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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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einem Strudel über dem Kamin. Igraine hielt sie fest und widerstand der Versuchung zuzulassen, dass sie sich in einer einzigen, gewaltigen Energieexplosion entlud. Vor ihr geistiges Auge hielt sie sich Merlins Bild und bot ihm jenen Kegel der Macht an, um seine Magie zu verstärken. Als die Verbindung an Kraft gewann, spürte sie Männer und Pferde, Verwirrung und Blutdurst, Erregung und Angst.
    Auch als etwas gleich einem Speer aus Licht auf den Druiden zuschwirrte, ließ sie nicht los. Doch der Schreck, als Merlin es auffing, zerriss die Verbindung. Einen entsetzlichen Augenblick wirbelten die Geister der Priesterinnen wie Laub im Sturm durcheinander. Und dann erblühte eine andere Macht in ihrer Mitte, erhob sich aus dem Kamin wie eine Flamme, die alle anderen Mächte verzehrte.
    Grell wie Feuer, rein wie Wasser, stark wie die Erde stieg Brigantia höchstpersönlich aus der Mitte ihrer Priesterinnen auf und bündelte ihre vereinte Macht in dem Bildnis der Göttin auf dem Buckel von Artors Schild. Durch die Augen der Göttin sah Igraine, wie das Bild aufleuchtete, wie der grelle Schein die Gesichter der Krieger Britanniens erhellte, wie die Sachsen, die spürten, dass sich das Land selbst gegen sie wandte, zurückwichen und die Flucht ergriffen.
     
    Igraine war Aquae Sulis stets wie ein Vorposten der Zivilisation und Kultur inmitten der wilden Hügel erschienen. Der warme Stein des Tempels von Sulis und die Umzäunung der Bäder in der Stadtmitte schimmerten im nachmittäglichen Sonnenschein, die Schindeldächer der römischen Gebäude ringsum strahlten die weiche Schönheit eines vergangenen Zeitalters aus. Sogar der Sachsenkrieg hatte den Ort nur unwesentlich berührt, obwohl das Gebiet im Norden von den beiden Armeen zertrampelt und aufgerissen worden war. Igraine hatte geweint, als sie an den beiden Wällen vorbeikam, wo die Leichen der getöte ten Briten und ihrer Feinde verbrannt worden waren. Im Leben, dachte sie, waren sie Feinde gewesen, aber im Tod nährten sie alle dieselbe Erde.
    Die Sachsen hatten zwar ein paar Türen eingetreten, als sie Aquae Sulis nach Nahrung durchsuchten, aber die Stadt war auf Befehl Artors von jedweder Beute geräumt und verlassen worden, bevor die Armeen eintrafen. Wäre der Ort nicht voll von verwundeten Soldaten gewesen, sie hätte nie erahnt, dass hier ein Krieg stattgefunden hatte.
    Jene Krieger, die noch zu reiten vermochten, waren bereits unterwegs nach Hause oder jagten hinter den sich zurückziehenden Sachsen her. Die meisten der schwerer verletzten Männer waren tot. Diejenigen, die weiterhin in Aquae Sulis blieben, hatten Wunden, die sie zwar nicht getötet hatten, jedoch einer langen Heilung bedurften. Die Mineralien im Wasser heilten zerrissenes Fleisch ebenso wie dessen Wärme Muskelschmerz linderte, und jeden Morgen prangten am Altar von Sulis neue Opfergaben.
    Bei Sonnenaufgang, bevor der Schwall der Verwundeten kam, um die Göttin aufzusuchen, begaben sich Igraine und ihre Frauen in die Bäder. Einige der heißen und kalten Becken, die den Einrichtungen im vorigen Jahrhundert hinzugefügt worden waren, konnten nicht mehr genutzt werden, aber das rechteckige, große Bad wurde immer noch von einem gewölbtem Dach geschützt. Durch den von der Wasseroberfläche aufsteigenden Dampf betrachtet, schienen die rings um das Becken angeordneten Marmorgötter zu nicken und zu wanken. Eingelullt von der Wärme des Wassers, grüßte sie Igraine – Venus und Merkur, Jupiter, Juno und Minerva, Ceres und Bacchus, Apollo und seine Schwester Diana mit ihrem springenden Reh.
    Nur Mars fehlte an diesem Ort des Heilens. Aber am Mons Badonicus hatten die Briten dem Kriegsgott ohnehin genug geopfert. Nicht nur Oesc, sondern auch Ceredic, der Anführer der Westsachsen, war dort gefallen. Aelle, der den Aufstand geleitet hatte, war ein greiser Mann. Es würde eine Generation oder mehr dauern, ehe die Sachsen hoffen durften, wieder eine vergleichbare Armee ins Feld zu schicken.
    Nach dem Bad gesellte sie sich entspannt und gewärmt zu Artor, um im Haus des obersten Beamten das Frühstück einzunehmen.
    »Du siehst gut aus«, stellte er fest, als sie sich setzten.
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir behaupten«, erwiderte sie. Im unbarmherzigen Morgenlicht traten die Furchen, die Schmerz und Verantwortung um seinen Mund und in die Stirn gegraben hatten, noch deutlicher zu Tage als im Fackellicht der Nacht zuvor. »Du siehst aus, als hättest du den Krieg verloren.«
    »Ich

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