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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Lederzelte und Strauchhütten, die den Begleitgarden als Unterschlupf dienten, schmiegten sich dicht an die Mauer. Laut Leodegranus war dies, als die Römer kamen, eine Festung der Durotriges gewesen, die in den Jahren nach Boudiccas Krieg zerstört worden war, danach wurde daraus ein heidnischer Schrein. Merlin hingegen behauptete, die Durotriges wären nur das Letzte der Völker gewesen, die auf diesem Hügel Zuflucht gesucht hatten – Stämme, die mittlerweile so lange ausgestorben waren, dass niemand sich mehr ihrer Namen besann.
    Gai hatte ihn ausgelacht, denn auf den ersten Blick schien sich der baumüberwucherte Hügel in keiner Weise von den anderen ringsum zu unterscheiden. Doch als sie die Kuppe erreichten, fanden sie eine annähernd flache, von einem Erdwall umgebene Ellipse vor, zudem drei weitere, in den Hang des Hügels gemeißelte Bollwerke. Die Bäume, die sie fällten, um das Gelände zu räumen, versorgten sie mit Holz, um die verfallene Mauer abzustützen, zudem mit Bohlen für das Bollwerk darüber.
    Gwendivar erklomm recht oft die Leiter vom Wachgang zum Torhaus hinauf. Hier konnte sie sich auf das Korbgeflechtgeländer lehnen und das Gewusel beobachten, ohne davon überwältigt zu werden, außerdem wehte für gewöhnlich eine angenehme Brise. Wenn sie den Blick über die baumbewachsenen Hügel schweifen ließ, konnte sie sich beinahe vorstellen, frei zu sein.
    Unter ihr fügten Männer weitere Steine in das grobe Bollwerk ein. Nur weil Artor einen Rat einberufen hatte, durfte die Arbeit noch lange nicht ruhen. Von hier aus stellte Camelot einen Ort von Kreisen innerhalb von Kreisen dar: die Bollwerke, die den Hügel umringten, die Hütten innerhalb der Mauer und östlich des traditionelleren, rechteckigen Bauwerks, das Artors Gemächer beherbergte, die große Steinhalle.
    In Wahrheit war es eher ein Versammlungsort als eine Halle, denn Teile der Korbgeflechtwände ließen sich entfernen, um Licht und Luft einzulassen. Die Gestaltung war einem von Merlins Einfällen entsprungen und glich weder einer römischen Basilika noch einem keltischen Rundhaus, obwohl sie noch am ehesten Letzterem ähnelte. Merlin behauptete, es wäre eine weitere Eingebung aus uralten Zeiten. Das Rieddach ruhte auf einem Giebelgebälk aus drei dicken Holzsäulen. Die Grundfläche war so groß, dass hundertfünfzig Krieger in einem Kreis um das Feuer in der Mitte hocken konnten. Der alte Zauberer verursachte Gwendivar zwar immer noch Unbehagen, dennoch ließ sich seinen Einfällen eine gewisse Nützlichkeit nicht absprechen.
    Sie drehte sich um und sah, wie der Torwächter einen Tonbecher an die Lippen hob.
    »Ist das Wein?«, erkundigte sie sich, da sie plötzlich Durst verspürte.
    Der Mann errötete, dabei hätte er sich mittlerweile wirklich an sie gewöhnen müssen. »O nein, Fürstin – nur Wasser. Der König würde mir die Ohren ausreißen, wenn ich Wein trinken würde, während ich Wache schiebe. Aber Ihr könnt gerne was davon abhaben«, fügte er hinzu und errötete abermals. Hastig wischte er den Rand des Bechers mit dem Saum seines Kittels ab und hielt ihr das Wasser hin.
    Gwendivar beäugte den Becher kritisch, denn sein Kittel wirkte alles andere als übermäßig sauber, doch sie wollte den Mann nicht beleidigen, indem sie nun doch ablehnte. Das Wasser, das durch den Tonbecher kühl geblieben war, schmeckte köstlich. Genießerisch ließ sie es auf der Zunge rollen, ehe sie es schluckte. Nachdem sie getrunken hatte, reichte sie ihm den Becher zurück und lächelte. Die Bewunderung, mit der er sie betrachtete, linderte einen Durst, den kein Wasser der Welt zu stillen vermochte. Und morgen beim Rat würde sie ihre Schönheit in den leuchtenden Augen zahlreicher anderer Männer bestätigt sehen.
    Ein Ruf von unten ließ sie herumwirbeln. Sie beugte sich über das Geländer und winkte Bediver zu, der ausgesandt worden war, um Madoc zum Hügel zu geleiten. Das erste Tor war geöffnet worden, und Bediver, der sich vor der Pferdesänfte befand, in welcher der greise Mann reiste, ritt unter dem Turm hindurch. Madoc würde eine Weile brauchen, um sich zu erholen und zu erfrischen, aber danach würde Artor gewiss nach ihr verlangen, um ihn offiziell willkommen zu heißen. Es war an der Zeit aufzubrechen.
     
    Dunkle Schatten und flackerndes Licht wechselten einander ab, als die Fürsten Britanniens die neue Rundhalle betraten. Das kurz aufblitzende Funkeln und Glitzern von Gold blendete die Augen, und Bediver, der wie

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