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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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ihm, dass sie dasselbe fühlten. Sie würden ihr dienen, würden für sie sterben, ohne auf mehr als ein Wort oder ein Lächeln als Belohnung zu hoffen.
    Sie ist Venus –, legte ihm die bruchstückhafte Erin nerung an seine klassische Ausbildung nahe. Und wir sind ihre Anbeter. Was nur ziemlich erscheint, schließlich ist sie die Königin. Aber als sie mit klappernden Hufen unter dem Torhaus hindurchtrabten, fragte er sich, warum der König trotz einer solchen Frau an seiner Seite so wenig Freude zu empfinden schien.
     
    Artor ist nicht glücklich… Merlin musterte den König unter den buschigen Brauen und runzelte die Stirn. Da er zu seiner Rechten saß, konnte er ihn nicht unmittelbar ansehen, aber allein die Augen bestätigten, was ihm andere Sinne bereits verraten hatten. Artor wirkte blasser als früher, außerdem um die Hüfte etwas rundlicher – diese Veränderungen waren eine natürliche Folge des ständigen Sitzens in Ratskammern und des guten Essens. Aber um seine Augen war etwas Gehetztes.
    Mit dem Verlauf des Rates hatte das nichts zu tun, denn mit den Ergebnissen konnte man durchaus zufrieden sein. Mittlerweile war klar geworden, dass eine römische Ordnung erst dann nach Britannien zurückkehren würde, wenn wieder römisches Recht herrschte. Die Fürsten mussten lernen, sich als rectores zu betrachten, ihre Kriegsführer als duces, die Generäle des Landes. Diejenigen, die bislang als Häuptlinge geherrscht hatten, waren zu Richtern und Friedensrichtern geworden und leiteten ihre Macht wieder von Rektoren und dem Kaiser ab. So und nur so konnten sie ihre Zivilisation von der Lebensweise der Barbaren abgrenzen.
    Für Merlin, der sich nach seiner Wildnis im Norden sehnte, schien beides gleichermaßen einschränkend, doch er war geboren worden, um dem Verteidiger Britanniens zu dienen und somit auch seiner Gesetzgebung. Es machte sogar den Anschein, als könnte Artors Versuchen, die alte Ordnung wiederherzustellen, Erfolg beschieden werden. Folglich hätte er, wenn schon nicht überschwänglich, doch zumindest zufrieden wirken müssen. Irgendetwas stimmte nicht, und Merlin hielt es für seine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen und die Dinge wieder zu richten. Allein der Gedanke ermüdete ihn, und ihn erfüllte das heftige Verlangen, wieder im Wald und bei der anspruchslosen Gesellschaft des Wildvolks zu sein, das dort lebte. Eines Tages, dachte er, würde er jene grüne Welt der Geheimnisse aufsuchen und nicht mehr zurückkehren.
    Der Tonfall der Stimmen rings um ihn veränderte sich, und er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart. Die Erörterung der Titel und Pflichten neigte sich dem Ende zu.
    »Damit wäre das also geregelt, und wir können uns der nächsten Angelegenheit zuwenden«, verkündete Artor. »Die Sachsen. Merlin hat sich bei ihnen aufgehalten – sie scheinen ihn als einen heiligen Mann zu achten –, und ich glaube, seine Beobachtungen könnten uns nützlich sein.«
    Merlins Lippen zuckten. Schon in vergangenen Zeiten war er wohlbehalten durch feindliche Gebiete gewandelt, geschützt durch die Achtung, die sie jenen zollten, die sie für alt oder verrückt hielten. Mittlerweile begegneten sie ihm in anderer Weise, und er wusste weshalb.
    Als hätte der Gedanke den runenüberzogenen Speer geweckt, der an seinem Stuhl lehnte, spürte er dessen pulsierende Macht und den vertrauten Druck in seinem Bewusstsein, so als lauschte jemand. Die Spitze des Speers war mit Seide verhüllt, die in den Schaft geschnitzten Runen von Lederstreifen bedeckt, dennoch barg er die Macht des Gottes Wotan, und wenn Merlin mit jenem Stab und einem alten, tief über die Augen gezogenen Hut zu einem sächsischen Gehöft kam und sein langer Bart sich im Wind bauschte, dann wusste er, für wen die Menschen ihn hielten.
    Merlin erhob sich, schritt zum Kamin in der Mitte der Halle und stützte sich auf den Speer. Artor straffte sich und verengte die Augen, als spürte etwas in seinem Inneren dessen Macht. Oder vielleicht war es das Schwert an seiner Seite, das die Anwesenheit eines weiteren Heiligtums erkannte. Einst hatte der Gott des Speeres gegen jene im Schwert verborgene Macht gefochten, nun jedoch schien es, als hätten sie sich verbündet. Eines Tages musste er Artor erklären, was geschehen war.
    Nun aber hatte er diesen britischen Anführern zu berichten, was er in den Ländern der Sachsen gesehen hatte.
    »In Cantium hat Fürstin Rigana einen Kreis von Schwertrittern versammelt, der sie

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