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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Sümpfe im Nordwesten hinweg, wo der Dubglas, der sich durch die Hügelländer wand, über seine Ufer getreten war und das Land in einen See verwandelt hatte. Selbst im Hochsommer fand man im Gebiet der Lindenses überwiegend Wasserweiden und Sumpfland. In einem feuchten Frühling glich das Land einem Binnensee, aus dem die verstreuten höher gelegenen Flecken wie Inseln auftauchten. Eine Stadt zu belagern, die inmitten feindlicher Gebiete lag und von Sumpfland umgeben war, verhieß wenig erfreuliche Aussichten, zumal sich die Versorgung stets schwierig gestaltete. Aber vielleicht wusste Icel, der wenig Erfahrung mit Städten und Belagerungen hatte, nicht um Artors Schwierigkeiten.
    Zwei Tage nach Pfingsten sandte der König einen seiner gefangenen sächsischen Häuptlinge mit einer Botschaft zum Feind. Wenn die Angeln bereit wären, eine Entscheidungsschlacht zu führen, würden die Briten sich deren Ausgang beugen. Im Falle ihres Sieges forderten sie alle Gebiete der Lindenses zurück. Sollten die Gegner siegen, bräche Artor den Feldzug ab und überließe Icel die Gebiete, die er bereits erobert hatte.
    Nachdem die Gesandtschaft aufgebrochen war, befahl Artor seiner Armee, das Lager aufzuschlagen. Die Köche bereiteten die erste warme Mahlzeit seit vierzehn Tagen zu, während die Krieger angewiesen wurden, Waffen und Ausrüstung instand zu setzen und bereit zu halten.
    Drei Tage verweilten sie im Lager und warteten auf eine Antwort. Dann ließen sie den Gepäckzug auf höher gelegenem Grund zurück und marschierten auf Lindum zu.
     
    »Sei doch dankbar, Mann – es könnte ja auch immer noch regnen!« Feine Tropfen glitzerten in Gwalchmais Bart, als er grinste. Die Wolken hingen nach wie vor tief, aber es war wärmer geworden, und aus dem Boden stieg überschüssige Feuchtigkeit in Form von Nebelschwaden, die zwischen den Bäumen trieben.
    »Und wie nennst du das hier? Flüssiger Sonnenschein?«, knurrte Bediver und verlagerte unbehaglich sein Gewicht im Sattel. Durch das Reiten in nassen Hosen waren seine Schenkel wund gerieben, zudem tropfte ihm die Nase. Dennoch konnte er sich glücklicher wähnen als einige andere, denn der Durchfall, die Plage jeder Armee, begann, ihre Reihen zu lichten.
    »Also, in meinem Land würde man das als einen schönen Tag bezeichnen!«
    Bediver schüttelte den Kopf und wünschte sich, sie wären einen Tag länger im Lager geblieben. Doch selbst eine ganze Woche hätte an dem schlechtem Wetter nichts ändern können, während die Angeln in Lindum Vorräte horteten und Verstärkung erhielten. Hier verlief der Dubglas zu ihrer Rechten, entlang der Straße. Aber bald, erinnerte er sich, würde er einen Bogen nach Westen beschreiben, wo er durch das sumpfige Tal floss. Die Römer hatten dort eine Furt angelegt; so verlief die Straße weiter gerade über einen schmalen, höher gelegenen Grat, der zur Stadt führte.
    »Bald werden wir den Fluss überqueren, dann geht es direkt nach Lindum!«, meinte Gwyhir und spähte voraus. Der Nebel war dichter geworden. Nur das Klappern der Hufe auf Stein verriet ihnen, dass sie nicht von der Straße abgekommen waren.
    »Hoffentlich hat das Hochwasser die Furt nicht unterspült«, brummte Bediver. Artors Gefährten ritten an der Spitze der Kolonne, und der König selbst blieb in der Mitte, um die Männer aufzumuntern. Irgendwo voraus waren Kundschafter unterwegs. Er hoffte, dass sie sich in dem dichten Nebel nicht verirrten. Zu seiner triefenden Nase geseilten sich Kopfschmerzen, und auch sein Rücken und die Schultern peinigten ihn.
    »Nein. Hast du vergessen, dass vergangene Nacht einige Kundschafter vorausgeritten sind; sie brachten die Nachricht, die Furt sei noch heil«, entgegnete Gwyhir. Wie sein Bruder erwies er sich bei Wetter, über das sich jeder andere beklagte, geradezu unangenehm fröhlich.
    »An Icels Stelle würde ich die Furt mit Pfählen spicken oder die Steine herausreißen. Schließlich weiß er, dass wir sie passieren müssen.«
    »Was ist?« Gwalchmai zügelte sein Ross und spähte nach vorn. Bediver mühte sich, etwas zu sehen und wünschte, er wäre größer. Er fühlte einen Hauch feuchter Luft auf seiner Wange, und der graue Nebelschleier vor ihnen lichtete sich ein wenig.
    »Der Nebel löst sich auf«, setzte er an. Unstetes Licht drang durch die Schwaden. Er erstarrte, als der Wind heftiger blies, den Nebel vor ihnen aufriss und den Blick auf die Straße enthüllte. Dort gleißte die Morgensonne auf den scharfen Spitzen

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