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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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wurde zum Schweigen gebracht. Ungeduldig, wissend, dass sie bald lospreschen durften, zerrten die Jagdhunde an den Leinen.
    »Na schön«, brummte Medrod. Er wandte sich an die anderen Reiter. »Zielt auf was ihr wollt, aber der Königshirsch gehört mir!«
    Er trieb sein Pferd an die Spitze der Kolonne. Dann setzten sie sich in Bewegung, streiften durch den Herbstwald, der mit goldenen Schatten der sich verfärbenden Blätter gesprenkelt war. Die in erdfarbene Jagdmäntel aus naturbelassener Wolle gehüllten Reiter schienen mit den Ästen zu verschmelzen. Herabgefallenes Laub dämpfte die Schritte der Pferde; einzig ein leises Rascheln, das Knarren der Ledersättel und das gelegentliche Klirren von Stahl begleitete sie.
    Es folgte ein gespannter Augenblick, als Martinus heftig an den Zügeln seines Rosses zerrte und es wieherte. Mit finsterer Miene fuhr Medrod ihn an, und Martinus deutete auf das schwarz-weiße Geschlängel einer Natter, die sich durch das Laub wand. Martinus war bekannt für seine Furcht vor Schlangen; hoffentlich würden sie auf keine weitere treffen. Seufzend bedeutete Medrod ihm, weiterzureiten.
    Bald darauf lichtete sich der Wald. Hinter den letzten Bäumen erblickte Medrod die Flusswiese und die rotbraunen Gestalten von Wild. Er zügelte das Pferd und hob eine Hand, um die anderen zu warnen, dann ließ er die Zügel sinken. Sein Reittier bewegte sich ein paar Schritte vorwärts, hielt inne, um eine Maulvoll Gras zu rupfen, dann ging es weiter. Durch den Schleier der Blätter sah Medrod, wie eines der Wildtiere mit angelegten Ohren den Kopf hob und sich wieder dem Äsen zuwandte, da es nur die flüchtigen Bewegungen der anderen Vierbeiner bemerkte.
    Langsam zog die Jagdgesellschaft durch den Wald; auf Medrods Zeichen hin glitten die Männer von den Pferden, banden sie an Bäume und spannten die Bögen. Mittlerweile sahen sie das am gegenüberliegenden Ende der Lichtung grasende Wild deutlich – sieben Rehe mit sanften Augen und den um ihre Gunst buhlenden Hirsch. Das Fell an seinen Flanken war zwar ein wenig struppig, der Kopf mit dem prächtigen Geweih jedoch stolz erhoben. Er war der alte König des Waldes, ein Zwölfender, der so manche Schlacht überlebt und zahlreiche Kitze gezeugt hatte.
    Ho, alter Mann, dachte Medrod. Du hältst Ausschau nach dem jungen Hirschen, der versuchen will, dir die Rehe streitig zu machen. Aber das Wesen, das dir nun auf den Pelz rückt, wird dir nicht nur die Frauen, sondern Land und Leben rauben! Nimm dich in Acht!
    Die Rehe grasten, der Hirsch hingegen stand mit erhobenem Haupt und streckte die bebenden Nüstern in den Wind. Er fühlte sich sichtbar unbehaglich, aber die zufälligen Bewegungen der Pferde hatten ihn getäuscht, und die Witterung, die er aufnahm, war die seiner eigenen Rasse. Medrod sah den Waldrand vor sich und zügelte sein Pferd. Vorsichtig glitt er aus dem Sattel, wobei er sich hinter den Rumpf des Pferdes duckte, um sich so der Sicht des Hirschen zu entziehen. Ebenso behutsam löste er seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne.
    Am gegenüberliegenden Ende der Lichtung huschte eine zweibeinige Gestalt vorüber. Die Rehe rissen die Köpfe empor. Wachsam, aber noch nicht erschrocken, setzten sie sich in Bewegung.
    Komm her, mein König…. dachte Medrod. Hierher. Dein Leben gehört mir!
    Abermals die kaum wahrnehmbare Bewegung. Nun musste der Wind auch den Geruch der Gestalt erfasst haben, denn eines der Rehe sprang zur Seite. Die anderen verharrten gebannt, und der schwere Kopf des Hirschen schwang herum. Gleich würden sie die Flucht ergreifen. Medrod hob den Bogen an; seine Muskeln bebten vor Anspannung.
    Zu seiner Linken nieste jemand. Das Wild preschte los. Medrod, dessen Blick auf den Hirsch geheftet war, folgte dem Lauf, als das Tier losrannte und bündelte seine Aufmerksamkeit auf den Schimmer des roten Fells. Er spürte, wie der Pfeil sich unter seinen Fingern löste, sah, wie er in die glänzende Flanke sank, dann sprang der Hirsch an ihm vorbei und brach durch die Bäume.
    Medrod riss die Zügel los und schwang sich auf den Rücken des Pferdes. Ein grauer, aufgeregt bellender Schemen huschte an ihm vorbei. Hinter ihm bliesen Hörner mit harschen Tönen zur Jagd. Medrod grub die Fersen in die Flanken des Ponys und hetzte, die Lippen zu einem wilden Grinsen verzogen, hinter dem Hirsch her.
    Die Minuten, die folgten, waren ein einziges Durcheinander von raschelnden Blättern und peitschenden Zweigen. Sein Schuss war gut

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