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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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erwägt, selbst über das Meer zu reisen.« Ridarchus legte den Kopf schief und heftete seine hellen Augen auf den König.
    »Riothamus hat ein dementsprechendes Gesuch an mich gestellt. Doch zuvor muss ich in Britannien für Sicherheit sorgen.«
    »Daher diese Reise«, bemerkte Ridarchus bedächtig.
    Der Hochkönig nickte. »Bis die Sachsen kamen, waren stets die wilden Stämme des Nordens die größte Gefahr gewesen, danach die Männer Erius. Nachdem ich für Euch getan habe, was in meiner Macht steht, ziehe ich weiter nach Dun Eidyn, um einen Pakt mit dem König der Pikten auszuhandeln.«
    Ridarchus bedeutete einer der Dienstmägde, ihnen mehr Bier zu bringen. Er trank einen ausgiebigen Schluck, dann stellte er mit einem zufriedenen Seufzer den Becher ab.
    »Ihr könnt auch für mich einen Pakt aushandeln, wenn Ihr wollt«, sagte er schließlich. »Wie Ihr wisst, leben seit vielen Jahren Menschen aus Eriu auf der Halbinsel Cendtire, den alten Gebieten der Epidii. Sie haben die Gefahr, die von ihresgleichen jenseits des Wassers ausgeht, in keiner Weise verstärkt, im Gegenteil, ich glaube, sie haben uns sogar beschützt. Bislang waren sie uns gute Nachbarn, und wir haben Seite an Seite gekämpft, wenn die Pikten zu stark wurden. Aber vielleicht haben zu viele von ihnen Dalriada verlassen, denn in Eriu kann Uirguist, ihr König, die Ui Niall nicht mehr aufhalten.
    Seht Ihr die beiden Männer in den safrangelben Kitteln dort drüben neben der Tür?«
    Er machte eine kurze Pause, um einen weiteren Schluck zu trinken, während Artors Augen der Richtung seines Blickes folgten.
    »Sie sind kurz vor Euch hier eingetroffen. Es sind Männer aus Cendtire, Gesandte. Uirguist möchte mit seinem Hofstaat und dem Rest seines Clans von Dalriada hierher ziehen und bietet uns Freundschaft an. Inoffiziell könnte ich ihre Anwesenheit durchaus dulden, aber ohne Eure Zustimmung würde ich ein solches Bündnis nicht eingehen.«
    Besonders, dachte Artor, wenn ich in Eurer Halle sitze. Doch er lächelte. »Ich bin einverstanden. Ich lasse ein Einladungsschreiben an Uirguist aufsetzen und werde ihn als Verbündeten willkommen heißen.«
    Medrod trat aus dem Schutz der inneren Mauer und stemmte sich gegen den Wind. Es hatte vorübergehend zu regnen aufgehört, aber die Luft barg immer noch spürbar Feuchtigkeit. Mühsam bahnte er sich einen Weg über den unebenen Felsboden zur brusthohen Mauer, die sich entlang der Klippenkante erstreckte. Dann hielt er sich daran fest und sog in tiefen Atemzügen den frischen Wind ein.
    Im Süden und Westen zogen sich die silbrigen Wassermassen des Cluta dahin. Unter niedrigen Wolkenbänken erspähte er gerade noch die dunkleren Umrisse des fernen Ufers. Er schaute auf, als eine Möwe über ihm kreischte, die der Wind über den Himmel wirbelte.
    Frei, dachte er. Wie würde es sich wohl anfühlen, so frei zu sein? Trotz des dicken Stoffs seines Wollmantels spürte er allmählich die Kälte, doch nach der modrigen Wärme der Halle war sie ihm durchaus willkommen. Medrod drehte sich um. Sein Blick wanderte vom Wachturm an der höchsten Stelle des Felsens zu der großen Halle, die sich in einer Nische auf halber Höhe einer Felswand befand.
    Er fragte sich, weshalb er sich so eingeengt fühlte – an Ridarchus’ Gastfreundschaft gab es wahrlich nichts auszusetzen… und dann, als die Möwe abermals kreischte, entsann er sich, wie einst über der Bodotria die Seevögel gekreist waren, und ihm wurde klar, dass es der Duft der nördlichen Feuer und der Klang nördlicher Stimmen war, die ihn verwirrt hatten. All das erinnerte ihn an Dun Eidyn.
    Ich kann nicht dorthin zurück, ging es ihm durch den Kopf. Noch weniger wollte er das Land der Pikten wieder besuchen, wo ihn alles an Kea erinnern würde. Doch wohin sollte er gehen? Gewiss nicht zu seiner Mutter. Er hatte bewiesen, dass er in der Lage war, seinen eigenen Weg zu gehen, doch damals war er mit einem Ziel gereist, nämlich einem Platz am Hof des Hochkönigs. Es gehörte nicht zu seinem Lebensplan, ein namenloser Wanderer auf den Straßen Britanniens zu werden. Medrod fragte sich, ob Gwalchmai und seine frisch gebackene Gemahlin ihn wohl aufnehmen würden.
    Der Himmel verfinsterte sich. Medrod spürte, wie ein kalter Regentropfen auf seiner Hand aufschlug, gefolgt von einem Schwall weiterer, als die Wolken sich abermals öffneten. Er sog einen letzten Atemzug der kalten, salzigen Luft ein, dann brach er zurück zur inneren Mauer auf. Der Sturm setzte rasch

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