Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
wussten, Gwendivar würde keine grundlosen Befehle erteilen und dafür sorgen, dass sie die Mittel zur Verfügung hatten, die sie für ihre Arbeit brauchten. Die Königin selbst hatte festgestellt, dass man mit Männern einen vernünftigen Umgang pflegen konnte, wenn sie gut versorgt wurden, und in diesem Punkt unterschieden sich Artors Krieger in keiner Weise von anderen Männern.
    »Ein Händler war hier; ich habe ihm seinen Vorrat an Gewürzen abgekauft.« Damit schüttete sie den Inhalt ihres Mantels auf den zerkratzten Holztisch. Das Oberhaupt der Köche, ein großer, rotgesichtiger Mann namens Lollius, legte das Hackbeil beiseite, um die Schätze zu betrachten. Die anderen scharten sich um ihn und plapperten durcheinander, während die Päckchen begutachtet wurden, mit Ausnahme eines Burschen, der kräftig gebaut und so groß war, dass er sich bücken musste, um durch die Tür zu gelangen. Als sie eingetreten war, hatte er nur kurz aufgeschaut und war bis zu den hellen Haaransätzen rot angelaufen, dann hatte er seine Aufmerksamkeit sogleich wieder den Knoblauchknollen zugewandt, die er schälte und deren durchdringender Geruch die Luft erfüllte.
    Der dort, dachte Gwendivar, ist in mich verliebt.
    Was selbstverständlich keineswegs ungewöhnlich war – die Hälfte von Artors Männern träumte von ihr oder hatte Fantasien, denen sie ihren Namen verliehen. Doch dieser Bursche, der trotz seines undeutlichen, nördlichen Grollens besser sprach, als seinem Rang geziemte, schien sie anzusehen. Während der Koch sich in einem Vortrag über die Eigenschaften und Verwendung von Gewürzen erging, Gemüse überprüfte oder an den Inhalten einer Schüssel schnupperte, ging sie um die Tische herum, bis sie neben ihm stand.
    »Kommt der Knoblauch in den Eintopf?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Lollius sagt, er bekämpfe Krankheiten«, antwortete der Mann. »Stark genug ist er auf jeden Fall!« Er wagte ein schüchternes Lächeln.
    »Du bist ziemlich geschickt. Wie heißt du?«
    »Manus.« Abermals errötete er. »Manus Formosus«, fügte er hinzu. »Wegen meiner Hände.«
    »Sie sind fürwahr wohlgeformt und wunderschön«, pflichtete Gwendivar ihm bei. »Aber das ist nicht der Name, den Deine Mutter dir gab, und diese Schultermuskeln hast du nicht erlangt, indem du ein Schälmesser bedient, sondern indem du ein Schwert geführt hast. Wer bist du, Bursche?«
    Bei diesen Worten hielten die flinken Finger, die weiter die papierene Rinde von den Knollen geschält hatten, jäh inne.
    »Ich habe geschworen, es nicht zu verraten«, gab Manus schließlich zurück, »bis ich ein Jahr und einen Tag in den Diensten des Königs gestanden habe.«
    »Diese Zeit ist beinahe vorüber«, entgegnete die Königin. Nun erinnerte sie sich an seine Ankunft, obwohl er damals wesentlich dünner gewesen war, so als wäre er lange unterwegs gewesen und hätte ein schweres Leben geführt. »Danach wirst du meinen König um die Gnade bitten, die er dir versprochen hat. Aber bis dahin gehören deine Dienste mir.«
    »Immer…«, murmelte er, obwohl er ihr dabei nicht in die Augen blickte.
    »Ich möchte eine Botschaft an die Herrin vom See senden. Aber niemand darf wissen, wohin du gehst oder weshalb. Willst du dies für mich tun?« Eine kurze Stille trat ein. Einer der anderen Bediensteten fing plötzlich an, ungestüm auf eine geschälte Rübe einzuhacken; Gwendivar zog Manus hinter sich her zum Ende des Tisches und fragte sich, ob der Mann etwas gehört hatte.
    »Ich werde es tun, Herrin«, antwortete Manus schließlich.
     
    »Ich bin zu alt, um so durch die Gegend zu hetzen«, meinte Igraine und wand sich unbehaglich. Die anderen Priesterinnen, die sie von der Insel der Maiden mitgebracht hatte, bewegten sich geschäftig durch den Raum, packten Kleider aus und hängten Mäntel und Umhänge zum Trock nen auf, denn sie hatten Camelot auf den Schwingen eines bevorstehenden Unwetters erreicht. Die Truhe am Fußende ihres Bettes jedoch rührten sie nicht an.
    »Ist das Bett zu hart?« Gwendivar klopfte die Kissen zurecht, bevor Igraine sich wieder zurücklehnte. Das helle Haar der Königin lag unter einem Kopftuch verborgen, unter ihren Augen prangten Ringe der Erschöpfung. Was für einen Grund hatte sie denn, so müde zu wirken, fragte sich Igraine. Sie hatte keine zweiwöchige Reise bei strömendem Regen hinter sich.
    »Das Bett ist fein, aber jeder Herzschlag durchzuckt mich, als säße ich immer noch in dieser verfluchten Pferdesänfte«,

Weitere Kostenlose Bücher