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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Wasser des Lebens!«, hallte ihre Stimme gegen die Felsen. »Werde geheilt durch das Wasser der Liebe!«
    Die Priesterin hob den Kessel an, und das geheiligte Wasser darin ergoss sich als leuchtender Schwall in den Teich.

VIII
    Die grosse Koenigin
    A.D. 500
     
    Das Geheul der Dudelsäcke pulsierte gleich einer alten Wunde durch die frostige Frühlingsluft, so beständig, dass man es vergaß, bis eine Berührung oder eine Erinnerung den Schmerz des Verlustes wieder ins Bewusstsein rief. König Leudonus war tot, und die Votadini versammelten sich, um ihn zu betrauern. Die große Feste auf dem Felsen von Dun Eidyn war voller Häuptlinge, die Schlucht darunter überfüllt mit den Lederzelten und Laubhütten ihrer Gefolge. Morgause, die Vorräte und Köche für die Totenfeier auftrieb, Zwistigkeiten über Vorrechte schlichtete und die Rituale vorbereitete, war zu beschäftigt, um darüber nachzudenken, ob das, was sie empfand, Trauer war oder Erleichterung.
    Die vergangenen zehn Jahre war sie ihm keine Gemahlin, sondern eine Pflegerin gewesen, die mit ansehen musste, wie seine Kraft schwand, bis er gleich einer verfallenen Festung dalag und dass Bett überhaupt nicht mehr verließ. Und als die Herrschaft über die Votadini auf sie überging, war Morgause nicht nur zum Symbol der Herrschaft, sondern zu deren Wirklichkeit geworden.
    In seiner Glanzzeit war Leudonus ein mächtiger Krieger gewesen, doch am Ende hatte der Tod ihn aus dem Hinterhalt überfallen, und er ließ sich ohne Gegenwehr übermannen. Eines Morgens hatte sie die Vorhänge beisei te gezogen, die seine Bettkoje verbargen, und ihn steif und kalt vorgefunden.
    Es war gut, dachte Morgause, als Dumnoval und die Häuptlinge der südlichen Votadini einmarschiert waren, dass der Kummer sie nicht überwältigt hatte, denn von der Stärke, die sie nun zeigte, hing ihre Zukunft ab. Ihren bei Artor weilenden Söhnen hatte sie zwar Botschaften geschickt, doch sie hegte wenig Hoffnung, dass sie kommen würden. Der Frühlingsfeldzug gegen jene Iren, die sich immer noch an die Küstengebiete von Gwenet und Demetia klammerten, hatte gerade erst begonnen, und die Neffen des Königs zählten zu seinen meistgeschätzten Befehlshabern.
    Vielleicht war auch das gut, denn die Kämpfe stellten eine glaubhafte Entschuldigung für Gwalchmais Abwesenheit dar. So konnte sie wenigstens vorgeben, dass ihn einzig eine noch bedeutendere Pflicht fern hielt, obwohl schon lange offensichtlich war, wie wenig ihn die Herrschaft über das Land seines Vaters kümmerte. Dennoch würde ihr Status als Mutter des Erben ihre Befehlsgewalt vielleicht weiterhin rechtfertigen, so wie früher ihre Ehe mit Leudonus.
    Es war ja nicht so, dass sie sich auf diesen Tag nicht vorbereitet hatte, dachte sie, während sie Dumnoval das Methorn darbot, um ihn willkommen zu heißen. Es gab kaum eine Familie im Land, die keinen Grund hatte, dankbar zu sein, ob für Essen in einem harten Jahr, ein Darlehen für eine Mitgift, um ein Familienbündnis zu erringen, geschenkte Waffen, Rinder oder Ehre. Und so begrüßte sie Dumnoval, als er von seinem Pony glitt, als die Große Königin von Alba, die einen ihrer Männer empfängt.
    An jenem Abend kleidete sie sich in Seide, deren karmesinfarbenen Falten im Fackellicht blutrot schimmerten. Schmuck aus Bernstein oder Gagat leuchtete an ihrem Hals und an den Handgelenken, an den Ohren hingen Bernsteinanhänger. Bereits seit einigen Jahren verwendete sie Henna, um das Silber in ihrem Haar zu übertünchen, und Kajal, um die Augen zu betonen. Im Licht des Feuers blieben die Male verborgen, mit denen Zeit und Macht ihr Antlitz gebrandmarkt hatten. Sie wirkte ewig jung und wunderschön. Sie ging zwischen den Bänken umher; lächelnd, schmeichelnd erinnerte sie die Anwesenden an ihre Verbindungen zu den Pikten, an die Vorteile, die ein vereintes Alba mit sich brächte, und überzeugte sie, dass sie Morgause nach wie vor als ihre Königin brauchten.
    Am nächsten Morgen schritt sie verschleiert hinter Leudonus’ Totenbahre einher, an ihrer einen Seite ihr Sohn Goriat, der mit siebzehn gleich einem jungen Baum aufragte, an ihrer anderen Seite der dreizehnjährige Medrod mit dem leuchtenden, bronzefarbenen Haar und dem geheimnisvollen Lächeln. Vom Fels von Eidyn wand sich die Prozession zum Wachhügel darüber empor, dann entlang des Hanges zu dem kleinen See, an dessen Ufer der Scheiterhaufen vorbereitet worden war. Die Asche sollte eine Tagesreise entfernt am Königsstein des

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