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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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hatte erleben müssen, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie war streng genommen die Ältere und hatte sogar einen Tag vor ihm Geburtstag, weil sie vor Mitternacht geboren war, und Eric erst eine gute halbe Stunde danach. Natürlich hatte das überhaupt nichts zu sagen. Eric hatte stets auf sie aufpassen müssen. Die Rolle des Vernünftigen, des Besonnenen passte zu ihm: Er hatte sie ermahnt, wenn sie zu hoch auf einen Baum geklettert war. Er hatte sie gerettet, wenn sie sich mit den älteren Nachbarjungs angelegt hatte. Er hatte sie zum Arzt begleitet, wenn sie sich mal wieder verletzt hatte. Auch wenn sie überzeugt war, schon seit langer Zeit sehr gut auf sich allein aufpassen zu können, war sie froh, dass er heute bei Scotland Yard erschienen war. Dass er gnädigerweise die Wohnung mit ihr teilte, rechnete sie ihm ebenfalls hoch an. Welcher Bruder ließ mit dreiunddreißig noch seine Schwester bei sich wohnen, nur weil diese keine Lust hatte, sich etwas Eigenes zu suchen? Sich nicht festlegen wollte? Aber Eric hatte gerade keine Beziehung, und die einzige Bedingung, die er ihr gemacht hatte, war: Bring keine Männer mit. Ihre Weigerung, sich auch in Beziehungsdingen nicht festlegen zu wollen, ging ihm nicht nur auf die Nerven, sondern erschütterte fast schon sein Weltbild. Er glaubte an die große Liebe, an Ehe, an Familie, und das, obwohl er keinen Grund dazu haben konnte. Ihre Mutter hatte die Familie verlassen, als sie vier Jahre alt gewesen waren. Sie hatte nie wieder Kontakt zu ihren Kindern gesucht, und die beiden wussten nicht einmal, wo sie lebte. Oder ob überhaupt.
    Eric war der kleine große Bruder für sie, immer zur Stelle, immer da, immer mit endloser Geduld und mehr Zuwendung, als sie manchmal glaubte ertragen zu können. Eric war ein hervorragender Beobachter, und so war es wenig erstaunlich, dass er im Auto, kurz nachdem sie Jono vor einer Reihenhausbruchbude, in der er mit ein paar Kommilitonen hauste, abgesetzt hatten, zu ihr sagte: »Verrat mir, wen du verdächtigst.«
    Es wäre Unsinn gewesen, das »Ich weiß nicht, was du meinst«-Spiel zu spielen. Nicht mit Eric. Sie sagte, sie würde gern warten, bis sie zu Hause waren. Dort stürzte sie als Erstes ein großes Glas Wein hinunter, zog dann die Stiefel aus, warf den Mantel über einen Sessel, von wo Eric ihn aufsammelte, um ihn an die Garderobe zu hängen, und ließ sich auf die weichen Sofakissen fallen. Dann schenkte sie sich ein neues Glas ein.
    »Also?« Eric setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann das immer noch nicht glauben.«
    »Das mit Kimmy?«
    »Sie ist einfach gesprungen. Nein, nicht gesprungen. Sie ist … rausgeklettert. Als wäre unter dem Fenster fester Boden gewesen.« Langsam hob sie das Glas an ihre Lippen. Bevor sie trank, sagte sie: »Fünf Sekunden früher. Wir hätten sie retten können.«
    Eric sah seine Schwester lange an. »Das bringt nichts. Das weißt du.«
    »Wir hätten sie retten können!«
    »Em, das ist jetzt wirklich …«
    » Ich hätte sie retten können. DCI Palmer hatte recht. Ich war ihr keine gute Freundin.«
    »Das hat sie doch gar nicht …«
    »Ich wusste nicht mal, was in diesem Club in Toronto passiert ist«, unterbrach sie ihn wieder. »Weil ich nicht richtig zugehört habe. Sie hat es mir doch erzählt. Ich dachte, das ist eine alte Geschichte, ich muss mir nur merken, dass sie Angst vor Feuer hat. Nicht mal ihre Angst hab ich wirklich begriffen. Eric, was ist los mit mir?«
    Er schwieg, trank nun selbst einen großen Schluck. Dann, endlich: »Du hast immer noch nicht alles verarbeitet.«
    »Es ist eine Ewigkeit her.«
    »Das heißt gar nichts.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich bin anders. Wir sind so unterschiedlich, Em. Andere Zwillinge sind identisch. Wir sind komplementär.«
    Sie nickte, drückte sich tiefer in die Kissen.
    »Also, wen verdächtigst du?«, wiederholte Eric seine Frage, die er bereits im Auto gestellt hatte.
    »Alan«, sagte sie.
    »Alan?«
    »Dieser Typ. Du weißt doch.«
    »Du wirst verstehen, wenn ich nicht ganz so detailliert über deine Männergeschichten im Bilde bin. Im Übrigen bewundere ich es ja, dass du dir immer noch alle Namen merken kannst.«
    Sie reagierte auf diese Seitenhiebe schon gar nicht mehr. Eric übertrieb. Er tat so, als hätte sie jede Woche einen anderen. Natürlich wollte er sie gerade nur ablenken. Diese Sticheleien waren seine Art zu zeigen, wie sehr er sich um sie sorgte. Dann blies er sich immer

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