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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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aufzufallen – schließlich gab er auch nur das preis, was sie alle empfanden.
    Gwendivar vollendete die Runde und brachte Artor den Mischkelch. »Das Blut der Traube ist das Blut des Landes, und du, Pendragon, bist des Landes Haupt.«
    Artors Hände schlossen sich auf dem Mischkelch um die ihren. Er zog sie dichter an sich und hob das Gefäß an die Lippen. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck, den Bediver noch nie zuvor gesehen hatte – er vermochte nicht zu sagen, ob er von Freude oder Schmerz zeugte. Dann ließ er sie los und schaute zu ihr auf.
    »So wie du des Landes Herz bist, meine Königin«, murmelte er. Kurz schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, strahlten seine Züge wieder die übliche Ruhe aus. Nun war es Gwendivar, in deren Augen Bediver Schmerz entdeckte. Flüchtig neigte die Königin das Haupt, dann ergriff sie den Mischkelch wieder und trug ihn mit demselben schwebenden Schritt aus der Halle.
    Allmählich setzte das Gemurmel der Unterhaltungen wieder ein, aber die Stimmung hatte sich gewandelt. All das erinnerte Bediver an etwas – jäh besann er sich der verzückten Antlitze in der Kirche seiner Kindheit, nachdem die Ikone der Jungfrau herumgetragen worden war. Ihm stockte der Atem – kam der Gedanke einer Gotteslästerung gleich? Ein Vertreter der Kirche mochte es durchaus so sehen, doch sein Herz versicherte ihm, dass die Königin während ihres Ganges durch die Halle eine Macht ausgestrahlt hatte, die auf ihre Weise ebenso heilig war wie alles von der Kirche Gesegnete.
    Artor hatte zu reden begonnen. »Auch in meinem Namen heiße ich euch willkommen. Wir haben viel zu besprechen und noch mehr, worüber wir nachdenken müssen. Die Sachsen sind geschlagen, und eine Zeit lang werden ihre Eide sie binden. Wir müssen planen, wie wir diese Zeit ausnutzen, um ihre Herzen voneinander fern zu halten, damit sie sich nicht wieder gegen uns vereinen können. Auch einen neuen Feldzug gegen die Männer von Eriu müssen wir planen, die Land in Demetia besetzt haben, das wir wieder unter britische Herrschaft bringen wollen. Aber diese Aufgaben, so dringend sie auch sein mögen, stellen lediglich einen Beginn dar. Viel zu lange war Gewalt unser einziger Herrscher – wenn wir die Sicherheit wiederherstellen wollen, die wir unter den Römern erfahren haben, müssen wir zur Herrschaft des Gesetzes zurückkehren.«
    Bediver verlagerte das Gewicht, während Artor in seiner Eröffnungsrede fortfuhr. Wäre er zu Hause in Gallia geblieben, dachte er, hätte er womöglich einem solchen Treffen in der Halle seines Vaters beigewohnt. Doch so wie Gwalchmai hatte er sich dafür entschieden, in Britannien zu bleiben und Artor zu dienen.
     
    Am Nachmittag entließ Artor die Mitglieder des Rates, um sich auszuruhen, über die vor ihnen erläuterten Angelegenheiten nachzudenken und sich zu ertüchtigen. Bediver erbot sich, einigen der jüngeren Männer die Umgebung zu zeigen. Als er sich an den Pferdeställen mit ihnen traf, sah er, dass auch Gwendivar im Reitgewand auf ihn wartete. Ihre Anwesenheit würde wohl die Zungen der Männer ein wenig zügeln, ihrer Ertüchtigung würde sie jedoch keinen Abbruch tun, denn Bediver wusste bereits, dass sie so gut reiten konnte wie jeder Mann. Und sofern die Prinzen daran zweifelten, stand ihnen eine tüchtige Überraschung bevor, dachte er lächelnd bei sich.
    Jedenfalls unterschied sich die junge Frau, die sich ohne jede Hilfe auf den Rücken der weißen Stute schwang, die ihr Artor geschenkt hatte, völlig von jenem Inbegriff der Macht, die sie noch in der Halle beim Darreichen des Weines ausgestrahlt hatte. Zum Reiten trug Gwendivar eine Hose und einen kurzen Kittel. Einzig der Leinenstreifen, mit dem sie ihr Haar zusammengebunden hatte, kennzeichnete sie als Frau und einzig der bestickte, an den Schultern befestigte blaue Umhang als Königin.
    Nachdem sie aufgestiegen waren, war sie es, die vorausritt. In Wahrheit, dachte Bediver, der das Schlusslicht bildete, hätte sie die Besucher auch ohne seine Hilfe zu führen vermocht. Doch während er beobachtete, wie sie über etwas lachte, das Peredur gesagt hatte oder wie sie den jungen Vortipor anlächelte, da wurde ihm klar, dass er heute nicht über ihre Sicherheit, sondern über ihren guten Ruf wachen würde.
    Am Fuß des steilen Hügels zügelte Gwendivar die Stute. Sie waren durch das Tor hinter der Quelle auf der nordöstlichen Seite des Hügels aufgebrochen. Von seinem Fuß aus verlief die Straße geradewegs

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