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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Ebicatos wurde in Calleva angesiedelt.
    Doch für das gemeine Volk Britanniens, das hustend unter den löchrigen Rieddächern ihrer Heime kauerte und mit ansah, wie der Regen das junge Korn vernichtete, waren diese Siege fern und belanglos. Jeder Krieger konnte Feinde töten, jene Macht aber, die Gesundheit in Mensch und Tier erhielt und gute Ernten brachte, stammte vom König.
    Und der König, so lautete das Gerücht, war kein ganzer Mann mehr. Sechs Jahre war er schon verheiratet, und immer noch trug seine junge Königin kein Kind im Leib. Händler, die den Gefahren der Straße trotzten, um nach Camelot zu gelangen, brachten neben Stoffen, Messerklingen und Gewürzen auch Geschichten mit. Es war die Pflicht des Hochkönigs, das Land zu heilen, ob durch sein Leben oder seinen Tod.
     
    Gwendivar ergriff eine Hand voll Münzen aus ihrer Börse und schob sie dem Bettler an den Päckchen voll Kräutern und Gewürzen vorbei zu. Ihr stand mehr als Pfeffer und Muskat, Josefskraut, Safran und Sandelholz zu, doch sie wollte nicht feilschen. Dem Lächeln nach zu urteilen, mit dem der alte Mann das Geld entgegennahm, begriff er, dass sie ebenso für Auskünfte bezahlte.
    Wäre es bloß immer so einfach, nähere Ausführungen über die Probleme zu erhalten, die er ihr so unbeschwert geschildert hatte, dachte sie, während sie ihre Einkäufe in einen Winkel ihres Mantels steckte und in Richtung Küche aufbrach. Sie war zu Camas geheiligter Quelle gegangen, um zu beten und erfuhr dabei lediglich, dass sie selbst beschützt werden würde. Und letzten Beltene hatte sie sich verschleiert zu den heiligen Feuern begeben, die das Landvolk in den Hügeln immer noch entzündete. Dort ließ sie zu, dass ein junger Mann sie während des Tanzes in den Wald zog, doch auch aus seiner Liebe war keine Frucht entstanden. Dieses Jahr würde es vermutlich zu nass sein, um überhaupt Feuer zu entfachen.
    Ebenso wie dem König, dachte sie traurig, mangelte es auch ihr an etwas. Es hätte die tuschelnden Zungen zum Schweigen gebracht, trüge sie ein Kind aus, ganz gleich, wer der Vater sein mochte. Doch sie glich einem kahlen Feld. Seit Melguas sie genommen hatte, als sie seine Gefangene gewesen war, hatte Gwendivar mit mehreren Männern geschlafen, aber trotz deren Zärtlichkeit hatte sie, deren Körper ob der Wärme der Sonne auf ihrem Rücken oder des Gefühls eines weichen Katzenfells vor Wonne strotzte, auf keinen von ihnen angesprochen. Nur beim Elfenvolk fühlte sie sich gänzlich lebendig, doch ihre Pflichten verhinderten oft, dass sie es aufsuchte. Wäre Merlin bei ihnen gewesen, hätte sie ihn angefleht, sie in die Geheimnisse einzuweihen, die sie einst verschmäht hatte. Doch in den letzten Jahren waren die Zeiten seiner Abwesenheit zunehmend länger geworden.
    Mittlerweile bedauerte sie, dass Scham sie davon abgehalten hatte, den Kessel zu berühren. Hätte sie den Mut besessen, hätte er sie vielleicht geheilt und durch sie auch den König. Manchmal sprach Artor von der Macht des Kessels, das Land erneuern zu können. Aber er konnte nie die Zeit erübrigen, der es in seinem derzeitigen Zustand bedurfte, um zurück zum See zu reisen.
    Unvermittelt hielt sie auf dem schlammigen Pfad zwischen der königlichen Halle und dem Kochhaus inne, ungeachtet des feinen Nieselregens, der kristallene Tropfen über ihren Mantel und ihr Haar ausbreitete. Artor konnte sich nicht zum Kessel begeben, doch konnte der Kessel hierher kommen?
    Sie glaubte kaum, dass es möglich wäre, den König zu bewegen, seine Mutter um Hilfe anzurufen, selbst wenn – oder besonders wenn – es seine eigene Sicherheit betraf. Aber würde die Herrin vom See auf eine Botschaft der Hochkönigin antworten?
    Der Wind drehte sich und trug ihr Kochgerüche zu. Gwendivar setzte sich wieder in Bewegung. Wenn sie Igraine um Hilfe bitten wollte, musste sie einen Boten finden – keinen von Artors Kriegern, der darauf beharren würde, den Befehl von seinem Herrscher bestätigen zu lassen, sondern jemanden mit der Kraft und dem Verstand, die Reise rasch anzutreten, jemanden, der die Botschaft allein deshalb überbrachte, weil es der Wunsch der Königin war.
    Lächelnd schauten die Leute auf, als sie die Tür zur Küche öffnete. Gwendivar hätte nie gedacht, dass sie einst froh über die Ausbildung ihrer Mutter sein würde, doch sie wusste unbestreitbar, wie man mit den Männern und Frauen, die in ihrem Dienst standen, sprach und die Köche waren stets erfreut, sie zu sehen. Sie

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