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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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durch Abgaben und Steuern? Zumindest wisst ihr so, wofür eure Steuern aufgewendet werden. Und die Last müssen alle teilen.« Streng blickte er in die Runde. »Auch die Mönche, die jene fruchtbaren Felder besitzen…«
    Nun waren es die Kirchenmänner, die aufbegehrten. Selbstverständlich wären den Verteidigern ihre Gebete gewiss, doch ihre Güter gehörten Gott. Artors Züge verrieten keine Absicht nachzugeben. Medrod unterdrückte ein vorfreudiges Grinsen.
    »Mein lieber Vater, hätten euch Gebete vor den Speeren Gesetzloser oder vor irischen Schwertern beschützt, würde ich euch vielleicht zustimmen«, entgegnete der König. »Aber ich habe schon zu viele niedergebrannte Klöster gesehen. Leistet euren Beitrag, heilige Brüder, wenn ihr von meinen Männern erwartet, euch zu Hilfe zu eilen!« Damit lehnte er sich mit funkelnden Augen zurück, ein verkniffenes Lächeln ließ seine Barthaare zittern.
    Morgause hatte stets behauptet, Artor ließe sich von den Priestern beherrschen, doch nun erkannte Medrod, dass dem keineswegs so war. Das Kinn auf die Fäuste gestützt, hockte er auf der Bank und beobachtete das Geschehen. In wie vielen Dingen hatte sie sich noch geirrt? Die Priester mochten seine Geburt gottlos nennen, doch nun war er froh, Artors Sohn zu sein. Und wenn er sich eisern bemühte, dachte er, würde die vorsichtige Höflichkeit, mit welcher der Hochkönig ihn behandelte, sich vielleicht in wahre Zuneigung verwandeln, und er, Medrod, könnte sich als würdiger Erbe beweisen…
     
    »Es sieht… verteidigbar aus…«, bemerkte Gwyhir, der an der Reihe war, neben dem König zu reiten.
    Artor lachte. Die Förde von Cluta lag vor ihnen, das Wasser glich unter den hohen Wolken einem unsteten Silberstreif. Niedrige Hügel erstreckten sich entlang der Halbinsel dahinter, so unscheinbar, als wären sie aus Schatten gemeißelt. Der gewaltige Fels von Altacluta erhob sich wie eine Insel aus dem schillernden Wasser; seine steil abfallenden, von den Göttern zu einer Festung geschaffenen Felswände bedurften wenig menschlichen Zutuns, um sicher zu sein. Aus dieser Entfernung vermochte man die Steinmauern und Schieferdächer kaum vom eigentlichen Fels zu unterscheiden, und die Brücke, die den Ort mit dem Festland verband, lag nicht im Sichtfeld.
    »Dun Breatann ist wahrlich die Feste der Briten. Seit meines Vaters Lebzeiten beschützt sie den Westen Albas. Aber mittlerweile ist Ridarchus ein greiser Mann, und seinen Erben kenne ich nicht.«
    »Das ist doch Morcant Buk, oder?«, bemerkte Gwyhir. »Ridarchus’ Enkel. Als ich noch ein Kind war, sind sie mal nach Dun Eidyn gekommen.«
    Artor nickte. Es missfiel ihm, sich über Erbangelegenheiten den Kopf zu zerbrechen, doch er betrachtete es als seine Pflicht. Ungerufen tauchte Medrods Antlitz vor seinem geistigen Auge auf. Artor hatte gehofft, im Zuge der langen Reise aus dem Süden mehr über den Jungen zu erfahren, was ihm in gewisser Weise auch gelungen war. Aber Medrods glattes Gehabe nach außen hin ließ keine allzu große Vertraulichkeit zu. Es blieb Artor ein Rätsel, dass er aus demselben Nest wie seine Brüder stammen sollte. Gwalchmai war außerstande, einen Gedanken zu verbergen, selbst wenn er es versuchte. Aggarbans missmutiges Schweigen war ebenso leicht zu durchschauen, und Gwyhirs und Goriats Augen glichen tiefen Tümpeln, in die man nur zu blicken brauchte, um in ihren Seelen zu lesen.
    Medrod gab unverkennbar sein Bestes, um ihm zu gefallen. Er war aufmerksam und beging nie denselben Fehler ein zweites Mal, dennoch erinnerte er Artor an einen Mann, der sich verzweifelt bemüht, eine neue Sprache zu lernen und dabei Sätze auswendig lernt, für die er kein natürliches Gespür besitzt. Es lag keineswegs daran, dass Medrod in Alba aufgewachsen war – seine Brüder hatten sich sofort und mühelos in Artors Haushalt eingefügt. Doch ihre Taten, auch ihre Fehler, kamen von Herzen. Bei Medrod hatte man das Gefühl, dass sein Handeln stets das Ergebnis kühler Berechnung war.
    Im nächsten Augenblick schüttelte Artor den Kopf und schrieb sein Misstrauen seinen Ängsten zu. Höchstwahrscheinlich war der Junge einfach schüchtern.
    Der Hochkönig spähte die Kolonne entlang. Männer, die zuvor bequem im Sattel gelümmelt hatten, lenkten abtrünnige Rösser zurück in die Reihe und richteten sich zu militärischer Habachtstellung auf, wenn sie seinen Blick auf sich gerichtet spürten. Artor wandte sich wieder nach vorn und bedeutete Gwyhir, das Horn zu

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