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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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unversehrt in seiner Truhe vorgefunden, und niemand ließ sich dazu bewegen einzugestehen, ihn berührt oder bewegt zu haben. Doch was sonst konnte es gewesen sein? Und nun war er verschwunden, und Igraine schauderte bei dem Gedanken, welche Verheerung er in feindlichen Händen anzurichten vermochte.
    Sie hüstelte und zupfte an Ceincairs Ärmel. »Sind dir unter den Reitern irgendwelche Frauen aufgefallen?«
    »Nein«, antwortete die Priesterin. »Glaubt Ihr etwa, dass Morgause – « Jäh verstummte sie, als sie Gwalchmais betroffenen Blick sah.
    »Glaubst du etwa, Enkel, dass es für mich nicht ebenso schwer ist, es auszusprechen, als für dich, es zu hören?«, fragte Igraine. »Aber deine Mutter hat den Kessel schon immer begehrt. Vergesst bei eurer Suche nicht die Straßen in den Norden.« Und wenn sie ihn tatsächlich geraubt hat, ist es meine Schuld, dachte sie. Morgause hat mich angefleht, sie in die Geheimnisse des Kessels einzuweihen, und ich habe mich geweigert.
    »Wir werden alle Straßen absuchen, Mutter«, sagte Artor. Als sie zurück in den Schutz ihrer Decken sank, hörte sie, wie er Befehle erteilte.
    »Und wir werden uns hier um Euch kümmern«, fügte Gwendivar hinzu, »wo ihr die Berichte hören könnt, die von den Suchenden eintreffen.«
    Igraine schüttelte den Kopf. »Die Suche muss im irdischen Reich stattfinden, und es ist die Hochkönigin, die Tigernissa, die für eure Krieger das Bildnis der Göttin auf dieser Welt verkörpert. Ich kehre zurück zum See… den ich nie hätte verlassen sollen, denn ich bin Branwen, die verborgene Königin, und die geistige Suche muss von dort aus gelenkt werden. Vielleicht erhört der Kessel unsere Gebete und findet von allein nach Hause.«

X
    Die Suche
    A.D. 502
     
    Als Erster von denjenigen, die von Camelot aufgebrochen waren, um nach dem Kessel zu suchen, kehrte Bediver zurück. Als er eintraf, befand sich Gwendivar in der Kräuterhütte und zupfte die zarten Blätter von der Minze, die sie im Wald gesammelt hatte. Der durchdringende, süße Duft erfüllte die Luft.
    »Wo ist der König?«, fragte er, nachdem er sie begrüßt hatte.
    »Er ist nach Lindinis hinübergeritten. Zum Abendessen sollte er zurück sein.«
    »Der König reitet?«, hakte er nach, wobei Verblüffung seiner Stimme einen schneidenden Tonfall verlieh.
    »Es geht ihm viel besser«, erwiderte Gwendivar leise, »außerdem ist das Wetter schön. Sollte irgendjemand bezweifeln, dass jenes Ereignis, dessen Zeuge er wurde, heilig war, sprechen eindeutig die Ergebnisse dafür.«
    »Ich bezweifle es nicht, obwohl ich glaube, dass jene Vision alles ist, was ich je sehen werde.« Bediver ließ sich auf eine Bank sinken; das Leuchten, das stets in seine Augen trat, wenn er sie betrachtete, verstärkte sich. »Vielleicht fühle ich mich deshalb nicht gezwungen, weiterhin alles daranzusetzen, es wieder zu sehen.«
    »Was soll das bedeuten?«, wollte sie wissen und musterte ihn eingehend.
    »Was ich in dem Licht sah, als es zu mir kam, war der Gral unseres Herrn, und ich wurde genährt und geheilt. Wir haben keinen Beweis dafür, dass jenes Wunder, das sich durch die Halle bewegte, der Kessel war. Igraines Priesterinnen behaupten, ihn nicht aus der Truhe genommen zu haben, wie also sollte er ein solches Wunder bewirkt haben?«
    Nachdenklich runzelte Gwendivar die Stirn. Igraine hatte ihr erzählt, sie hätte die Gestalt der Göttin aus dem Kessel erwachsen gesehen, während Julias Vision wie jene Bedivers vom Gral der christlichen Messe gehandelt hatte. Sie selbst hatte lediglich schimmernde Schemen in einem Lichtschleier und überhaupt kein Gefäß gesehen.
    »Die anderen, die aufgebrochen sind, meinten, die Vision habe in ihnen das lodernde Verlangen geweckt, sie abermals zu sehen…«, erklärte sie schließlich.
    »Das stimmt, aber nachdem ich weg war, stellte ich fest, dass alles, wonach ich mich wahrhaft sehne, hier ist.«
    Kurz bannte Bedivers Blick den ihren, und Gwendivar zuckte zusammen, als sie seine unausgesprochene Liebe für sie unverhohlen in seinen Augen erkannte. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, Lust oder Sehnsucht zu entdecken, wenn Männer sie betrachteten. Einer oder zwei hatten sogar gedroht, den Tod in der Schlacht zu suchen, sollte sie ihre Leidenschaft nicht erwidern. Doch nur Bediver schien in der Lage, sie zu lieben, ohne seiner Geliebten in Londinium oder seinem König untreu zu werden. Ihr war nicht bewusst gewesen, welchen Trost diese stete, anspruchslose

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