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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Bänke gleichermaßen mit einem grellen Schimmer.
    »Es ist Pfingsten!«, rief Vater Kedi aus. »Und der Heilige Geist ist in Wind und Feuer zu uns gekommen!«
    Doch der zuckende Blitz verblasste, und eine plötzliche, knisternde Stille verdrängte das Tosen des Himmels. Sie befanden sich im Auge des Sturms. Wie gebannt saßen sie mit weit aufgerissenen Augen da, während das Blut in ihren Ohren pulsierte und sich der Blitz in eine einzige, strahlende Kugel verwandelte, die sich langsam durch die Halle bewegte. Sie war so grell, dass niemand zu sagen vermochte, wer sie trug oder ob sie sich überhaupt durch menschliches Zutun bewegte.
    Gwendivar starrte das grelle Licht an und wusste, dass sie weinte, obwohl sie keinen Laut von sich gab. Von einem zum anderen kroch es, hielt bei jedem einige Augenblicke inne und zog weiter zum nächsten, wobei es Häuptlingen genauso viel Zeit widmete wie Knechten, den Frauen, welche die Schweine fütterten ebenso viel wie den Priesterinnen, die mit Igraine gekommen waren. Gwendivar sah, wie es Julia umkreiste, die sich erst bekreuzigte und dann mit vor Tränen glänzenden Wangen die Hände ausstreckte.
    Was bist du? Wer bist du?, schrie das Herz der Königin, als das Licht sich näherte. Mittlerweile hatte sie den Eindruck, dass sich in jenem Strahlenkranz Gestalten bewegten; ein Tross greller Wesen, der durch die Halle wanderte. Was wollt ihr von mir?
    Und dann befand es sich vor ihr, verschlang jedwede andere Empfindung außer dem Druck der Hand ihres Gemahls.
    Eine Antwort erklang. »Ich bin so voller Wunder wie das Elfenvolk und so gewöhnlich wie der Tag. Ich bin, was du am meisten begehrst. Jetzt stehe ich vor dir, doch erst wenn ich hinter dir stehe, wirst du mich wahrhaft begreifen und Erfüllung erfahren.«
    Dann erschien es ihr, als ob das Licht schimmerte, und sie erblickte darin die Gestalt einer Frau. Der Strahlenkranz umgab sie, und sie schmeckte eine Süße jenseits sterblicher Nahrung, wenngleich sie später nie wissen sollte, ob sie jene Süße tatsächlich geschmeckt und nicht gesehen oder gehört hatte.
     
    Bediver vernahm ein Singen, wie er es als Kind in der großen Kirche des heiligen Martin gehört hatte. Gleichzeitig roch er den Duft von Weihrauch, der die Halle in breiten, leuchtenden Schwaden erfüllte. Das grelle Licht näherte sich, umgeben von einem unsteten Flackern gleich mächtigen, sich bewegenden Schwingen. Kurz erspähte er einen Gral, durch dessen vollkommene Form ein rosiger Strahl schimmerte.
    »Ich bin dein wahrer Herr und dein Befehlshaber. Folge mir!«, ertönte eine lautlose Stimme, und Bedivers Geist antwortete mit verzückter Hingabe »Ich bin dein bis an mein Lebensende. Wie kann ich dir dienen?«
    »Diene Britannien… diene dem König…«, lautete die Antwort, und er neigte huldigend das Haupt.
    »Auf ewig…«, murmelte er. »Auf ewig, wohin der Pfad auch führen mag…«
     
    Für Igraine, die sich inmitten dieser Gesellschaft mutterseelenallein fühlte, hatte die Erscheinung eine greifbare Form. Sie erblickte den silbrigen Schimmer und erkannte ihn als den Kessel, doch als er sich näherte, entwuchs dem Relief des Mittelstreifens das Bildnis der Göttin, das anschwoll, bis es die Halle erfüllte.
    »Brigantia, o Vielgepriesene, du aufstrebende Macht«, flüsterte sie, »wache über deine Kinder.«
    »Wann habe ich das je versäumt? Du bist es, die sich von mir abgewandt hat…«
    »War es falsch, den Kessel zum König zu bringen?«
    »Du hast richtig gehandelt, wenngleich eine Zeit kommen wird, da du deine Wahl infrage stellen wirst. Vorerst aber sei getröstet, denn deines Sohnes Fleisch ist geheilt, obwohl sein Geist erst wieder gesunden wird, wenn er mich in einer anderen Maske sieht.«
    Der Strahl verstärkte sich, schwoll an, bis sie den grellen Schein nicht länger ertrug und er sie in ein Reich beförderte, in dem Geist und Sinne eins sind, und sie nichts mehr um sich herum wahrnahm.
     
    Der Kessel beglückte jede Seele im Kreis, und jede in einer Form, in der sie ihn am deutlichsten erkannte. Jeder der Anwesenden erhielt leiblich und geistig jene Nahrung, nach der ihn am meisten dürstete.
    Und alsbald begannen die Menschen zu blinzeln und sich zu regen. Sie starrten um sich, als wären die bemalten Säulen und die gewobenen Vorhänge, ihre Hände und Gesichter gleichermaßen fremdartig und wundervoll. Es war kein übernatürlicher Strahl, der ihnen diese Dinge offenbarte – jenes Licht war verschwunden. Doch die große

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