
Der König lächelte matt. »Aber wenigstens… ist Octha tot.«
Einige der Bediensteten, die bei Igraine in dem Landhaus geblieben waren, kamen heraus, sahen die Sänfte und rannten darauf zu. Merlin trat zurück, ohne die Augen von Uther abzuwenden, als sie die Sänfte anhoben und den König hineintrugen.
Eine Weile verharrte Merlin reglos, das verhüllte Schwert fest an die Brust gedrückt. Über ihm kreisten Raben und krächzten ihren Gefährten heiser zu. Schon stieg ihm der Gestank der Toten in die Nase, der vom Schlachtfeld herüberwehte. Bliebe er mit dem Schwert hier, würde er tatsächlich in Wahnsinn verfallen. Er holte tief Luft und wob einen Glimmer um sich. Dann stapfte er mit raschen Schritten davon.
Soweit es ihm zu denken möglich gewesen war, hatte Merlin geplant, die Waffe nach Norden zu bringen, zurück auf die Insel. Doch drei Tage später, als die Benommenheit, in der er gewandelt war, sich endlich zu lichten begann, stellte er fest, dass er sich viele Meilen südwestlich von Verulamium befand. Die Sachsen hatten mehrere Male durch dieses Land gewütet, und viele der Villen und Gehöfte lagen in Schutt und Asche, dennoch gab es noch genügend Häuser, in denen er Zuflucht suchen konnte, und in den verwilderten Gärten fand er ausreichend Nahrung.
Einzig das an der alten römischen Straße gelegene Calleva hatte sich als Ort der Zivilisation gehalten. Nahe einer verlassenen Kapelle ein Stück außerhalb der Stadt hielt Merlin an.
»Halte hier inne«, riet ihm sein daimon.
»Errichte mir ein Haus«, forderte ihn der Gott im Schwert auf.
Als Merlin begann, ein neues Dach zu bauen, beschlossen die Leute des Ortes, er müsste ein Einsiedler sein, und brachten ihm Essen als Gabe dar. So falsch lagen sie damit gar nicht, obwohl seine Berufung nicht ganz dem entsprach, was sie erwartet hätten. Im Verlauf der Tage verfiel er in einen Taumel der Arbeit, in dem die Aufgabe, die Kapelle wiederaufzubauen, ihn vor dem Wahnsinn bewahrte.
Er setzte das Dach instand und bedeckte es ordentlich mit Ried. Er schleppte Steine und Lehm herbei, um damit die zerstörten Mauern zu erneuern. Auf der Suche nach Material war ihm ein Felsblock aufgefallen, halb so groß wie er und beinahe so breit. Nachdem alles andere erledigt war, zog er eines Nachts los, und unter Gesängen, mit denen er all seine Kraft bündelte, gelang es ihm, den Fels in die Kapelle zu rollen. Dann bediente er sich eines Meißels und eines Hammers, die er in einem Nebengebäude gefunden hatte, und begann, einen neuen Spalt in den Stein zu hauen, in dem das Schwert Platz finden konnte.
Es war eine Arbeit, die Genauigkeit und Geduld erforderte. Lange, bevor er sie beendete, hörte er die Menschen auf der Straße vor der Kapelle vom Tod des Hochkönigs reden. Manche flüsterten etwas von Gift, andere hingegen meinten, er hätte bei der Schlacht seine letzte Kraft verbraucht. Es hieß, seine Königin brächte seinen Leichnam zum Tanz
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