Brockmann Suzanne
sehen.“
„Aber das ist doch gut“, entgegnete Colleen. „Oder etwa nicht? Er war ehrlich zu dir, als es wirklich drauf ankam.“
„Colleen, sein Job war an die Bedingung geknüpft, die Tochter des Chefs zu umgarnen und zu heiraten!“ Ashley war immer noch völlig außer sich. „Was muss er für ein Mensch sein, sich auf so etwas einzulassen?“
„Vielleicht hat er ein Foto von dir gesehen und sich verknallt?“, wandte Colleen ein.
Ashley starrte sie an, als hätte sie sich mit dem Teufel persönlich verbündet.
„Ich sage ja nicht, dass ich das gut fände“, sprach Colleen hastig weiter. „Aber wie schlecht kann der Mann sein, wenn er sich wirklich in dich verliebt hat?“
„Hat er es denn?“, gab Ashley finster zurück. „Oder behauptet er das nur? Vielleicht ist sein Geständnis ja auch nur wieder eine Lüge.“
Verdammt! So hatte Colleen es gar nicht gesehen. Ashley hatte natürlich recht: Wenn sie es darauf anlegen würde, jemanden zu täuschen, damit er sie heiratete, würde sie so tun, als ob sie ihn liebte, ihm alles gestehen und ihn um Verzeihung bitten. Das würde ihr den Kopf retten, falls nach der Hochzeit jemals die Wahrheit ans Licht käme.
„Er hat mit mir geschlafen, Colleen“, sagte Ashley kläglich. „Und mein Vater hat ihn bezahlt.“
„Na ja“, wandte Colleen ein, „ich glaube aber nicht, dass dein Vater ihn dafür bezahlt hat.“
„Es fühlt sich aber so an.“ Ashley gehörte zu den Frauen, die auch dann noch hübsch aussahen, wenn sie weinten. „Weißt du, was wirklich dumm ist an der Geschichte?“
Colleen schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Ich hatte nicht den Mut, meinen Vater zur Rede zu stellen.“ Ashleys Lippen zitterten. „Ich bin fortgelaufen. Habe mich verkrochen.“
„Aber du schreibst ihm einen Brief“, erinnerte Colleen sie. „Das ist doch ein guter Anfang.“
„Clark findet, dass ich unbedingt ein Selbstbehauptungstraining machen sollte. Du weißt schon, so einen Kurs, bei dem man nur mit einer Wasserflasche und einem Jagdmesser in die Berge geht und erst zurückkommen darf, wenn man einen Bären erlegt hat.“
Colleen musste bei der Vorstellung lachen. „Du lässt dir Ratschläge von einem Jungen geben, der sich die Haare blau färbt?“
Ashley lachte auch, ein wenig zittrig zwar, aber immerhin: Sie lachte.
„Weißt du, was du meiner Meinung nach tun solltest?“, fragte Colleen. „Du solltest zurückfliegen und dir eine heiße Affäre mit Brad gönnen. Und zwar so, dass dein Vater das auch garantiert mitkriegt. Turtele in aller Öffentlichkeit mit ihm herum. Und dann, wenn du nächstes Jahr im Mai deinen Abschluss machst, schickst du den Typen in die Wüste und zeigst deinem Vater eine lange Nase. Du bestehst deine Prüfung hier in Kalifornien, nimmst einen Job als Strafverteidigerin in Los Angeles an und arbeitest nebenher noch pro bono für gemeinnützige Zwecke, nur um ihn so richtig zu ärgern. Ich jedenfalls täte das.“
„Könntest du das wirklich?“, fragte Ashley. „Eine Affäre mit einem Mann eingehen, ohne dich erst recht so richtig in ihn zu verlieben?“
Colleen musste an Bobby Taylor denken. Was würde geschehen, wenn es ihr gelang, ihn in ihr Bett zu lotsen? Sie dachte daran, wie sie neben ihm aufwachen würde. Ihm in die wunderschönen Augen lächeln würde, wenn er sich über sie beugte, um sie zu küssen. Sie dachte daran, ihn zum Flughafen zu fahren und ihm nachzuschauen, wie er zum Terminal ging. Fort von ihr, fort aus ihrem Leben. Ohne sich noch einmal umzuschauen.
Sie dachte daran, was das für sie bedeuten würde. Es würde ihr das Herz zerreißen. Zumindest ein wenig. Genug, um sie für immer zu verändern.
„Nein“, antwortete sie leise. „Ich glaube, ich könnte das auch nicht.“
8. KAPITEL
W arte!“, sagte Bobby, „Zoe, nein, wenn er heute freigenommen hat …“ … dann stör ihn bitte nicht. Aber Zoe Robinson hatte ihn bereits in die Warteschleife gelegt.
„Hallo Chief!“ Admiral Jake Robinson klang fröhlich und entspannt. „Was gibt’s? Zoe sagte, Sie rufen aus Boston an?“
„Ja, Sir“, antwortete Bobby. „Aber das kann bis morgen warten, Sir, denn …“
„Was macht die Schulter?“, unterbrach ihn der Admiral. Admirale durften einem ins Wort fallen, wann immer sie wollten.
„Ist schon viel besser.“ Natürlich war das gelogen. Es war typisch für Admiral Robinson: Er hatte offenbar angeordnet, über jede Verletzung, die einem der Männer in den SEAL-Teams zustieß,
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