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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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in der Sonne. Er lauschte Bedivers Bericht mit einem Lächeln, das sich nicht in seinen Augen widerspiegelte.
    Dann wirbelte er das Pferd herum und zügelte es vor der vordersten Reihe.
    »Männer Britanniens!« Er hob seine Stimme, damit alle ihn hörten. »Ihr habt einen mühevollen Marsch hinter euch. Doch nun ist Lindum in Sicht, und die Angeln haben sich herausgewagt, um uns willkommen zu heißen!« Er wartete bis sich das Gelächter der Krieger gelegt hatte. »Dreimal haben wir uns ihrem Volk gestellt und den Sieg davongetragen. Doch Icels Krieger sind unsresgleichen noch nie begegnet. Wir sind die Erben Roms und die Kinder dieses Landes. Zieht Kraft aus dieser geheiligten Erde, und wir werden die Oberhand behalten. Noch eine Schlacht, Männer, dann haben wir sie gebrochen. Der Weg nach Lindum liegt vor uns – gewinnt diesen Kampf, und wir schlafen heute Nacht in weichen Betten unter Dächern, die den Regen abhalten!«
    Nach den vergangenen Wochen, dachte Bediver, klang das Versprechen, in trockenen Betten zu schlafen, verheißungsvoller als die Aussicht auf Gold oder Edelsteine. Mit einem Ruck zog er den Kinnriemen seines Helmes fest und überlegte sehnsüchtig, ob die Bäder von Lindum noch benutzbar sein mochten. Artor hatte Recht. Für die Aussicht eines heißen Bades am Ende des Tages war er bereit zu morden.
    Artor hob die Hand; der harsche Ruf der Hörner hallte durch die Luft. Der Feind rannte los, um die Entfernung zu verringern, damit nicht genug Raum für den Angriff zu Pferde blieb. Ruckend setzten sich die berittenen Krieger in Bewegung, und die Fußsoldaten marschierten los. Bediver blickte nach vorne über den Kopf seines Pferdes; dort bot sich ihm ein funkelndes Meer von Speerspitzen, das mit jedem Schritt näher kam.
    Der Himmel verfinsterte sich, als die Bogenschützen ihre Pfeile sausen ließen. Die Reiter preschten und das Wasser der Furt spritzte hoch. Rechterhand, wo der Untergrund tückisch war, ging ein Pferd zu Boden, aber die anderen hielten sich auf den Beinen und mühten sich am anderen Ufer die Böschung empor. Ein Angel, der weiter als seine Kameraden gelaufen war, schleuderte einen Speer, der an Artors Schulter vorbeisauste und die Flanke eines Pferdes hinter ihm aufriss. Das Tier wieherte schrill auf und strauchelte, doch sein Reiter trieb es weiter. Gwalchmai löste einen Wurfspeer aus der Halteschlinge, warf ihn, und der Gegner fiel.
    Das erste Blut für uns, dachte Bediver, doch mittlerweile füllten die Fratzen der Angreifer sein Sichtfeld. Er trieb die Fersen in die Seiten seines Pferdes, um den Schwung zu erlangen, den sie brauchen würden, um die Linie der Angeln zu durchbrechen. Weitere Speere schwirrten durch die Luft; er hörte Schreie. Eine Lanze nach der anderen löste er aus der Halteschlinge und schleuderte sie. Schließlich prallten sie mit der ersten Gruppe der feindlichen Krieger zusammen. Kurz kam der Angriff ins Stocken, dann drängten sie weiter.
    Ein Speer stieß zu ihm empor. Bediver schwang den Schild herum, um ihn abzuwehren, und zog das Schwert aus der Scheide. Nun kam es allein auf die Klinge an; um die Reiter scharte sich der Feind, und die Wucht des Vorstoßes wurde erneut gebremst. Artor rief ihnen zu, sich neu zu formieren und den Feind von hinten anzugreifen. Licht gleißte auf Bedivers Schwert. In diesem Augenblick hörte er Gebrüll an den Flanken. Überrascht blinzelte er, als sich Gestalten gleich Geistern aus den nebelumwölkten Wassern erhoben. Dann zerriss ein vertrauter Kriegsschrei das Kampfgetöse, und er lachte auf, als er Cunorix und seine wilden Iren gewahrte, die sich aus dem Sumpfland lösten und über den Feind herfielen.
    Abermals schrie Artor einen Befehl, und Bedivers Ross hetzte den anderen hinterher. Er hob seinen Schwertarm, und gellend stürzte er sich wieder ins Getümmel.
     
    Das kastanienbraune Pferd zuckte nervös die Ohren und hob den Kopf; Oesc hielt inne und lauschte. Kurz darauf vernahmen auch seine weniger empfindlichen Ohren das Blöken von Schafen. Mit einem langen Seufzer stieß er den Atem aus. Erst jetzt gestand er sich ein, befürchtet zu haben, er könnte irgendwie nach Niflhel geraten sein und würde nie wieder zurück nach Mittelerde finden. Durch die sich lichtenden Nebelschleier musterte ihn ein Mutterschaf mit dem hohlen, missbilligenden Blick, wie er ihn nur von Hausschafen kannte. Dann witterte der Hirtenhund seinen Geruch und stürmte kläffend auf ihn zu.
    »Ruhig, Junge, ruhig – ich hab nichts

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