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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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den Sturm gespürt und erfreuten sich an dem darauf folgenden Frieden. Wer nicht an der großen Seuche gestorben war, befand sich auf dem Weg der Besserung, und Hoffnung war in das Land zurückgekehrt.
    Zunächst hatten derlei Unterbrechungen Morgause an den Rand des Zorns getrieben. Hätte es in den ersten Dörfern Pferde zu kaufen gegeben, sie hätte das Schiff verlassen und wäre über Land weitergereist – die Gefahren der Berge hätten genau zu ihrer Stimmung gepasst. Doch als Tag auf Tag folgte, immer anders und doch stets gleich, stellte sie fest, dass ihre Wut sich verflüchtigte. Sogar die Anwesenheit des Kessels störte sie nicht mehr, denn auf dem Meer befand sie sich in seinem Element, und es gab keine Trennung zwischen ihnen.
    Während sie sich über die Wasseroberfläche bewegte, gleichsam zwischen Erde und Himmel schwebend, hatte sie das Gefühl, ebenfalls zwischen der Zeit, bevor sie den Kessel raubte, und der Ungewissen Zukunft danach zu schweben. Ihr Verlangen nach dem Kessel war unverändert, doch inzwischen fragte sie sich, weshalb sie so verbissen dafür gekämpft hatte, den Norden zu beherrschen. In dem Wirkungskreis des Kessels verblassten sogar ihre ehrgeizigen Ziele für Medrod. Und sie begann zu verstehen, dass unabhängig davon, was auch geschehen mochte, die Frau, die in den Norden zurückkehrte, eine andere sein würde als jene, die vor einem Monat aufgebrochen war.
     
    Als Vortipor in Camelot eintraf, umschwirrten ihn Raben. Als die zu seiner Begrüßung Herauseilenden erkannten, dass die runden Gegenstände, die von seinem Sattelknauf baumelten, abgetrennte Köpfe waren, begriffen sie weshalb. Der Mann, der sie erobert hatte, war gebräunt, kerngesund und grinste triumphierend. Auf die Köpfe traf dies weniger zu, und sogar Vortipor erhob keine größeren Einwände, als Artor taktvoll vorschlug, Vater Kedi möchte ihnen ein christliches Begräbnis angedeihen lassen.
    »Obwohl ich bezweifle, dass sie es verdienen. Ich war in der Unterzahl und konnte ihnen keine Zeit gewähren, ihre Sünden zu beichten.« Dabei hörte er sich keineswegs bedauernd an.
    »Ich bin sicher, sie haben den Tod verdient, den du ihnen beschert hast«, bemerkte Artor, doch der stahlharte Tonfall seiner Stimme trug nicht dazu bei, das Lächeln des jungen Mannes zu trüben.
    »O ja. Die Höhle, in der sie mich festhielten, war übersät mit den Überresten ihrer Opfer. Wir müssen Leute losschicken, um ihnen mindestens ein ebenso würdiges Grab zu bescheren wie ihren Mördern.«
    »Also waren es Räuber«, sagte Gwendivar.
    »Ganz sicher, aber indem sie mich gefangen nahmen, haben sie mehr geschluckt, als sie verdauen konnten! Es tut mir leid, Fürstin, dass ich keine Neuigkeiten über den Kessel habe, aber als das Licht durch die Halle wanderte, sah ich darin einen kriegerischen Engel, und ich kann nur der Wahrheit dienen, die ich sehe…«
    »Niemand von uns kann mehr als das behaupten«, antwortete der König und führte ihn in die Halle.
     
    Sogar an Land schien der Boden zu schwanken. Morgause stolperte und hielt lachend inne. Die Sirene hatte sie am Nordufer des Flusses Belisama abgesetzt, denn weiter segelte der Kapitän nicht. Ein halber Tagesmarsch würde sie zur Straße nach Bremetennacum bringen, was weit genug war – niemand würde auf den Gedanken kommen, hier nach den Flüchtigen zu suchen. In Wahrheit bereitete ihr die Angst vor Verfolgern keine Sorgen mehr, so wie jede Fragwürdigkeit hinsichtlich des Raubs des Kessels ihre Schärfe verloren hatte.
    Er gehörte ihr, so wie die Götter es schon immer vorgesehen hatten, und die Zeit, ihr Erbe einzufordern, war gekommen. Als Doli sie nach dem nächsten Abschnitt ihrer Reise fragte, verscheuchte sie ihn.
    »Darüber können wir morgen nachdenken. Heute Nacht ist Vollmond. Trag die Truhe den Strand hinauf – dort hinter die Bäume – und sorg dafür, dass mich niemand stört.« Er war ein Pikte, und sie wusste, dass er keinen Befehl seiner Königin infrage stellen würde.
    Die Sonne versank bereits im westlichen Meer, und als sie die von Morgause auserwählte Stelle erreichten, säumte ein silbriger Rand den fernen Hügel.
    Rasch legte sie die Kleider ab und erhob sich. Die Arme huldigend emporgestreckt, stand sie da, während das silbrige Rad des Mondes über den östlichen Himmel rollte. Es war lange her, seit sie den Mond gemeinsam mit den Priesterinnen begrüßt hatte, dennoch konnte sie sich an den Beginn des Lobliedes besinnen.
     
    »Herrin

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