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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Augen.
    »Medrod, du kommst jetzt mit!«
    »Wie du wünschst, Mama«, antwortete er höflich. Noch bevor er drei Jahre alt war, hatte sie ihm beigebracht, ihr nicht zu widersprechen.
    Doch als sie sich der Tür näherten, hörte sie ein unterdrücktes Kichern von einem der Kinder. Als sie sich umdrehte, überraschte sie ihren Sohn dabei, wie er einen Hüftschwung vollendete, der offensichtlich eine Nachahmung ihres eigenen Ganges sein sollte. Ihre Hand schoss los, ergriff sein Ohr und zerrte ihn hinter ihr her durch die Tür.
    »Und was sollte das?«, fragte sie und ließ ihn los.
    »Nichts – es sollte sie nur zum Lachen bringen«, fügte er hinzu, als sie abermals nach ihm griff. »Damit sie mich mögen.«
    Ihre Finger gruben sich in sein Ohr und rissen mit Nachdruck daran. »Du bist ein Prinz, Medrod. Sie sollten es sein, die um deine Gunst buhlen. Aber wenn du dich schon über jemanden lustig machen musst, dann über jemanden, der unter dir steht. Es trägt keineswegs zu deinem Ansehen bei, wenn sie über mich lachen! Verstehst du das?«
    »Ich verstehe, Mama…«, flüsterte er, und sie ließ ihn wieder los. Seine Augen glitzerten vor Tränen, aber Weinen zählte ebenfalls zu den Dingen, die sie ihm schon längst ausgetrieben hatte.
    »Du bist ein Prinz, mein Liebling«, fügte Morgause mit sanfterer Stimme hinzu. Sie stellte den Beutel ab, den sie trug, bückte sich, drehte den Jungen zu sich um und streichelte zärtlich sein Haar. »Dein Blut gilt als das edelste des ganzen Landes. Zudem bist du das klügste und beste meiner Kinder. Vergiss das nie, Medrod. Ich werde dir Dinge beibringen, die keiner der anderen begreifen könnte. Du darfst mich nicht enttäuschen, mein Kleinster…« Mit diesen Worten nahm sie sein Gesicht in die Hände und küsste ihn auf die Stirn.
    Als sie sich aufrichtete, sah sie, wie sein Blick zu dem Beutel wanderte, der wild zuckte und sich ausbeulte.
    »Lebt das etwa?«, flüsterte Medrod.
    »Das ist eine Überraschung für dich«, erwiderte sie überschwänglich, hob mit einer Hand den Beutel auf und streckte die andere ihrem Sohn entgegen. Wie immer erquickte es ihr Herz, als die kleinen Finger sich um die ihren schlossen. Du bist mein!, dachte sie und schaute auf ihn hinab. Das Kind meines Herzens, der Sohn meiner Seele!
    »Machen wir ein Ritual?«, wollte er wissen, als sie auf den Pfad zur Quelle bogen. »Eines, das du von Tulach und ihren Freundinnen gelernt hast?«
    »Pst, Kind, darüber dürfen wir hier nicht reden«, gebot Morgause ihm zu schweigen. »Was wir tun werden, gehört nicht zu ihren Riten, obwohl sie mir geholfen haben, es besser zu verstehen. Du bist jetzt sieben Jahre alt. Was ich dir heute zeigen werde, wird dich auf den Weg zur Macht führen.«
    Medrod begann, die Schritte zu beschleunigen; Morgause lächelte.
    Als sie die Quelle erreichten, ging die Sonne am Ende der Schlucht unter. Während sie verschwand, zeichnete sich der Schatten der Klippe dunkel auf dem Gras ab. Geräusche von der Feste über ihnen drangen so leise herab, als stammten sie aus einer anderen Welt.
    Morgause ließ den Beutel fallen, hockte sich daneben und bedeutete Medrod, es ihr gleichzutun.
    »Dies ist die Stunde zwischen Tag und Nacht. Jetzt befinden wir uns zwischen den Zeiten, zwischen den Welten. Das ist eine gute Zeit, um mit den Geistern zu sprechen, und diejenigen, die in den geheiligten Quellen leben, zählen zu den Mächtigsten.«
    Medrod nickte und starrte mit großen Augen in den dunklen Teich. Was sah er? Als Morgause ein Kind gewesen war, hatte sie manchmal das Elfenvolk gesehen. Heute erlernte sie diese Gabe von neuem, mithilfe bestimmter Kräuter und Zaubersprüche.
    Aufmerksam zeigte sie ihm, wie man Kopf und Hände reinigte, und ließ ihn ein wenig aus der Quelle trinken.
    »Sprich dein Gebet an den Geist, der hier haust…«
    Gehorsam schloss er die Augen. Stumm bewegten sich seine Lippen. Sie hätte lieber gehört, was er sagte, aber im Augenblick spielte es keine Rolle. Alsbald schaute er wieder zu ihr auf.
    In der Ferne hörte Morgause das Muhen von Rindern, hier an der Quelle hingegen war es ausgesprochen still. Doch jener Stille haftete eine Ungewisse Schwere an, so als würde irgendetwas lauschen. Lächelnd ergriff sie den Beutel.
    »Der Geist der Quelle wartet. Jetzt musst du dein Opfer darbringen. Öffne den Beutel.«
    Mit flinken Fingern löste Medrod die Schnüre und öffnete den Sack, dann ließ er ihn mit einem Aufschrei fallen, als etwas Weißes,

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