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Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben

Titel: Britannien-Zyklus 02 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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wäre derselbe Krieg, den sein Großvater begonnen hatte – ein Krieg, um Britannien in ein Land der Angeln zu verwandeln. Sein Bündnis mit Artor hatte ihn nur befristet. Der Gedanke hätte Trost spenden können, doch die Wut in seinem Bauch brodelte unvermindert weiter.
    »Herr, Ihr müsst etwas essen«, sagte Haesta und schob ihm den Holzteller mit Schweinefleisch hin. Rings um den Tisch des Königs standen weitere für die Häuptlinge, die Hauskarle und die niedrigeren Krieger. Dahinter befanden sich die Sitzdecken, auf denen die Krieger mit Fleisch, Brot und Trinkhörnern in den Händen hockten.
    Oesc schenkte den Worten keinerlei Beachtung. »Haben wir Neuigkeiten von Beric?«
    Der Hauskarl schüttelte den Kopf. Seit einem Monat warteten sie bereits, während die Neuigkeit von Riganas Entführung sich in Windeseile verbreitete. Hatte Beric den Hochkönig gefunden? Hatte er ihn erreicht?
    Artor – Artor –, rief sein Herz. Warum hast du mir nie geantwortet?
    Vielleicht widerstrebte es dem König, gegen einen seiner bedeutendsten Fürsten vorzugehen. Vielleicht besaß er nicht die Macht, Cador zu zwingen, seine Beute aufzugeben.
    Ich hätte meinen Schwur bis an mein Lebensende gehalten! Du bist es, der mir die Treue gebrochen hat…
    Der Wind drehte sich, und Oesc roch die Süße trocknenden Grases. Es war einen Monat nach Mittsommer, und in ganz Britannien brachten Männer das Heu ein. Die Kornfelder reiften, die Gerste gedieh üppig, und der grüne Weizen wurde golden. Wer würde all das ernten, fragte er sich, wenn die Sachsen im Süden einen Krieg entfachten? Die Männer, die unmittelbar zu Cador gesandt worden waren, kehrten mit der Botschaft zurück, dass Rigana sein Gast und sicher und wohlbehalten wäre, solange Oesc seine Nachbarn davon abhielt, die Gebiete Dumnonias anzugreifen. Doch sofern Cador nach Frieden strebte, hatte sein Tun ihn zerstört. Wo immer Sächsisch gesprochen wurde, lechzten die Menschen nach Vergeltung.
    Artor, dem Hochkönig der Briten, gelang es offenbar nicht, seine Fürsten zum Gehorsam zu zwingen, wie sollte dann Oesc die Sachsen im Zaum halten, die ihn nicht als Herrscher anerkannten. Ceredic, der seit Portus Adurni nach einem Vorwand gesucht hatte, um Krieg zu führen, war dies gerade recht gekommen, und er hatte die Stämme hier zusammengerufen.
    »Oesc, was ist denn los?« Haesta ergriff seinen Arm, und Oesc wurde bewusst, dass er sich mit der Hand am Schwert erhoben hatte. Blinzelnd blickte er in die Runde.
    Diese Armee war bereits größer als jene, die vor achtzehn Jahren gegen Artor ins Feld gezogen war; jeden Tag strömten weitere Männer herbei. Eine neue Generation Krieger, die in diesem Land geboren war, hatte das Mannesalter erreicht. Sie lachten, während sie aßen, und prahlten von neuen Eroberungen, die sie machen würden. Seine eigenen Männer aus Cantuware stellten mit den von Ceredic angeführten Westsachsen und den Südsachsen Aelles eine beeindruckende Streitmacht dar. Zusätzlich zu den Königsgetreuen waren aus den Gebieten östlich von Londinium die Sunninge und die Menninge, die Geddinge und die Gillinge gekommen – Krieger aus einer Vielzahl von Sippen, die keinem Oberherrn die Treue geschworen hatten.
    Abermals drehte der Wind. Nun roch es nach Pferden, Leder und gebratenem Fleisch. Zwei Leibeigene eilten herbei und zogen einen Karren mit einem Fass voll Bier. Oesc ließ sich das Horn nachfüllen und setzte sich. Er trank einen tiefen Schluck und zwang sein rasendes Herz zur Ruhe. Für die anderen war die Rache für Oescs Verlust lediglich ein Anlass für den Feldzug. Ihre Betten waren nicht verwaist. Ihre Kinder würden nicht die ersten Worte in britischer Sprache sprechen.
    Nach und nach verstummte das Grölen der Männerstimmen, und Oesc sah, dass Ceredic aufgestanden war. Seine Stimme hallte über das Feld, während er zu den Königen und Häuptlingen sprach, Namen und Abstammungen aufzählte und sie willkommen hieß. Er kannte sie alle, ebenso ihre Ruhmestaten. Noch während Oesc vor Ungeduld zappelnd lauschte, wurde ihm bewusst, wie lange Ceredic sich auf diesen Tag vorbereitet hatte.
    »Und so sind wir zusammengekommen«, rief er. »Nie und nimmer werden die Briten dieser Armee standhalten können. Nun müssen wir unseren Anführer wählen!«
    »Ceredic! Heil Ceredic!«, brüllten seine Hauskarle.
    Doch mittlerweile war auch Haesta auf die Beine gesprungen. »Oesc, Sohn des Octha soll unser Anführer sein! Es ist seine Frau, die geraubt

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