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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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berät. Das Kind, Oescs Sohn, erfreut sich bester Gesundheit, und die Menschen scheinen durchaus bereit, eine längere Herrschaft von Oescs Linie zu unterstützen. Viele ihrer jungen Krieger sind am Mons Badonicus gestorben. Zwar besitzen sie ausreichend Männer, um die Küsten gegen kleinere Angreifergruppen zu verteidigen, aber für uns werden sie wohl frühestens dann wieder eine Gefahr darstellen, wenn eine weitere Generation herangewachsen ist.«
    »Das ist ja alles gut und schön«, meldete Cadrod sich zu Wort. »Aber was ist mit den Sachsen im Süden und Westen?«
    »Aelle ist ein greiser Mann«, erwiderte Merlin. In mei nem Alter, aber der Mons Badonicus hat ihn zerbrochen… »Er wird nie wieder in den Krieg ziehen. Selbst wenn er nach Vergeltung dürstete, steht fest, dass ihn die Schwertritter seines Vaters nicht unterstützen werden.«
    »Und die Angeln?«, wollte Peredur wissen.
    »Auch von dort sehe ich, wenngleich aus anderen Gründen, keine Gefahr«, antwortete Merlin und begann seine Gedanken über Icels Stellung als geheiligter König zu erklären und die Gründe darzulegen, weshalb ihn sein Eid an Artor auch weiterhin binden würde.
    »Jeder für sich stellen diese Stämme keine Gefahr dar. Mein Rat an euch lautet, tapfere Männer auszuwählen und sie in den Gebieten anzusiedeln, die zwischen den ihren liegen. So lange die Sachsen ihre Länder als Stammesgebiete empfinden, dürfte es ihnen schwer fallen, sich zu vereinen. Sie mögen wohl halb Britannien besetzen, doch sie empfinden es nicht so, und solange ihr, meine Fürsten, zusammenhaltet, werdet ihr die Stärkeren bleiben.«
    Sogar Cador von Dumnonia sah ein, dass dies ein guter Rat war. Merlin kehrte auf seinen Platz zurück, während die Fürsten von Britannien sich in ausführliche Beratungen ergingen, welche Grenzländer neu besiedelt werden sollten und wo man die Männer dafür auftreiben sollte.
     
    In jener Nacht, nachdem alle gespeist hatten, wandelte Merlin mit sorgenvollen Gedanken den in die Halle eingebauten Wachgang entlang. Während des Mals hatte er Artor beobachtet, der mit seiner Fürstin an der Seite am Mitteltisch saß. Der König hätte lächeln sollen, denn der Rat war an jenem Tag gut verlaufen. Mit einer Frau wie Gwendivar hätte er bestrebt sein müssen, sich bald zurückzuziehen. Doch obwohl Artors Körper durchaus signalisierte, dass er sich in jedem Augenblick ihrer bewusst war, berührten sie einander nicht. Auch sein Lächeln spiegelte sich nicht in seinen Augen wider. Und nachdem die Königin sich verabschiedet hatte und zu ihrem Gemach aufgebrochen war, das vom Hauptteil der Halle abgegrenzt war, blieb der König zurück, um sich am Feuer mit Eldol und Agricola zu unterhalten.
    Der Vollmond ging auf; sein fahles Licht glitzerte auf dem Wasser der Teiche und Bäche und schimmerte sanft in den Nebelschwaden, die von den Feldern aufstiegen.
    Die fernen Hügel wirkten gespenstisch; bei jenem flackernden Licht vermochte Merlin nicht zu sagen, ob er die im Nordwesten aufragende spitze Form des Tors mit den Augen des Körpers oder des Geistes sah.
    So stand er schon seit geraumer Zeit da und trank Frieden wie ein durstiger Mann Wasser, als er plötzlich spürte, dass er nicht mehr allein war. Eine fahle Gestalt bewegte sich den Pfad entlang, zu anmutig, um einer der Männer zu sein. Der Weiße Geist, was eine der Bedeutungen ihres Namens war… Gwendivar…
    Merlin holte den Geist gänzlich zurück in den Körper und trat einen Schritt auf sie zu. Sie wirbelte heftig herum und presste sich mit dem Rücken an die Wand; der japsende Laut, den sie von sich gab, als sie scharf die Luft einsog, wirkte in der Stille ausgesprochen laut.
    »Es stimmt tatsächlich, Ihr könnt Euch unsichtbar machen!«
    »Nicht unsichtbar, nur ganz reglos… Ich bin hergekommen, um den Frieden der Nacht zu genießen«, erklärte er und weitete sein Bewusstsein, um sie zu umfassen. Als die Spannung aus ihrem Körper wich und sie einen Schritt auf ihn zutrat, lächelte er.
    »Genau wie ich…«, sprach sie mit leiser Stimme.
    »Ich dachte, Ihr wärt längst mit Eurem Gemahl im Bett.«
    Sie zuckte zusammen und starrte ihn an. »Was soll das heißen? Was wisst Ihr?«
    »Ich weiß, dass etwas zwischen euch nicht stimmt. Und ich weiß, dass ihr kein Kind habt…«, erwiderte er besänftigend.
    Gwendivar straffte die Schultern, umgab sich mit Würde, und er spürte, wie sie die innere Zugbrücke hochzog.
    »Ihr habt kein Recht – « Die Stimme versagte

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