Brixton Hill: Roman (German Edition)
hatte, nicht einmal mit seinem eigenen Anwalt zu reden.
Kapitel 43
M it seiner Frau hingegen hatte Frank Everett schon längst geredet, bereits vor Jahrzehnten. Er vertraute ihr und liebte sie, weshalb er nicht wollte, dass irgendetwas zwischen ihnen stand. Katherine hatte bald darauf den wohl größten Fehler ihres Lebens gemacht und sich Robert Hanford anvertraut. Im Bett, nach dem Sex, ein letztes Glas Wein, bevor man wieder zu den jeweiligen offiziellen Partnern zurückkehrte, eine letzte Zigarette, die man sich teilte, und Katherine fragte, tatsächlich vollkommen arglos, ob Frank ihm viel über seine politische Vergangenheit erzählt hätte. Danach gab es für sie kein Zurück, und sie musste ihm alles erzählen. Seither kannte Robert ebenfalls Franks Geheimnis, und er wusste, wie kostbar es war, weshalb er es viele Jahre für sich behielt. Erst als er Frank dringend als Geschäftspartner benötigte, um die Mehrheit bei Braidlux zu übernehmen, stellte er ihn vor die Wahl: Entweder er beteiligte sich an Braidlux, was gegen seinen Vertrag bei der Everett-Bank verstieß und im Grunde einen Verrat an seiner Schwiegermutter darstellte, aber gleichzeitig lukrative finanzielle Gewinne bedeutete – oder Robert verriet Frank an die Presse. Das wiederum hätte weitreichende Folgen gehabt und wahrscheinlich sogar die Bank ruiniert.
Frank vertraute sich auch diesmal wieder seiner Frau an, die ihm sinngemäß riet: Scher dich nicht um die Alte, die kriegt das nicht mit. Katherine war natürlich klar, dass Franks Vergangenheit sie in den Abgrund reißen würde. Und sie konnte ihm schlecht sagen, dass sie ihm die Sache eingebrockt hatte. Frank glaubte bis heute, dass sein Freund Robert durch Zufall oder geschickte Recherchen hinter diese Geschichte gekommen sei. Manchmal grübelte er sogar nachts darüber, ob er sich irgendwann einmal ihm gegenüber verplappert hatte, eine unbedachte Äußerung, die Robert auf die richtige Fährte gebracht hatte. Seine Frau verdächtigte er nie.
Als Frank Everett anfing, seine Bedenken über die Geschäftspraktiken von Braidlux zu äußern, drohte Robert wieder mit Franks Vergangenheit. Katherine wollte Robert daraufhin spüren lassen, dass die Everetts die Kontrolle über ihn hatten. Sie sorgte dafür, dass im neu erbauten und noch nicht lange eröffneten Limeharbour Tower die Technik ausfiel. Leider kam es zu dem, wie sie es gern nannte, Zwischenfall mit Kimmy Rasmussen. Viel schwerwiegender war aber, dass ihr offenbar ein Hacker auf die Schliche gekommen war. Das jedenfalls hatte Miles Fielding, der für sie arbeitete, um Braidlux auszuspionieren und Robert Hanford in Schach zu halten, herausgefu nden. Er berichtete ihr, dass dieser Hacker wohl engen Kontakt zu Katherines Nichte Emma pflegte und Emma gerade getwittert habe, sie wisse, wer hinter diesem Anschlag auf Limeharbour Tower stecke.
Noch in derselben Nacht sollte das Feuer in der Wohnung von Emma und Eric ausbrechen. Dass Eric dort sein würde, war nicht geplant gewesen. Eric hätte bei einer Verabredung sein sollen. Er hatte Katherine noch am Morgen davon erzählt. Eine Frau, in die er sich verlieben könnte, hatte er gesagt.
Dass der andere Hacker sie nicht in Ruhe ließ, war ebenfalls nicht geplant gewesen. Sie sorgte persönlich dafür, dass Alan Collins endgültig den Mund hielt, indem sie ihn zu einem Gespräch zu sich bestellte. Leider war er wenig einsichtig, und sie musste Maßnahmen ergreifen.
Einzig das Problem Emma war noch nicht gelöst, und Robert Hanford wurde in der Untersuchungshaft unruhig.
»Wie lange soll ich noch warten, bis dieser lächerliche Verdacht aus der Welt ist, ich wollte deine Nichte umbringen lassen?«, fragte er sie nicht besonders freundlich, als sie ihn zusammen mit Alex besuchte.
»Es ist ein wenig komplizierter als gedacht«, sagte sie vage, aber zuversichtlich.
»Ich weiß immer noch nicht, wer zur Presse gerannt ist. Wer hat uns verraten? Emma doch wohl, oder?«
»Möglich.« Katherine würde einen Teufel tun, ihm zu sagen, dass sie es selbst gewesen war. Sie hatte die beiden Männer endlich aus dem Weg haben wollen. Das ewige Hin und Her, dieses »Wenn du dies nicht tust, dann verrat ich das über dich« war ihr auf die Nerven gegangen. Frank hatte sich kaum noch auf die Bankgeschäfte konzentrieren können, und Roberts schlechte Laune selbst bei offiziellen Anlässen war unerträglich gewesen. Sie hatte immer wieder gefragt: »Es läuft doch gut finanziell. Was wollt ihr denn
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