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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Böses im Sinn.«
    Der Hund, ein stämmiges, schwarz-weißes Tier mit buschigem Schwanz, schien alles andere als überzeugt zu sein. Knurrend kam er näher, und Oesc sah sich nach dem Hirten um.
    Er versuchte, den Hund zu vertreiben, als er auf dem Hügel eine Bewegung wahrnahm. Sogleich schaute er auf, sah in der Luft etwas auf sich zuschwirren und riss den Arm hoch. Ein Knacken ertönte. Er wirbelte herum, dann keuchte er auf, als ihm Schmerz gleich loderndem Feuer durch den Arm schoss. Jemand rannte auf ihn zu, eine Schleuder in der einen Hand, einen Stock in der anderen. Oesc wich zurück, verfing sich mit dem Fuß in einer Wurzel und stürzte.
    Surrend peitschte der Stock dort durch die Luft, wo zuvor noch sein Kopf gewesen war. Er rollte sich beiseite, als die Waffe herabsauste, und griff nach seinem Angreifer.
    Seine heile Hand schloss sich um einen schlanken Knöchel, und er zog. Der Stock segelte durch die Luft, und die beiden rangen miteinander, rollten durch das feuchte Gras.
    Sein Feind erwies sich als drahtig wie eine Wildkatze, aber Oesc war ein geübter Kämpfer, und trotz seines tauben Armes setzten sich seine Größe und Kraft alsbald durch. Erst als er den Arm seines Gegners im Haltegriff und die um sich tretenden Beine zwischen den eigenen eingeklemmt hatte, erkannte er, dass sein Angreifer ein Mädchen war.
    Eine Weile mussten beide nach Luft ringen. Oesc starrte in ein herzförmiges Antlitz, vor Zorn gerötet und von einem wirren Schopf nussbraunen Haars umgeben. Ihre Augen waren braun und golden gesprenkelt – wie Bernstein, dachte er, während er sie musterte, oder Honigmet.
    »Einen reizenden Empfang bereitet ihr hier in den Hügelländern einem Fremden«, keuchte er schließlich.
    »Ich dachte, du wärst ein Räuber.« Ihr Blick heftete sich auf die feinen Stickereien am Kragen seines Hemdes und auf den goldenen Armreif. »In der letzten Woche haben sie zwei Schafe gestohlen. Ich dachte, sie wären zurückgekommen.« Das Mädchen spannte die Muskeln an und versuchte, sich zu befreien, und Oesc wurde jäh bewusst, dass es in der Tat ein weiblicher Körper war, den er mit dem seinen zu Boden drückte.
    »Hammelfleisch will ich nicht von dir«, flüsterte er und küsste sie, zart berührten seine Lippen die ihren, und sie hielt vor Überraschung ganz still, dann wurde sein Kuss hungrig, bis sie sich unter ihm zu sträuben begann, und er seine Lippen von ihren löste, um nach Luft zu schnappen, während das Herz in seiner Brust hämmerte.
    »Wie kannst du es wagen!« Sie bekam eine Hand frei und versuchte, ihm einen Schlag zu versetzen. Rasch drückte er sie mit dem Körper nieder, da sein linker Arm noch immer taub war.
    »Du schuldest mir Wergeld – ich glaube, du hast mir den Arm gebrochen«, setzte er an und fühlte, wie sie erstarrte.
    »Du bist ein Sachse!«
    Oesc starrte sie an und begriff, dass sie Britisch miteinander gesprochen hatten.
    »Ein Myrging, um genau zu sein; zudem dein Herr«, sagte er schließlich.
    »Dann bist du also doch ein Räuber! Mein Großvater war der Herrscher dieses Landes!«
    »Du bist mit Fürst Gorangonus verwandt? Dann sind wir ebenbürtig, denn mein Großvater hat ihm Cantium weggenommen.« Er schmunzelte, während ihr Antlitz abermals vor Zorn rot anlief. Sein Körper drängte ihn, sie zu nehmen, doch dies war keine Leibeigene, mit der man sich in den Hügeln vergnügte, auch wenn sie im Augenblick eher einer Trollmaid glich als einer Tochter aus königlichem Hause.
    »Hengests Balg.« Von ihren Lippen klang es wie ein Fluch.
    »Hengests Erbe«, berichtigte er sie mit sanfter Stimme. »Und Cantiums König.«
    »Wie kannst du König sein, wenn du jenseits des Meeres geboren wurdest?« Sie hatte aufgehört, sich zu wehren; Gram löschte das Feuer in ihren Augen.
    »Das galt auch für die Römer, als sie hierher kamen – « Er ließ sie los, richtete sich auf und zuckte zusammen, als sein Arm durch die Bewegung schmerzte. »Und sie waren es auch, die deines Vaters Väter auf jenen Thron setzten.«
    »Schon möglich, aber es waren meiner Mutter Mütter, die ihnen das Recht verliehen, zu herrschen. Deshalb bin ich zurückgekehrt.« Sie deutete auf die nebelverhangenen Weiten der Hügelländer. »Menschen meines Blutes haben hier schon gelebt, ehe die Römer, ja, ehe die Cantiaci kamen. Dieses Land gehört mir!«
    Einen Augenblick vermeinte Oesc wieder die feuchte Kühle des Schreins am Meduwege zu spüren, und er erinnerte sich, wie er dort die göttliche

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