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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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habe eine Menge guter Männer verloren«, gab er mit tonloser Stimme zurück. Er hatte seine Schale mit Haferbrei gefüllt, aß jedoch nicht. »Ich habe Oesc verloren.«
    »Er war dein Feind!«
    Artor schüttelte den Kopf. »Das war er nie. Hätte ich ihn nicht im Stich gelassen, wäre es zu keinem Krieg gekommen. Ich habe ihn getötet«, sagte er kläglich.
    »Aber doch nicht aus Hass oder Zorn«, gab sie sanft zu bedenken.
    Ihr Sohn seufzte. »Wenigstens das ist mir erspart geblieben. Es war sein Wunsch. Er hat sich in der Schlacht das Rückgrat gebrochen, und er wollte, dass der Gnadenstoß durch meine Hand erfolgt.«
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn musterte Igraine den König. Auch du bist verwundet, mein Sohn, und zwar ebenso schlimm wie all die Männer, die ich draußen in den Bädern gesehen habe.
    »Als Uther starb«, begann sie bedächtig, »sah ich keinen Grund mehr zu leben. Morgause brauchte mich nicht, und wo du warst, wusste ich nicht. Ich war keine Königin mehr. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass es immer noch eine Rolle für mich gab und Dinge, für die ich benötigt wurde.«
    »Wie wahr«, hauchte Artor. »Ich habe deine Anwesenheit auf dem Schlachtfeld gespürt. Und dann – « Eine wundersame Erinnerung flammte in seinen Augen auf. »Dann kam die Göttin, Sulis Minerva, oder Brigantia höchstpersönlich, und erfüllte unsere Herzen mit Feuer. Britannien steht tief in der Schuld der Frauen der Heiligen Insel.«
    »Und nun brauchst du mich wieder.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Seine Züge wirkten angespannt, und sie erkannte, dass er sie überhaupt nicht sah. »Artor!«, sprach sie ihn scharf an. »Weshalb hast du mich herbestellt?«
    »Ich brauche dich tatsächlich.« Ein reumütiges Lächeln hellte sein Antlitz auf. »Eine Aufgabe verbleibt zu erfüllen, für die mein Mut nicht reicht. Nur eine Frau – eine Priesterin – kann mir jetzt helfen.«
    Igraine stellte ihren Tee ab und blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Ich habe Oesc geschworen, ich würde seine Asche neben Hengests Grabhügel beerdigen… und ich habe ihm versprochen, seine Frau und sein Kind zurück nach Cantium zu bringen.«
    »Wird Cador sie dir übergeben?«
    »Das hat er bereits«, antwortete Artor erbittert. »Was den einzigen Grund darstellt, weshalb sein Kopf noch auf den Schultern sitzt. Es ist genug Sachsenblut geflossen, um selbst die Dumnonii zu befriedigen. Rigana und ihr Kind halten sich wohl behütet in Dun Tagell auf. Ich möchte, dass du dort hinreist und sie nach Hause begleitest.«
    Igraine lehnte sich im Stuhl zurück und starrte ihren Sohn an, während Erinnerungen in ihrem Kopf durcheinander wirbelten. »Ich bin nicht mehr in Dun Tageil gewesen, seit dein Vater mich dort abgeholt hatte, um mich zu heiraten, nachdem Gorlosius gestorben war.«
    Nach einer Weile erkannte sie in Artors Augen, wie deutlich jener alte Kummer und Zorn sich in ihrem Gesicht abgezeichnet haben musste.
    »Wird es je leichter, Mutter? Verblassen der Zorn und der Kummer im Verlauf der Zeit?«, wollte er von ihr wissen.
    »Ja…«, antwortete sie bedächtig. »Wenn du Heilung suchst. Wenn du aus der Zerstörung etwas Neues errichtest.«
    Ohne ihrem Blick auszuweichen, nickte er. »Wir alle brauchen jetzt Heilung. Nach so vielen Jahren des Krieges erfährt unser geschundenes, geprügeltes Britannien endlich wieder Frieden. Das Schwert und der Speer müssen nun ruhen. Es ist an der Zeit, den Kessel ins Spiel zu bringen und dessen Macht zu nützen.«
    »Und dafür brauchst du die Herrin vom See«, erwiderte Igraine. »Ich verstehe. Aber du brauchst außerdem eine Königin.«
    »Versuchst du immer noch, mich zu verheiraten, Mutter?« Die Furchen des Schmerzes verschwanden hinter einem kurzen Grinsen. »Nun, vielleicht hast du Recht. Ich werde Vorkehrungen treffen, um Leodegranus zu besuchen – nachdem ich Oescs Sohn als den Herrscher über Cantium bestätigt habe.«
     
    »Ach, hat Artor Euch geschickt, weil er sich fürchtet, mir unter die Augen zu treten?« Rigana drehte sich um. Ihr Rock flatterte, als die Brise vom Meer sie erfasste, aber in Dun Tageil ging ständig Wind.
    »An die Zeit des Königs werden unzählige Anforderungen gestellt«, gab Igraine unverfänglich zurück.
    »Oh, sicher!« Rigana wich mit einem raschen Schritt vom Rand der Klippe zurück. Die braunen Locken baumelten ihr ins Gesicht, als sie den Kopf wie ein zorniger Vogel schief legte. »Zu viele, um mich zu beschützen, als dieser

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