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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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im Meer.« Sie beugte sich im Stuhl vor und reichte ihm die Schriftrolle.
    Dadurch, dass man im Zimmer einen weiteren Tisch für ihn aufgestellt hatte, waren recht beengte Verhältnisse entstanden, doch Gwendivar störte sich nicht daran. Medrod besaß einen scharfen Verstand, zudem hatte ihn seine Mutter, was immer Gwendivar auch über sie denken mochte, gut ausgebildet. Im vergangenen Jahr hatte er sich zu einem fähigen Mitarbeiter entwickelt.
    Und nun brauchte sie ihn dringender denn je zuvor. Die Königin spürte, wie ihre Augen sich mit den Tränen aufwallenden Kummers füllten. Das ganze letzte Jahr hindurch hatte Gai weiter darauf bestanden zu arbeiten, obwohl unverkennbar war, dass er Schmerzen hatte, und kurz nach dem Mittsommer hatte sein Herz schließlich versagt. Sie vermisste seine ernsthafte, zuverlässige Unterstützung, aber wenigstens übernahm Medrod einen Teil seiner Arbeit.
    »Ihr könnt den Dumnoniern keinen Vorwurf daraus machen, dass sie ihre Ernte lieber für sich selbst behalten wollen, wenn sie wissen, dass alles, was sie uns geben, dazu dient, einen Krieg jenseits des Meeres zu unterstützen«, meinte er.
    »Verstehen sie denn nicht, dass er notwendig ist?«, rief Gwendivar aus.
    »Für einen Bauern in Kernow oder einen Schafhirten im Seenland ist Gallien sehr weit entfernt.«
    »Ich bin sicher, die Gallier dachten auch, die Franken wären weit weg«, entgegnete Gwendivar barsch, »aber nun stehen sie vor ihren Toren. Man braucht keinen Merlin, um vorherzusehen, dass die Franken eines Tages mit ihren Schiffen vor den Klippen von Dubrae auftauchen werden, wenn man ihnen nicht auf gallischem Boden Einhalt gebietet.«
    »Aber nicht heute«, wiederholte Medrod. »Und dieser Tag, diese Ernte zählt für die Menschen. Sie verstehen nicht, weshalb ihr König sie aufgegeben hat. Sie sind nicht imstande, seine Träume zu teilen.«
    »Was kann ich nur tun?«
    Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Die Veränderungen setzten zwar langsam, in kleinen Schritten ein, doch jeder Tag, den der König in der Ferne verbrachte, ließ das Netz von Pflichtgefühl und Treue, das Britannien zusammengehalten hatte, weiter zerfasern. »Wie kann ich es ihnen nur begreiflich machen?«
    »Es ist Artors Traum!«, rief Medrod aus und erhob sich. »Soll er sie doch überzeugen. Es ist ungerecht, Euch diese Bürde aufzulasten!«
    »Wenigstens ist das etwas, was ich für ihn tun kann«, sagte Gwendivar traurig.
    »Und das ist etwas, was ich für Euch tun kann…«, erwiderte Medrod. Gwendivar spürte eine zärtliche Berührung an der Schulter, dann fühlte sie, wie seine starken Finger sie zu massieren begannen und die Spannung vertrieben, die ihre Muskeln an der Stelle verknotete. Unwillkürlich seufzte sie und lehnte sich gegen den Druck seiner Hände. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie viel Kraft sie gegen die Anforderungen des Alltags hatte aufwenden müssen.
    »Besser so?«, fragte er leise.
    »Wunderbar… wo hast du das gelernt?«
    Stille trat ein, während er auf jene Stellen drückte, an denen sich die Spannung am Halsansatz lösen würde.
    »Auch meine Mutter war eine herrschende Königin, wenngleich sie, anders als Ihr, nach Macht dürstete. Aber nach einem Tag bei den Steuerlisten wurde auch sie steif und wund. Sie hat mir beigebracht, wie man den Schmerz wegmassiert. An den Abenden stand ich hinter ihr, so wie ich jetzt hinter Euch stehe, während ihr Harfner spielte.«
    »Das hat sie dir gut beigebracht…«
    »In der Tat!« Er hörte sich verbittert an. »Sie hat mir viele Dinge beigebracht…«
    Einen Augenblick fühlte sich sein Griff beinahe schmerzlich an. Gwendivar gab einen unterdrückten Laut des Widerstands von sich, und er wurde wieder sanfter.
    »Was hat Morgause getan, dass sie dich so verletzt hat?«, erkundigte Gwendivar sich schließlich.
    »Manchmal glaube ich, ihre erste Sünde war, mich überhaupt auf die Welt gebracht zu haben. Aber kein Kind hasst sein Leben. Damals war sie für mich die Welt.« Er seufzte. »Und ich dachte, ich wäre für sie dasselbe. Ich wusste, dass sie mich meinen Brüdern vorzog. Sie behielt mich ständig bei sich, lenkte jeden meiner Schritte, meiner Gedanken, jedes meiner Worte. Ich liebte sie – ich hatte niemanden sonst, den ich lieben konnte.«
    »War das denn so schlimm? Oder hat sie sich verändert?«
    »Verändert? Erst, als es zu spät für mich war«, gab Medrod zurück. »Als ich begann, die Bedürfnisse eines Mannes zu verspüren, brachte sie mich zu

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