Brixton Hill: Roman (German Edition)
auf. Ganz der große Bruder eben.
»Alan Collins, der Hacker.«
»Erinnere mich, bitte.«
Sie glaubte bemerkt zu haben, wie er ein leises Lächeln unterdrückte, und schoss zurück. »Wenn du deine herab lassende Privatschul-Eliteuni-Staranwaltsattitüde für eine n Moment lassen könntest? Danke. Der Typ, der mich stalkt. Weshalb ich eine neue Handynummer habe. Den ich überall im Internet blockieren musste. Du hast mir doch gezeigt, wie ich E-Mail-Adressen blockieren kann.«
»Oh, der Alan. Sorry, ich hatte seinen Namen vergessen. Oder verdrängt? Das liegt in deiner Männerzeitrechnung doch auch schon wieder Äonen zurück?«
»Haha.«
»Sag doch gleich: Der Typ, der an Weihnachten einen Berg von Paketen vor die Tür der Everetts gelegt hat, weshalb Tante Katherine das Bombenräumkommando rief.«
Die Everetts: So nannten sie die Familie ihrer Mutter: Katherine, die Tante. Frank, Katherines Ehemann. Vor allem aber: Patricia, die Großmutter der Zwillinge. Die Everetts lebten in Patricias großem Haus im West End. Sie arbeiteten alle drei für Patricias Bank, die Everett Privatbank.
Alan hatte irgendwoher gewusst, dass die Geschwister dort Weihnachten verbrachten, und tatsächlich zwei groß e Pakete vor der Tür abgestellt. Da kein Adressat aufgeführt war und Em nicht zugeben wollte, dass sie seit ein paar Wochen einen Verehrer hatte, den sie nicht loswurde, war Katherine zur Tat geschritten und hatte die Polizei antanzen lassen. Als Vorsitzende einer Privatbank war ihr Leben, so dachte sie, ständig in Gefahr. Das verstand man sofort bei Scotland Yard, und am Ende des Einsatzes war nichts in die Luft geflogen. Dafür hatten die Spezialisten der Polizei schöne Geschenke für ihre Kinder: Riesentedd ybären und andere Plüschtiere.
»Genau. Der Alan. Er schnüffelt mir immer noch auf Facebook hinterher, natürlich unter falschem Namen, und ändert dauernd seine Identität auf Twitter.«
»Sicher?«
Sie trank ihr zweites Glas in einem Zug aus. »So sicher, wie man sein kann. Kaum hatte ich ihn geblockt, kam eine Freundschaftsanfrage von einem Donny Doyle oder so ähnlich. Habe ich nicht in meine Freundesliste genommen, aber er hat meine Aktualisierungen abonniert und hebt bei allen öffentlichen Postings den ›Gefällt mir‹-Daumen.«
»Ist doch nett.«
»Eric.«
»Klar. Okay. Also Alan, der Hacker, alias Donny, der ›Gefällt mir‹-Daumen, ist hinter dir her. Und er hat auch gleich deine neue Telefonnummer rausgefunden, er wusste, dass du heute in dem Gebäude sein würdest, er hat jemanden angeheuert, um die Klimatechnik zu manipulieren und diesen ganzen Stunt abzuziehen … um sich an dir zu rächen? Weil du ihn bei Facebook geblockt hast?«
»Wenn du es so sagst, hört sich das ziemlich blöd an.«
»Vielleicht ist die Idee einfach auch nur ziemlich blöd.«
»Hey, dieser Typ kann alles mit Computern machen, ehrlich. Der hackt sich in jedes System rein!« Sie registrierte erstaunt, dass sie bereits angetrunken klang. Und dass die provokante Art, wie er mit ihr sprach, sie nicht etwa belustigte wie sonst. Im Gegenteil. Sie spürte, wie sie wütend auf ihren Bruder wurde.
»Kurze Zwischenfrage: Woher wusste er, dass du einen Termin bei Kimmy Rasmussen hattest?«
Em schwieg. Hob die Schultern. Starrte in ihr leeres Weinglas.
»Siehst du.«
Sie schlug mit der flachen Hand auf den Couchtisch. »Vielleicht hat er sich in meinen Onlinekalender gehackt. Was weiß denn ich? So ein Stalker recherchiert alles. Und wir speichern alles ab, oder nicht?«
»Ist er dir mal gefolgt, so in echt? Hast du ihn in diesem Jahr schon gesehen? In den letzten paar Wochen vielleicht?«
»Als ich vor drei Wochen in Brighton war …«
»Ich dachte gestern?«
»Da auch. Aber als ich vor drei Wochen schon mal in Brighton war, hat er mir eine Nachricht geschickt: Viel Spaß in Brighton. Keiner wusste davon.«
»Außer deinem Lover, nehme ich an.«
»Genau. Das heißt, Alan hat sich in meine Mails gehackt und liest alles mit, was ich schreibe, oder?«
»Du musst nur irgendetwas auf Facebook gepostet haben, und schon zeigt es an, wo du dich gerade befindest. Du schreibst was über das Wetter, und da steht automatisch: ›in der Nähe von Brighton‹. Kann es so nicht gewesen sein?«
»Wenn ich in Brighton gewesen bin, habe ich nie irgendetwas online gemacht. Aus genau diesem Grund.«
»Du kennst die Ehefrau?«
»Sie kennt mich.«
»Ich frage besser nicht weiter.«
»Nein.«
»Aber du denkst, dass Alan deine
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