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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Vorhänge den Raum.
    Die Königin ließ sich auf die Bank sinken und ergriff Artors Hand. Sie fühlte sich warm an, als loderten darin immer noch die Feuer der Sonnenwende. Gwendivar legte die vom Ritt eiskalten Finger auf seine Stirn und sah, wie der zuckende Schmerz verebbte, der seine Träume heimsuchte, und wie die festen Lippen in dem krausen Bart sich zu einem matten Lächeln verzogen.
    Alsbald schlug er die Augen auf. »Ich habe geträumt, ich wäre in Demetia… auf dem Feldzug gegen die Iren. Aber du bist hier…«
    Gwendivar nickte. Auch in Demetia war sie bei ihm gewesen, doch in anderer Weise; damals hatte ihre Seele die seine gesucht wie eine Taube die Heimat.
    »Und ich bin hier – «, Artor verzog das Gesicht. »Wenigstens noch eine Weile…« Sie wollte schon widersprechen, doch er schüttelte den Kopf. »Ich habe immer erwartet, im Kampf zu sterben, aber ich hatte auf einen sofortigen Tod gehofft.«
    »Das ist nur das Wundfieber«, unterbrach sie ihn verzweifelt. »Wir haben dich schon einmal geheilt!«
    »Nun, wir werden sehen…« Seine Stimme erlahmte. »Gott weiß, nun, da wir endlich vereint sind, will ich…« Die Augen fielen ihm zu. Voller Panik beugte sie sich über ihn, aber er schlief nur.
    Sie schlang die Arme um ihn, rief die Göttin an, die sie am Beltene erfüllt hatte, und alsbald überkam Gwendivar nicht jene überschwängliche sexuelle Macht, die des Königs Manneskraft zum Leben erweckt hatte, sondern eine besorgte, mütterliche Zärtlichkeit – Brigantia, die ihren gefallenen Verfechter, ihr geliebtestes Kind tröstete.
    Während der verbleibenden Stunden der Dunkelheit döste Gwendivar ein wenig länger als in der Nacht zuvor, wobei sie den König fest in ihren Armen hielt. Als das Licht der Morgensonne durch das Rieddach sickerte, hörte sie draußen Stimmen. Als sie aufschaute, erblickte sie Ninive. Artor regte sich, als das Mädchen die Kammer betrat.
    »Du warst bei Merlin – «, sprach der König. Im zunehmenden Tageslicht sah Gwendivar nur allzu deutlich, wie das Fieber bereits begonnen hatte, an seinem Fleisch zu zehren.
    Ninive nickte und kam an das Fußende des Bettes. In ihrem zerschlissenen Umhang und mit im Haar verfangenen Blättern erinnerte sie an einen Waldgeist.
    »Wir waren im Wald von Caledonia. Er wollte zu Euch – «
    »Aber etwas ist geschehen. Während der Schlacht hat er mich berührt. Was hat er getan?«, erkundigte sich der König mit heiserer Stimme.
    »Wie es in der Wildnis üblich ist, überkam ihn jäh das Alter…«, berichtete Ninive stockend. »Er setzte seine letzte Kraft ein, um einen großen Zauber zu vollführen. Und als er vorüber war, fühlte ich ihn überall um mich herum, als wäre er nicht von uns gegangen, sondern in der Welt allgegenwärtig geworden.«
    »Vielleicht muss es so sein«, murmelte Artor. »Es war schon immer so, dass der Seher dem König vorausging…«
     
    Später an jenem Vormittag, nachdem Artor abermals in einen unruhigen Schlaf gefallen war, ließ Gwendivar sich überreden, hinaus ins Sonnenlicht zu gehen und ein wenig zu essen. Man hatte einen behelfsmäßigen Tisch aufgestellt und dünnes Bier, Gerstenbrot und harten Käse aufgetragen. Alsbald gesellten sich Ninive und Morgause zu ihr.
    »Wie schwer ist der König verwundet?«, erkundigte sich das Mädchen.
    Gwendivars Blick heftete sich auf das verfallene Tor, durch das sie den Rand der Böschung und das Schimmern des Flusses dahinter sehen konnte, als könne sie es zwar ertragen, die Antwort zu hören, nicht aber, sie in den Augen der älteren Frau zu lesen.
    »Schwer genug, wenn die Klinge nur die Muskelschicht durchdrungen hat, die den Bauch schützt. Aber wenn sie auch die Eingeweide erreicht hat…« Morgause schüttelte den Kopf. »Dann gibt es nichts, was ich tun kann.«
    Gwendivar drehte sich um. »Ihr seid die Herrin vom See! Wir müssen ihn dorthin bringen«, forderte sie voller Verzweiflung. »Der Kessel hat ihn schon einmal geheilt!«
    Morgause starrte sie an, als hätte sie ob des eigenen Kummers vergessen, wer sie war.
    »Könnte er das Gerüttel einer Pferdesänfte so lange ertragen?«, fragte Ninive und blickte von einer zur anderen.
    »Wenn er hier bleibt, stirbt er«, erwiderte Morgause bedächtig. »Und vielleicht können wir ihn einen Teil des Weges mit einem Boot befördern, wenn eines hier, so weit flussaufwärts, fahren kann.«
    »Wir versuchen es!« Unvermittelt erhob sich Gwendivar. »Ich bin die Tigernissa; sogar Bediver wird mir

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