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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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warum hat er mich auf diese Reise mitgenommen, wenn nicht um mir zu zeigen, was es heißt, ein König zu sein?
    Es würde keinesfalls einfach werden, Artors Thron zu erlangen. Die Wunde, die der Pfeil in seinen Arm gerissen hatte, pochte dumpf, und er verschob die Schlinge, um den Arm zu stützen. Dabei erinnerte er sich an den ersten Schock des Schmerzes, gefolgt von der beunruhigenden Erkenntnis, dass der Pfeil von hinten gekommen war. Artor gegenüber erwähnte er es nicht, denn er hatte keinen Beweis. Doch die geistigen Schutzvorkehrungen, die er sich in den Jahren bei Morgause geschaffen hatte, stellten sich wie eine Leibgarde wieder ein. Erst als er jene vertraute Spannung der Vorsicht zurückkehren fühlte, wurde ihm bewusst, dass er sie während der Reise mit seinem Vater vernachlässigt hatte.
    Die Feste von Bremetennacum war zwar verfallen, aber es war den Menschen der Stadt gelungen, den Graben und die Palisade zu erhalten. Vielleicht waren der üppige Boden des Tals und der Fluss mit seinem mühelosen Zugang zum Meer der Grund dafür. Das Land hier war fruchtbar, auch der Handel gedieh, doch dies machte den Ort als Ziel für Raubüberfälle nur noch attraktiver. Die auf ihren eigenen Bänken neben ihm sitzenden Friedensrichter blickten sich verdrießlich um, hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit dafür, dass der König die Räuber gefangen hatte, und Unbehagen, weil sie sich so überstürzt mit ihnen beschäftigen mussten.
    Sie hatten die Anführer zum Tode durch den Strick verurteilt, die Übrigen zur Sklaverei, da sie der Ansicht waren, es wäre nur gerecht, denjenigen, die die Früchte der Arbeit anderer gestohlen haben, den Genuss der eigenen zu verweigern. Nachdem der letzte der Gefangenen zum Tode oder zum Dasein als Sklave abgeführt worden war, erhoben sich die Menschen der Stadt voller Vorfreude auf das Fest, das zu Ehren ihres Gastes vorbereitet worden war.
    Aber Artor war noch nicht fertig mit ihnen.
    »Wir haben eine Geschwulst des Übels beseitigt, und ihr könnt nun mit eurem Hab und Gut wohlbehalten nach Mamucium und Deva reisen – eine Zeit lang wenigstens. Aber was geschieht, wenn andere Räuber beschließen, sich hier niederzulassen? Ich kann nicht überall sein, und wer wird euch dann beschützen?«
    »Wir sind Händler und Bauern, Herr, keine Krieger«, entgegnete einer der Friedensrichter verdrossen. Er deutete in die Richtung, in welche die Gefangenen verschwunden waren. »Wären wir Krieger, glaubt Ihr, wir hätten dann so lange unter diesem Pack gelitten?«
    »Wenn ihr euch nicht selbst verteidigen könnt, dann muss ich einen Beschützer für euch ernennen«, bemerkte der König bedächtig. »Ist es das, was ihr wollt?«
    »O Herr.« Ein anderer Mann blickte erwartungsvoll auf. »Und ob wir das wollen. Unsere Beschützer könnten in der alten Feste bleiben, und – «
    Artors Miene verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln, als hätte er dies schon viele Male gehört. »Und wer wird sie wieder aufbauen? Und was sollen sie essen? Ein schlecht genährter Mann kann kein Schwert schwingen.«
    »Aber Ihr… wir dachten…« Die Friedensrichter schienen unter seinem eindringlichen Blick zu schrumpfen.
    »Ich gebe euch Paulinus Clutorix, einen kampferprobten Krieger der Sachsenkriege, und drei erfahrene Männer.«
    »Aber das ist nicht genug.«
    »Sehr richtig«, fuhr Artor rasch fort. »Er wird weitere Männer anheuern, genug, um eine regelmäßige Patrouille einzurichten. Zudem wird er jeden kampftauglichen Mann dieses Tals im Gebrauch von Waffen unterweisen. Dann werdet ihr, wenn die Zeit kommt, eine Bande Gesetzloser zu jagen, oder wenn ihr auf dem Fluss dort drüben irische Boote schaukeln seht, eine ausreichende Streitmacht besitzen, um damit fertig zu werden.«
    Die Stadtväter runzelten die Stirn. Medrod, der bei einem Volk von Kriegern aufgewachsen war, dem die Römer nie verboten hatten, Waffen zu tragen, erschien ihr Zaudern merkwürdig. Doch er sah auch, dass einige der jüngeren Männer grinsten. Am Tag zuvor hatte er miterleben können, wie sein Vater kämpfte. Nun sah er, wie sein Vater regierte.
    »Außerdem hat jeder Haushalt in Gütern oder barer Münze eine Abgabe zu leisten, um die Streitmacht zu unterhalten.« Die Menschen der Stadt begannen aufzubegehren, während Artors Krieger versuchten, ihr Lächeln zu verbergen. Der König hob eine Hand. »Habt ihr etwa geglaubt, ich würde Gold schicken? Wie sonst, dachtet ihr, ernähre ich meine Männer, wenn nicht

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