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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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gehorchen!«
    »Ihr seid die Tigernissa, Königin im Reich der Menschen«, sprach Morgause, in deren Antlitz etwas aufflammte, das zuvor nicht da gewesen war, »während ich Branwen bin, die Weiße Rabin, die im Land der Seelen herrscht.«
    »Beim Volk meiner Mutter könnte ich wohl auch als Königin zählen«, meldete Ninive sich zu Wort, »obwohl es der Wald ist, in dem ich herrsche.«
    »Mit drei Königinnen, die sich um ihn kümmern, wird Artor gewiss geheilt!«, rief Gwendivar aus, und in jenem Augenblick, als die Sonne so strahlend auf die Hügel herabschien, glaubte sie sogar daran.
     
    Als das Boot die Reise flussabwärts antrat, sah Morgause, wie zwei Raben von dem alten Schlehdornstrauch abhoben und ihnen voranflogen. Am nächsten Tag und den folgenden waren es schon ein Dutzend, die um das Boot kreisten, davor oder dahinter flogen.
    Gwendivar erstarrte jedes Mal, wenn sie die Tiere erblickte, als wollte sie den König verteidigen, obwohl die Vögel keine Anzeichen von Hunger zeigten. Die Krieger, die sie entlang des Ufers begleiteten, fassten die Anwesenheit der Raben anders auf und meinten, Lugos und die Herrin der Schlachten hätten ihre Vögel gesandt, um ihren Kämpen zu beschützen. Ninive behauptete, es sei Woden, der Merlin seinen Speer geschenkt hatte.
    Morgause hingegen besann sich, wie Artor das Haupt des Brannos im Weißen Berg von Londinium gefunden und Anspruch auf den Platz des alten Königs als Hüter Britanniens erhoben hatte. Es hieß, an jenem Tag wären die Raben, die ihren Führer erkannt hatten, zu ihm gekommen. Vielleicht waren es wirklich Brannos’ Raben, die ihm nun folgten; doch ob sie ihn zum Tode oder zu noch größerem Ruhm geleiteten, vermochte sie nicht zu sagen.
    Zunächst wateten einige der Männer mit dem Boot durch das Wasser, während es den Fluss hinabtrieb, halfen ihm über seichte Stellen hinweg und räumten Hindernisse beiseite. Doch alsbald wurde das Wasser tiefer, und es bedurfte lediglich eines gelegentlichen Paddelschlags des Bootsmanns, damit der König weiter sanft gen Luguvalium trieb. Eine der Königinnen war stets singend bei ihm und legte ihm vom Wasser des Flusses gekühlte Umschläge auf die glühende Stirn, während die anderen beiden mit den Kriegern ritten.
    Morgause spürte Artors Pein, selbst wenn sie nicht bei ihm war. Der Silberweiden-Aufguss, den sie ihm eingeflößt hatte, half wenig dagegen. Sie hatte ihn mit Laucheintopf gefüttert, dessen Duft sie aus der Wunde roch. Mittlerweile war sie sicher, dass die Eingeweide verletzt waren und im Bauch Fäulnisprozesse eingesetzt hatten, und wenn er im Fieberwahn von alten Schlachten stammelte, war sie nachgerade froh.
    Bevor der Cam in die Salmaes-Förde mündete, bogen sie in jenen Fluss ein, der nördlich von Voreda verlief, und reisten stromaufwärts, wobei das Boot vom Ufer aus von Männern mit Seilen geschleppt wurde, wenn es nötig war. Jede Nacht war ein klein wenig länger, und die Kraft des Königs schien mit der schwindenden Stärke der Sonne zu verebben. Er kämpfte immer noch – manchmal glaubte sie, er träumte deshalb vom Krieg –, doch immer öfter verließ ihn das Bewusstsein gänzlich, um dem geschundenen Leib einige Stunden unruhiger Erholung zu gönnen.
    Als sie endlich in Voreda eintrafen, rasteten sie, um eine Pferdesänfte zu bauen, ehe sie den letzten Teil der Reise in die Hügel antraten.
     
    Morgause holte tief Luft. In den großen Hügeln herrschte stets eine lebendige Stille, ein Gemisch aus dem Rascheln des Windes in den Blättern und dem Rauschen von Wasserfällen; oder vielleicht war es der Odem der Berge selbst, den sie hörte. Über ihnen trieb ein Rabe im Wind. Sie hatten im Schatten eines Birkenhains angehalten, um die Pferde vor dem letzten Anstieg verschnaufen zu lassen, und jene eigenartige Ruhe schien die ganze Welt zu erfüllen.
    Die drückende Wärme der Niederungen hatte Kraft aus Geist und Körper gesogen, doch mit jedem Schritt in die Hügel spürte Morgause, wie neue Energie sie durchflutete. Während sie den Tross zurückging, um nach Artor zu sehen, vermeinte sie, auch er müsste sich besser fühlen. Und tatsächlich war er wach und starrte mit fiebrigen Augen um sich.
    »Wo sind wir?«, flüsterte er.
    »Wir befinden uns knapp unterhalb des Steinkreises auf der Hügelkuppe.«
    Der König nickte. »Ich erinnere mich daran.«
    »Nach der nächsten Biegung führt der Pfad abwärts. Bald werden wir den See und die Insel sehen.«
    »Ich glaube nicht, dass

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