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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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verlieren. Ich werde niemals fern von dir sein. Wenn mein Körper in der Erde ruht, wird mein Geist über Britannien wachen… Wache mit mir, meine Königin, bis wir wieder vereint sind…«
    Sie ergriff seine Hand, und Artor lächelte. Er nahm Stimmen wahr – Bediver, Morgause und Ninive, die ob des überhasteten Anstiegs keuchten, doch er fand keine Kraft mehr, um zu ihnen zu sprechen. Er gestattete den Augen, sich zu schließen. Durch die Lider sah er immer noch Sonnenlicht; seine übrigen Sinne schienen sich zu schärfen. Sein Körper vermochte ihn nicht mehr zu halten; sein Geist drang nach draußen, durch die Erde, die Luft, das Wasser. Unter der Oberfläche, die er stets als Wirklichkeit anerkannt hatte, spürte er das wahre Britannien, jenes wahre Land des Herzens, das alles überdauern würde, ganz gleich, welche Übel sich in der Welt der Menschen ereigneten.
    Wieso nur, fragte er sich, hatte er so lange gebraucht, um dies zu verstehen?
     
    In Gwendivars Augen schien das Licht, das Artors Antlitz erfüllt hatte, langsam zu verblassen. Dafür nahm das Strahlen rings um sie zu. Sie zwinkerte die Tränen fort und schaute von der leeren Hülle auf, fragte sich, wohin er gegangen war.
    Morgause stieß einen Schrei der Klage aus, und als wäre dies ein Zeichen gewesen, stoben die Raben gleich einer schimmernden, schwarzen Wolke auf. Dreimal umkreisten die schwarzen Vögel den reglosen Leib, kreischten voller Kummer und Triumph zugleich. Dann sah Gwendivar, wie aus ihrer Mitte ein Rabe aufstieg und gen Süden davonflog. Im Licht der Sonne wirkte sein Gefieder leuchtend weiß.

EPILOG
    REX AETERNUS
    A.D. 1189
     
    »Es heißt, du kennst alle Geschichten Britanniens«, spricht der König. »Kannst du auch über König Arthur singen?« Er klopft auf ein ledergebundenes Buch, das auf dem Tisch vor ihm liegt. »Hier sind die Lais von Marie de France, die sie mir gewidmet hat. Auch den Brut und Geoffreys Historia habe ich als junger Mann gelesen. Zudem habe ich viele, viele Lieder von den Gauklern deines Landes gehört. Ich warne dich, es wird dir schwer fallen, etwas zu finden, das ich noch nicht kenne!«
    Der Barde neigt das Haupt. Er ist alt, wirkt aber kräftig und hat dunkle Augen unter buschigen Brauen. Er ist ein ausgesprochen großer Mann.
    »Gebieter, ich kenne zahlreiche Geschichten, die noch niemand gehört hat, über Arthur und vielerlei andere Dinge.« Im durch das Spitzfenster einfallenden Licht schimmert sein Bart silbrig vor dem schmutzigen Weiß seiner Robe.
    »Ha!«, ruft König Henry aus. »Dann setz dich, denn an meinen Eingeweiden nagt ein Fuchs, und eine gute Geschichte hilft mir vielleicht, den Schmerz zu vergessen.« Er hat die Burg von Chinon mit wunderschönen Dingen gefüllt. Der Stuhl, den er den Barden zuweist, hat einen Sitz aus rotem Leder und Beine, die wie die Klauen eines Gänsegeiers geschnitzt sind.
    »So starb König Arthur«, spricht der Barde. »Erdolcht von seinem Sohn.« Er spricht Französisch mit dem tiefen, melodischen Klang der keltischen Lande.
    Der König bedenkt ihn mit einem scharfen Blick. »Meine Söhne haben dasselbe getan, sowohl Richard, der sich gegen mich auflehnt, als auch John, der Ränke mit dieser Natter Philippe Auguste schmiedet, während er lächelnd meinen Namen preist. Aber du überraschst mich«, fährt er fort und trinkt einen weiteren Schluck Wein. »Die meisten Briten behaupten, dass Arthur niemals starb, sondern auf den westlichen Inseln schläft oder in einer Höhle in den Hügeln oder im Tal von Avalon. Auch die Waliser behaupten das, besonders wenn sie Aufstand predigen.«
    »Diejenigen, die von Avalon erzählen, kommen der Wahrheit am nächsten«, brummt der Barde. »Dort liegt er begraben.«
    »Und wie hat sich das zugetragen?« Henry zieht seine Robe enger um sich und lehnt sich mit einer hochgezogenen Augenbraue auf dem geschnitzten Stuhl zurück.
    »Die Schlacht von Camlann wurde im Norden Englands ausgetragen, nahe des Großen Walls«, erklärt der Barde, »nicht in Cornwall, wie so viele behaupten. Und nachdem der König gestorben war, brachte Königin Guinevere seinen Leichnam nach Süden und begrub ihn auf Inis Witrin, der Insel aus Glas, dem Ort, den man heute Glastonbury nennt.«
    »Tatsächlich?« Der König legt den Kopf schief, willens, sich unterhalten zu lassen. »Sag denn, wenn du so viel weißt, was für ein Mann war Arthur, und wie alt war er, als er seinem Ende begegnete?«
    »Ein großer Mann, so wie Ihr, und fünfundfünfzig

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