Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel
an.
»Gwendivar – « Wider seinen Willen hörte er seine Stimme zittern. »Du weißt besser als jeder andere, dass die Schuld bei mir liegt. Aber mir ist klar geworden, dass ich dir Unrecht antue, wenn ich dich an ein kahles Bett fessle. Ich dachte, die Dinge könnten sich geändert haben – im Norden habe ich versucht, mir ein Mädchen zu nehmen, doch es war vergebens. Morgause hat zwar alles bereut, aber sie kann die Vergangenheit nicht ändern. Wenn du es wünschst, entlasse ich dich aus unserer Ehe, damit du frei bist, dir einen Mann zu suchen, der dir ein wahrer Gemahl ist.«
Gwendivar wandte sich ab und begann, den Elfenbeinkamm wieder ganz langsam durch ihr Haar zu ziehen. »Und wenn ich es täte, und mein neuer Gemahl mit mir ein Kind zeugte, und die Menschen behaupten würden, der König hätte seine Manneskraft verloren?«
»Dann zur Hölle mit ihnen, solange du nur glücklich bist!« Was dachte sie gerade? Er wünschte, er könnte ihre Augen sehen!
»Dann zur Hölle mit denen, die sagen, ich sei unfruchtbar. Ich will keinen anderen Gemahl als dich.«
Artor war nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte, bis er ihn mit einem langen Seufzer ausstieß. Gwendivar legte den Kamm beiseite und begann, ihr seidiges, goldenes Haar zu flechten. Ihr Blick ruhte auf den langen Strähnen, doch er sah die glatten Kurven ihrer Wange und Stirn, und ihre Schönheit traf ihn wie ein Schwerthieb. Die Lederriemen, auf denen die Matratze lag, knarrten, als er sich setzte.
»Und ich… will keine andere Königin…« Ein dicker Kloß im Hals ließ ihn diese Worte nur mühsam aussprechen.
Gwendivar verknotete die Zöpfe, blies die Lampe auf ihrer Seite des Bettes aus und kroch unter die Decke.
»Du hast über meine Ehre gewacht«, sagte er schließlich. »Nun bitte ich dich, über Britannien zu wachen. Ich habe mit allen Fürsten außer Cador gesprochen. Ich reise nach Dumnonia, um mir Schiffe zu beschaffen, und meine Armee wird die Reise nach Gallien antreten. Wenn ich das Meer überquere, möchte ich, dass du herrschst. Ich denke, meine Pakte werden halten, aber für alle Fälle lasse ich dir Gwalchmai hier, um die Krieger anzuführen, und Gai für Verwaltungsangelegenheiten. Jemand muss unsere stolzen Fürsten dazu bringen, zusammenzuarbeiten. Du besitzt Macht über Menschen, meine Königin. Du wirst die Befehlsgewalt innehaben.«
Gwendivar stützte sich auf einen Ellbogen. Das Licht der verbliebenen Lampe schien in ihren Augen zu tanzen. »Du hast mir bereits diese beiden sächsischen Burschen gegeben, um sie großzuziehen, und nun gibst du mir ein Königreich, über das ich herrschen soll?«
»Ich kenne sonst niemanden, dem ich es anvertrauen würde«, erwiderte er bedächtig, streifte sich den Hausmantel von den Schultern und warf ihn zum Fußende des Bettes.
»Dann werde ich die Mutter vieler sein«, sprach sie leise, »und über das Land wachen, bis du zurückkehrst. Aber solange du noch hier bist, kommst du erst mal ins Bett.« Sie setzte ab, und einen Lidschlag lang glaubte er, sie wollte etwas hinzufügen, doch dann löste ihr Blick sich von dem seinen, und sie legte sich zurück.
Zu Beginn des Sommers floss der Isca gemächlich an der alten Hauptstadt der Dumnonii vorbei. Auf der Weide am Ufer, auf der die Festtische aufgestellt worden waren, blies ein frischer Wind vom Wasser herauf, und obwohl Artor das Meer nicht sehen konnte, vermeinte er, es zu riechen. Er lehnte sich auf dem geschnitzten Stuhl zurück, der einst das Heim eines römischen Friedensrichters geschmückt hatte, und holte tief Luft, suchte über den schweren Düften von gebratenem Fleisch und Bier nach der frischen Brise.
Die Planung dieses Feldzugs hatte viel zu lange gedauert, aber diesen Sommer würde er Gallien gewiss sehen. Seine Armee versammelte sich in diesem Augenblick auf der Ebene oberhalb von Portus Adurni. Hinter sich hatte er alles gesichert. Nur Dumnonia fehlte noch, und allmählich fürchtete der König, Cadors Land würde ihm mehr Ärger bereiten als der vereinte Rest Britanniens.
»Erzählt mir bloß nicht, dass dieser Feldzug nichts mit euch zu tun hat!«, rief Bediver aus, der aus Gallien zurückgekehrt war, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. »Wie ich gehört habe, haben die Menschen im Norden Männer und Pferde zur Verfügung gestellt, und die haben weit weniger Grund, die Macht der Franken zu fürchten. Ich bin in Armorica gewesen, meine Freunde, und ich weiß, dass in über der
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